Verliebt, verlobt, verheiratet. Das erste Kind, das zweite Kind – und dann werden sie nervig. Das Feuer erlischt, die Scheidung steht ins Haus. Was aber, wenn keiner sich die gemeinsamen Blagen aufbürden will? Christian hat es sich angeschaut…

Regie: Sven Unterwaldt Jr.

Darsteller: Carolin Kebekus, Maxim Mehmet, Axel Stein, Ludger Pistor

Artikel von Christian Jürs

Deutsche Komödien haben es bei mir schwer. Schon oft gab ich ihnen eine Chance. Doch egal ob Schweiger, Schweighöfer (eh dasselbe in jung), Riemann (wer fand die eigentlich in den 90ern lustig?) oder auch Herbig – keiner konnte mich überzeugen. Zuletzt war es wohl „Pappa ante Portas“ von und mit Vicco von Bülow (aka the artist, formally known as Loriot), der mich begeistern konnte (ist lange her). Doch jetzt wage ich mich todesmutig an das Filmdebut von Carolin Kebekus, die ich in der „Heute Show“ oder auch mit ihrem Soloprogramm „Pussy Terror“ zu schätzen gelernt habe. Da werden Hoffnungen wach, dass hier nicht so ein Debakel vorliegt wie der neulich von mir gesichtete „Das Pubertier“, der, von Leander Haußmann als zwanghaft lustige Posse inszeniert, gewaltig an meinen Nerven zerrte.

Dabei haben die beiden Filme mehr gemeinsam als erwartet. In beiden gibt es nervige Teenagerkids (naja, bei Haußmann war es nur eine Teenagerin, aber die nervte gleich doppelt so stark), in beiden Filmen klettert der Papa an einer Hauswand hoch und fällt „ach so lustig“ in den Vorgarten, in beiden Filmen gibt’s das befreundete, neunmalkluge Pärchen, welches im Grunde mehr Probleme hat als die Hauptdarsteller selbst (auch hier liegen Axel Stein und Jasmin Schwiers ganz klar vor den overactenden Detlev Buck und Monica Gruber). „Schatz, Nimm Du Sie!“ hat bei mir ganz klar die Nase vorn. Aber der Reihe nach.

Zunächst werden wir Zeuge, wie sich Marc (Maxim Mehmet) und Toni (Carolin Kebekus) auf einer Millenium-Sylvesterparty zunächst eine wilde Verfolgungsjagd um einen Laptop liefern und anschließend, pünktlich zum Jahrtausendwechsel, küssend in die Arme fallen. 16 Jahre später haben sie eine funktionierende Kleinfamilie samt Teenagertochter, kurz vor dem ersten Freund und einem etwas jüngerem, schüchternen Sohn, der zu allem Überfluss auch noch Veganer ist. Eigentlich also alles in Butter, doch beide leben neben ihrem Beruf (er arbeitet als Arzt in einer Klinik, sie leitet eine Großbaustelle) nur noch nebeneinander her. Die Leidenschaft von einst ist längst erloschen. Daher entschließen sich beide, ab sofort getrennte Wege zu gehen und die Scheidung einzureichen. In der Planung klingt dies ganz simpel: Einfühlsam die Kinder informieren, dann nimmt Toni die Kinder und Marc geht für ein halbes Jahr beruflich nach Haiti. Als dieser jedoch von seiner baldigen Ex-Frau mit seiner Kollegin in Flagranti erwischt wird und Mama auch noch das Angebot erhält, die Großbaustelle eines Windmühlenparks auf Malta zu leiten, gerät der Plan aus den Fugen. Daher sollen die Kinder „ganz unvoreingenommen“ selber entscheiden, bei wem sie leben wollen. So beginnt ein herrlich bitterböser Rosenkrieg, bei dem jeder dem anderen die Kinder ans Bein nageln möchte. So serviert Mama dem Veganersohn fortan Mettbrötchen zum Frühstück, damit dieser mal ein wenig Fleisch auf die Rippen bekommt. Papa bringt derweil seine Teenagertochter bis in den Klassenraum, wo er ihr auch noch einen Abschiedskuss aufzwingt. Doch das ist nur der Anfang einer immer wilder werdenden Schlammschlacht, die so böse daher kommt, dass garantiert kein Auge trocken bleibt…

Das hier vorliegende Remake der französischen Komödie „Mama gegen Papa – Wer hier verliert, gewinnt“ kann mit vielen ins (tief-)schwarze treffenden Gags punkten. Auch den Darstellern ist bis in die kleinste Nebenrolle der Spielspaß anzumerken (insbesondere Ludger Pistor als Tonis schmieriger Chef ist einfach herrlich). Die vielen Gaststars, die Frau Kebekus aus der „Heute Show“ und anderen Comedyformaten mitgebracht hat, versüßen den Filmgenuss. Da ist es beinahe zweitrangig, dass die Story von vorne bis hinten vorhersehbar ist. Klar endet alles im zuckersüßen Heile-Welt-Kitsch (der Trailer nimmt dies übrigens völlig selbstverständlich vorweg), immerhin haben wir hier nicht „Kramer gegen Kramer“. Trotzdem schafft es der Film, insbesondere für den Versöhnungsmoment einen gelungenen Bogen zur Eröffnungsszene zu schaffen. Leider – und hier liegt mein größter Kritikpunkt – hat der Film danach noch circa 15 Minuten auf der Uhr, die er mit einer albernen (und höchst unnötigen) „das Haus brennt“-Nummer verbringt, die den Gesamteindruck ein wenig trübt. Auch die in den Abspann verpackten Bonusszenen und Outtakes sind nur leidlich witzig. Wer bei den ersten Credits abschaltet, verpasst leider keinen guten Gag.

Im Bonusbereich gibt es leider auch nur Trauriges zu vermelden, spendiert EuroVideo dem Film doch lediglich den (spoilerlastigen) Kinotrailer. Keine Interviews, kein Making-Of, nüscht.

Fazit:

Fürs Kino zu wenig, auf der heimischen Couch jedoch gelungene Feierabendunterhaltung mit bitterbösen Gags, der am Ende die Puste ausgeht. Dank Kebekus, Pistor und zahlreicher Gaststars einen Blick wert.

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