Im zweiten Teil der „Kultkiste“ begeben wir uns in den Schwarzwald. Wen wir begleiten? Peter Munk, sein Name! Und der hat ein Problem. Für Ruhm und Reichtum tauscht er sein Herz gegen einen eiskalten Stein aus. Vorhang auf für einen wunderschönen DEFA-Film nach Wilhelm Hauff…

Regie: Paul Verhoeven

Darsteller: Lutz Moik, Hanna Rucker, Paul Bildt, Erwin Geschonneck

Artikel von Victor Grytzka

„Schatzhauser im grünen Tannenwald, bist schon viele hundert Jahre alt, Dir gehört all Land wo Tannen stehen, lässt Dich nur Sonntagskindern sehen.“ Mit diesem Vers will der Köhler, Peter Munk, seinem Glück auf die Sprünge helfen, um seiner Angebeteten ein schönes Leben zu ermöglichen. Der Schatzhauser, ein Wichtelmännlein, erfüllt ihm darauf drei Wünsche. Er möchte der beste Tänzer sein, eine eigene Glashütte sein Eigen nennen und immer so viel Geld in der Tasche haben, wie der reiche Ezechiel. Die Warnungen, seine Wünsche seien nicht durchdacht, schießt er in den Wind. Und so kommt es, dass er an einem Abend dem reichen Ezechiel die Taschen bei einem Würfelspiel leert. Nun glaubt er, die Taschen selbst voller Geld zu haben. Doch durch seinen Wunsch hat er genau die Summe in der Tasche, die Ezechiel mit sich führt – gar Nichts. In seiner Verzweiflung geht Peter einen Deal mit dem Holländer-Michel, einem Riesen, ein. Ruhm und Reichtum im Tausch gegen sein Herz. Er bekommt als Ersatz einen kalten Stein in seine Brust gesteckt – mit fatalen Folgen…

„Das kalte Herz“ war schon immer eines meiner Lieblingsmärchen. Hauff hat einen unverkennbaren Stil, der immer mit einer Moral daher kommt, das Ganze aber in wunderschön erzählte Geschichten packt, die – im Grunde – etwas realitätsnäher wirken, als es Märchen anderer Autoren tun. Verfilmungen dieses Stoffes gibt es Einige, doch Keine beeindruckt mich so sehr, wie die des deutschen Regisseurs Paul Verhoeven, der übrigens nicht mit dem niederländischen Hollywood-Verhoeven zu verwechseln ist.

DEFA-Filme versprühen immer ihren ganz eigenen Charme. Dieser zieht sich auch durch diesen Film. Die wunderschöne Schwarzwaldkulisse (obwohl im Thüringer Wald gedreht), mit den alten Straßenzügen und den wunderbaren Altbauten, läd zum träumen ein. Die ergänzenden Studiobauten versprühen einen Zauber, wie er bei moderneren Märchenumsetzungen nicht mehr zu finden ist. Die Kreativität und der Erfindungsreichtum, wie er – in Zeiten vor computergenerierten Effekten – nötig und wichtig war, wird hier in jeder Sekunde verströmt. Ein großes Ensemble aus namhaften Film- und Theaterschauspielern führt uns durch den knapp 100 Minuten langen Film und lässt uns vergessen dass wir es hier mit einem inszenierten und fiktiven Werk zu tun haben. Allen Voran möchte ich das Zusammenspiel zwischen Lutz Moik und der wunderbaren Hanna Rucker loben, die als verliebtes Paar – und im weiteren Verlauf auch als unglückliche Eheleute – eine wunderbare Vorstellung zum Besten geben. Dies zieht sich auch durch die Nebencharaktere. Sei es nun der Holländer-Michel, der gutmütige Schatzhauser, oder eben der schmierige Ezechiel.

Was als recht fröhliches Märchen beginnt, endet in einem düsteren Meisterwerk, dessen bedrückende Atmosphäre und dramatisch-trauriges Finale, zum nachdenken anregen. Was bringt uns all das Geld und all der Ruhm, haben wir doch Niemanden, mit dem wir unser wichtigestes Gut – die Liebe – teilen können? Was nützt ein dickes Konto, wenn wir dafür alle Prinzipien und unsere Moral über Bord werfen? Die wichtigste Botschaft jedoch, erreicht uns am Ende dieser wundervollen Inszenierung – es ist nie zu spät, etwas an sich zu ändern.

Der Film gehört in jede Sammlung, weil…

…Märchen ein Genre sind, die, egal aus welcher Zeit sie stammen, immer noch ein Körnchen Wahrheit enthalten. Wilhelm Hauff wusste Dies wie kein Zweiter zu vermitteln. Auch wenn es im Laufe der Jahre viele filmische Interpretationen des „kalten Herzens“ gegeben hat – keine trifft die Vorlage so auf den Kopf, wie dieser wunderbare DEFA-Film aus dem Jahre 1950. Eine Meisterleistung Verhoevens und des gesamten Produktionsteams.

Der Film ist in einer Vielzahl von Veröffentlichungen auf DVD und BluRay erhältlich. Remastered, nicht Remastered, in 4:3, in 16:9, in Märcheboxen, als DVD mit Hörspielbeigabe… Sogar als Heftbeilage, in der „Superillu“, war dieser Film schon vertreten. Welche Fassung Sie wählen bleibt Ihnen überlassen. Ich bevorzuge die remasterte 16:9 Variante aus dem Hause Icestorm.

Deutscher Kinotrailer:

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