Fragt man die „junge“ Generation (ab 2000) nach der Definition „Horrorfilm“, so werden dabei wahrscheinlich Titel wie „Saw“, „Conjuring“ und Ähnliches fallen. Doch was bis Heute den Ursprung des Horrorfilms wiederspiegelt wie sonst Nichts, tja, das sind die Klassiker aus den Universal Studios!

Artikel von Victor Grytzka

Ich erinnere mich noch genau. Als kleiner Bub, so im Alter von 5 oder 6 Jahren, war mir der moderne Horror noch kein Begriff. Zu brutal, zu angsteinflößend. Über allen Produktionen neueren Datums hing eine Wolke des „Verbotenen“. Zu dieser Zeit war mein Verständnis von Horror von den klassischen Monstern geprägt. Dracula, Frankenstein, der Wolfsmensch… das waren die Auswüchse der Nacht, die ich mir ansehen durfte. Daraus entstand eine Liebe die bis Heute Bestand hat…

Bela Lugosi, Boris Karloff, Lon Chaney Jr, Dwight Frye, Edward Van Sloan… das sind Namen, bei denen ich leicht feuchte Augen bekomme. Die Männer hinter den Masken, die Männer (und Frauen natürlich auch), die sich mit den Männern hinter den Masken anlegten. Damals, als der Tonfilm erst noch seinen Siegeszug antreten sollte schafften es die Universal Studios, unter der Leitung von Carl Laemmle Jr., ein neues Publikum für sich zu erschließen – den Horrorfan.

Natürlich war das Genre nicht komplett neu, denn Stummfilmbeiträge, oftmals die des deutschen Expressionismus, hatten den Weg geebnet. „Nosferatu“, „Der Golem“ oder „Das Cabinet des Dr. Caligari“ hatten dem Publikum schon so manchen eiskalten Schauer über den Rücken jagen können. Doch das neue Element des Tonfilms, der nun neben Musik auch Sprache für sich verbuchen durfte, legte nun mal den Grundstein für die Horrorszene so wie wir sie heute kennen.

Die Schauspieler, oftmals dem Theater entsprungen, fühlten sich sichtlich wohl mit dem „neuen Medium“, welches Universal auf die Menschheit los ließ. Denn schaut man sich die frühen Werke wie „Dracula“ oder „Frankenstein“ an, so fällt auf, dass diese über weite Strecken eher einer Theaterinszenierung gleichen, als einem „modernen Film“, wie wir ihn kennen. Einer der Faktoren, die diese cineastischen Meisterwerke zu einer unverkennbaren Art von Film machen.

Orchestrale Soundtracks, gekonntes Spiel mit Licht und Schatten, tolle Kostüme, Bauten, Masken – was hat man sich nicht Alles einfallen lassen. Das Filmhandwerk, wie es leider in modernen Zeiten immer mehr von CGI verdrängt wird, verströmt einfach ein Flair, wie es nur noch selten zu finden ist. Mag so mancher Film in den Augen der „jungen Wilden“ auch Heute etwas „billig“ wirken, so darf man Eines niemals vergessen. Jedes bunte Blockbusterkino mit Milliardenbudget hat genau DORT seinen Ursprung gehabt.

Sind die Filme, die damals reihenweise Damen und Herren ins Angstkoma fallen ließen, denn überhaupt noch gruselig? NEIN! Aber das macht nichts! Sie faszinieren, und darauf kommt es im Endeffekt an. Ich sehe die Universal-Klassiker gerne als eine Art Zeitkapsel die, wenn sie geöffnet wird, eine kleine Zeitreise in Gang bringt. Man taucht ein in eine Welt, von der sonst nur die (Ur)Großeltern berichten können und konnten. Eine Zeit, in der der Markt noch nicht übersättigt war, und Innovation in der Filmwelt noch gefragt war. Moment, denn…

…die ersten Genre- bzw. Franchisekiller hat Universal sich selbst gebaut. Nach den Erfolgen von „Dracula“, „Frankenstein“, dem „Unsichtbaren“ und wie sie alle hießen, machte man einen großen Fehler. Man brachte Sequel auf Sequel auf Sequel, gefolgt von Crossovers noch und nöcher! Die Folge war, dass die Qualität der Drehbücher abnahm, man die Produktionen immer „billiger“ runterkurbelte, und das Publikum irgendwann satt war. Und so war „House of Dracula“ von 1945, in dem Frankensteins Monster, Graf Dracula und der Wolfsmensch zu einem ultimativen Kampf der Titanen aufeinander trafen, der Tiefpunkt und zugleich Abgesang auf eine Ära.

Es folgten zwar noch ein paar Film(chen) in der Horror-Reihe, bevor man mit dem Komikerduo „Abbott & Costello“ noch mal alle Monster aus der Versenkung holte, aber diese waren eher bedeutungslos. Horror war zur „Massenware“ verkommen, ein Status, den ich in heutigen Zeiten auch wieder spüre.

Nach Universal übernahmen die „Hammer Studios“ einige Jahre später das Ruder, und verhalfen den „klassischen Monstern“ zu einem zweiten Frühling. Das soll aber eine andere Geschichte sein. Ich wünsche alles Gute und – gruseln sie sich schön!

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