Gerade noch hat Universum Film die Adventszeit im Heimkinomarkt mit einer ganz besonderen Perle eingeläutet, da gibt’s den Film im AMAZON PRIME Paket. Verdammt, wie schnell ein halbes Jahr vergeht. „Colossal“ ist eine erfrischend unkonventionelle Mischung aus Drama, Komödie, japanischem Monsterhorrorfilm und einem Hauch Thriller. Dazu gesellt sich eine umwerfende Anne Hathaway und ein überraschender Jason Sudeikis.

Regie: Nacho Vigalondos

Darsteller: Anne Hathaway, Jason Sudeikis, Austin Stowell, Tim Balke Nelson

Artikel von Christian Jürs

Gloria (Anne Hathaway) bekommt ihr Leben einfach nicht in den Griff. Nach einer durchzechten Nacht, die mittlerweile zum Standard bei ihr gehört, wird die arbeitslose Autorin kurzerhand von ihrem Freund Tim (Dan Stevens) vor die Tür gesetzt. Desillusioniert kehrt die Wahl-New Yorkerin in ihr kleines Heimatkaff zurück. Dort lebt sie fortan in einer beinahe möbellosen Wohnung und schläft auf einer aufblasbaren Matratze. Wie es der Zufall will trifft sie ihren alten Schulfreund Oscar (Jason Sudeikis) wieder, der die Bar seines verstorbenen Vaters weiterführt und Gloria prompt als Tresenkraft engagiert. Dort verbringt sie (auch nach Feierabend) feuchtfröhliche Nächte mit Oscar und seinen beiden Stammgästen Garth (Tim Blake Nelson), der gerne über das Leben sinniert und Joel (Austin Stowell), einem schüchternen Schönling. Nüchtern schafft es Gloria jedenfalls nie, den Heimweg anzutreten. Auf diesem kommt sie jeden morgen gegen kurz nach acht an einem kleinen Spielplatz vorbei. Nichts besonderes, sollte man meinen, doch schnell erfährt sie durch die Nachrichten, dass jedes mal, wenn sie diesen eigentlich harmlosen Ort betritt, zeitgleich in Seoul am anderen Ende der Welt ein überdimensionales Monster im Hafenbecken auftaucht.

Gloria wird schnell klar, dass sie das furchteinflößende, godzillaähnliche Monstrum mit ihrem eigenen Körper steuert. Am Ende einer weiteren Nacht voller kühler Drinks beschließt sie, ihren Freunden dieses Phänomen zu präsentieren. Zwar glaubt sie, die Situation unter Kontrolle zu haben, doch plötzlich stolpert die alkoholisierte, junge Frau. Mehrere Todesopfer am anderen Ende der Welt sind die Folge. Doch das ist nicht das Einzige, was in dieser Nacht im Hafenbecken von Seoul geschieht…

An einer Stelle meinen die Charaktere, dass sei alles wie in einem Wes Anderson Film, nur hoffentlich mit besserer Musik. Ganz so falsch ist diese Aussage nicht, auch wenn ich eher den Namen Judd Apatow in den Raum werfen würde. Hinzu gesellt sich der Handlungsstrang mit dem Kaiju-Monster und im weiteren Verlauf gesellt sich auch noch ein Thrillerpart hinzu.

Wer glaubt, mit „Sieben Minuten nach Mitternacht“ das einzige melancholische Meisterwerk mit einem Monster dieses Jahr gesehen zu haben, den wird „Colossal“ Lügen strafen. Denn während das Liam Neeson Vehikel zwar herzergreifend, aber weitestgehend vorhersehbar bleibt, wird man von diesem kleinen Meisterwerk des Regisseurs Nacho Vigalondos („Open Windows“) kalt erwischt. Gerade, wenn man glaubt den Film zu durchschauen, durchbricht er die Handlung und dreht diese um 180 Grad herum. Dabei heraus kam ein wundervoller Film, der uns und den Charakteren etwas über das Leben beibringt, dabei nie langweilig wird und auch in den dramatischen Momenten seinen feinen Humor nicht vergisst.

Effekte, Regie, Darsteller – nahezu alles in diesem Film passt perfekt. Insbesondere der sonst auf Komödien wie „Kill the Boss“ oder „Wir sind die Millers“ abonnierte Sudeikis zeigt hier alle Facetten seines Könnens. Auf seinen Auftritt in „Downsizing“ darf man gespannt sein.

Auf technischer Seite gibt’s nichts zu bemängeln bei der Scheibe aus dem Hause Universum. Bild und Ton sind erstklassig. Auch die Synchronisation ist einmal mehr gelungen. Hathaway wird wie gewohnt von Marie Bierstedt vertont und Sudeikis bekam auch seinen Stammsprecher Norman Matt verpasst. Im Bonusbereich herrscht jedoch Nachholbedarf. Lediglich eine „Behind the Scenes“-Featurette ist dort zu finden.

Fazit:

Wer hier einen Monsterkampf-No Brainer wie „Transformers“ oder „Pacific Rim“ erwartet, liegt vollkommen daneben. „Colossal“ bietet geniale Unterhaltung mit Figuren, die trotz der schrägen Situation authentisch daher kommen. Der Film ist einfach kolossal.

Trailer:

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