Koch Media pfeffert uns mal wieder einen Klassiker um die Ohren. Passend zum Weihnachtsfest gibt es einen Bronson mit schlecht gefärbtem Haar, in einem Mafiathriller, der von der Kritik durchaus positive Stimmen einheimsen konnte. Hab ich schon erwähnt, dass ich Mafia-Filme hasse?

Originaltitel: The Valachi Papers

Regie: Terence Young

Produktion: Dino de Laurentiis

Darsteller: Charles Bronson, Lino Ventura, Joseph Wiseman, Amedeo Nazzari

Artikel von Victor Grytzka

Bronson Fans hergehört. Bald dürft ihr wieder eine Lücke in eurer BluRay-Sammlung schließen. Mit „Die Valachi Papiere“ kommt nun Terence Youngs hochgelobter Mafia-Thriller, basierend auf wahren Begebenheiten, in das heimische Kino. Toll! Dumm nur, dass ich Mafiastreifen und Bronson so spannend finde, als würde ich Farbe beim trocknen zusehen. Na ja, es gibt nicht nur Schlechtes zu berichten. Dann wollen wir mal…

Joe Valachi (Charles Bronson) heuert als Fahrer bei der Mafia an. Es  dauert nicht lange, und sein Vorgesetzter wird von einer anderen „Familie“ umgelegt. Daraufhin soll Frieden geschlossen werden, denn die Familien im New Yorker Raum sind (angeblich) des Tötens überdrüssig. Es kommt wie es kommen muss – Puff, Peng, Knall – und der Obermacker des neu zusammengeschlossenen Clans darf sich ebenfalls die Radieschen von unten ansehen. So landet Joe in den Diensten von Vito (Lino Ventura) – zunächst geht alles glatt, bis ein Coup in die Hose geht. Nun steht auch Joe auf der Abschussliste. Als „Dank“ will er bei der Polizei auspacken, doch damit beginnen die Probleme erst.

Wie bereits erwähnt, basiert der Film auf den Aussagen des echten Valachi, der als erster die Mafia in den 60er Jahren ans „Messer“ lieferte. Wie frei das Duo Young / DeLaurentiis dabei vorgegangen ist vermag ich nicht zu beurteilen, da ich den Sachverhalt nicht kenne, deshalb werde ich mich rein auf den Film konzentrieren, so wie er als Endprodukt zu sehen ist.

Okay, ich gebe zu dass die „Valachi Papiere“ an sich toll inszeniert sind. Thrillerexperte Terence Young fängt die Atmosphäre eines New York der 1930er Jahre wirklich toll ein. Ein paar Ungereimtheiten gibt es (man achte auf die im Film verwendeten Fahrzeuge), doch das hat mich nicht gestört. Auch die Darsteller sind absolut erste Klasse. Richtige Charakterdarsteller und „Gangstervisagen“ vor dem Herrn. Anfangs mochte ich mich auch noch für den Plot, der sich um den Lebenswandel des Joe Valachi im Gangstermilieu dreht, absolut begeistern. Doch dann tritt etwas ein, was mich bis jetzt bei so ziemlich allen Mafiathrillern gestört hat. Es wird ein Ding gedreht, dann folgt eine Schießerei, hunderte Mafiosi werden mir um die Ohren gehauen und ich habe keine Ahnung mehr, wer denn nun zu wem gehört.

Klar, das mag daran liegen, dass dieses Genre mir einfach nicht liegt. Ich sehe da Männer in Anzügen, einer schießt hier, der andere dort. Es gibt immer einen in der Truppe der dem Big Boss seinen Posten streitig machen will. Schön inszeniert sind sie aber, die Gewaltexzesse, und sie lassen auch nicht die nötige Härte vermissen. Wirklich gefallen hat mir Bronson, der, obschon auch hier kein Mimikvirtuose, zumindest einen tollen Charakter abliefert. Denn Joe ist im Grunde ein netter Kerl, der einfach nur in Ruhe leben will um seinen „Ruhestand“ mit Frau und Kind zu genießen. Dass er dafür auch bereit ist alte Weggefährten ans Messer zu liefern macht ihn dabei noch sympathischer. Sogar gelacht habe ich. Denn flapsige Sprüche und tolle Wortgefechte zwischen Polizei und Joe gibt es hier zuhauf. Dass ich mal über einen Bronson lachen darf hätte ich mir auch nicht träumen lassen. Bronson wirkt einfach glaubhaft, sind seine Haare auch schlecht gefärbt. Wenigstens die schmale Rotzbremse hat er sich hier ausgespart. Seltsam, auf dem Cover ist sie zu sehen.

Die Sets sind stimmig, die Ausstattung versprüht das Flair der 30er Jahre, tolle Kameraarbeit… wie bereits erwähnt. Schön inszeniert. Nur mir hat das Ganze irgendwie nichts geben können. Ja, ich weiß. Der Shitstorm ist mir gewiss. Als „Unwissend“ und „Ahnungslos“ wird man mich bezeichnen. Dazu sei aber noch einmal gesagt, dass mir weder das Genre liegt, noch habe ich die „Valachi Papiere“ jemals zuvor gesehen. Der Nostalgiebonus den mir alte Zyniker, deren Uhr vor rund 30 Jahren stehen blieb, unter die Nase reiben werden, den gibt es bei mir nicht.

Zur Durchsicht lag mir die DVD Auswertung vor. Bild und Ton sind auf hohem Niveau. Die Tonspur liegt in Stereo (PCM 2.0) vor, und ist sehr klar und differenziert abgemischt. Tolle Bildschärfe, guter Kontrast und das Bonusmaterial (Featurette, Trailer, Galerien) überzeugen.

Fazit:

Man möge es mir verzeihen. Ein toller Bronson und eine stimmige Inszenierung reichten nicht um mich zu überzeugen. Fans des Genres werden aber sicherlich auf diese Veröffentlichung gewartet haben und dürfen beherzt zugreifen.

Trailer:

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