Wer A sagt, muss auch B sagen. Da wir Euch vor kurzem den Kultschocker „Phantasm – Das Böse“ aus dem Jahr 1979 ans Herz gelegt haben, nehmen wir den ebenfalls von Black Hill / Koch Media erschienenen zweiten Teil heute unter die Lupe. Ein Film, der wesentlich größer geriet.

Drehbuch und Regie: Don Coscarelli

Darsteller: James Le Gros, Reggie Bannister, Angus Scrimm, Paula Irvine

Artikel von Christian Jürs

Nachdem Don Coscarelli 1982 mit dem Fantasyfilm „Beastmaster – Der Befreier“ kein großer Wurf an der Box-Office gelang, wurde es ruhig um den Filmemacher. Doch 1988 bekam er vom Major Studio Universal die Chance, sein „Phantasm“-Universum um einen weiteren, zwar weitaus größeren, jedoch für Universal mit gerade einmal 3 Mio Dollar Budget relativ kleinen Film, zu erweitern. Doch das große Studio brachte Probleme um die künstlerische Freiheit mit sich. In vielerlei Hinsicht musste Coscarelli seine Vision überarbeiten, was hinter den Kulissen zu Unzufriedenheit führte.

So gab es bei der Besetzung die Bedingung, die unbekannten Hauptdarsteller A. Michael Baldwin und Reggie Bannister des Originals gegen bekanntere Gesichter zu ersetzen. Nach langem Hin- und Her konnte Coscarelli wenigstens Bannister an Bord behalten, musste jedoch Baldwin gegen James Le Gros ersetzen. Hier muss man jedoch zugestehen, dass diese Änderung dem Film nicht geschadet hat, da Le Gros einen guten Job gemacht hat. Baldwin jedoch war unzufrieden und blieb hier einmalig auf der Strecke.

Ein weiteres Zugeständnis an die Massentauglichkeit war die Einführung eines weiblichen Love-Interest für Mike. Somit war die Figur der Liz geboren, die von Paula Irvine dargestellt wird. Es sollte ihre größte Rolle werden. Anfang der 90er beendete sie ihre Schauspielkarriere. Auch hier kann man dem Studio allerdings nur recht geben, da der weibliche Part wunderbar mit dem Team Reggie und Mike harmoniert.

Als positiver Nebeneffekt des aufgestockten Budgets konnte Coscarelli hier viel tiefer in die Trickkiste greifen und somit eine wesentlich buntere Schar Monster auffahren. Negativer Nebeneffekt war natürlich das mit dem Budget verbundene Erreichen eines R-Ratings, welches in den späten 80ern wie so oft dazu führte, dass hier und da deutlich Federn gelassen werden mussten.

Die Geschichte beginnt direkt am Ende des ersten Teils, als der Tall Man (Angus Scrimm) Mike aus dem Spiegel heraus überrascht („Booooyy“), während Reggie im Wohnzimmer verweilt. Doch wir sehen diesmal das Geschehen aus der Sicht der Träume und Visionen von Liz. Auch wird die Szene erweitert und lässt unsere beiden Helden entkommen.

Danach gibt es einen Zeitsprung. Sieben Jahre sind vergangen die Mike in der Psychiatrie verbracht hat. Als scheinbar von seinen „Wahnvorstellungen“ befreit, macht er sich sogleich auf, den Tall Man zu jagen. Er wird dabei von Reggie überrascht und berichtet diesem, dass er von eingangs erwähnter Liz ebenfalls träumt und diese unbedingt vor dem Tall Man retten muss.

Schnell raufen sich die alten Freunde zusammen. Flugs wird sich bewaffnet mit Schrotflinten, Kettensägen und Flammenwerfern, um dem Tall Man endgültig den gar aus zu machen. Eine Reise quer durchs Land beginnt.

Dabei stellen unsere Helden fest, dass der Wirkungsbereich des Tall Man größer ausfällt als gedacht. Überall finden die beiden tote Städte, in denen der Tall Man seinen Dienst verrichtet hat um weitere Leichen zu Zwerg-Sklaven (!!!) in seiner Welt umzuwandeln. Auch der gerade verstorbene Großvater von Liz soll diesen Weg beschreiten, was diese natürlich verhindern möchte.

„Phantasm 2“ kommt wesentlich linearer daher als sein Vorgänger. Auch die Vorgabe seitens Universal, keine Traumsequenzen in den Film einzubauen (es sind trotzdem welche vorhanden), trug der Massentauglichkeit bei. Ich persönlich mag den ersten Teil sehr, muss aber gestehen, dass ich mit diesem wesentlich kurzweiligeren zweiten Teil noch viel mehr anfangen kann. Natürlich überlässt uns dieser Film nicht mehr die Interpretationsmöglichkeiten des ersten Teils (alles nur ein Traum?). Nein, er nimmt uns natürlich auch diese mögliche Variante des Vorgängers. Trotzdem ist „Phantasm 2“ weit davon entfernt, dass Franchise kaputt zu machen. Im Gegenteil, hätte der Film einen einschlagenden Erfolg an der Kinokasse gehabt, wären Liz, Mike und Reggie sicher schnell zurück gekehrt. Doch dem war leider nicht so. Mit 7 Mio Dollar Einspiel wurde der Film als Flop gewertet und Coscarelli musste fortan wieder kleinere Brötchen backen.

Blackhill und Koch Media hingegen haben bei dieser Veröffentlichung jedenfalls keine kleinen Brötchen gebacken. In glasklarem HD-Bild und mit glasklarem Ton (auch bei der deutschen Tonspur) können wir ab jetzt den Abenteuern von Reggie und Mike beiwohnen. Auch im Bonusbereich gibt diese 3 Disc Variante Vollgas. So finden wir neben diversen älteren und neueren Making Of´s noch Interviews, Trailer, Bilder und einen Audiokommentar von Coscarelli, Scrimm und Bannister. Am interessantesten sind jedoch die Deleted Scenes und Workprint Scenes, die hier reichhaltig Einblick in das Gesamtkunstwerk geben. Mehr Bonus geht einfach nicht.

Gleicher Regisseur, weitestgehend gleiche Besetzung und der gleiche, hypnotische Soundtrack. Dank des höheren Budgets wuchs das Tall Man Universum hier zu einem beeindruckenden 80er Horrorflick, der auch heute noch Spaß bereitet. Wenn Reggie und Mike mit Flammenwerfer und mehrläufiger Schrotflinte auf Monsterjagd gehen, dann rockt das auch noch heute. Besonders in einer so schönen Auflage.

Und hier noch die beiden anderen Covervarianten:

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