Jean Reno und Hong-Kong-Star Andy Lau in einem Film? Was kann da schon schief gehen? Eigentlich Einiges. Der Film ist kein französisches Kino, sondern ein reiner Hong-Kong-Film mit einem dicken Jean Reno als Gaststar. Und das hat tatsächlich Potential – denn der asiatische Cast ist erstklassig und Stephen Fung als Regisseur des Neo-HongKong Styles nicht unerfahren…

Originaltitel: Xia dao lian meng

Regie: Stephen Fung

Darsteller: Andy Lau, Jean Reno, Shu Qi, Eric Tsang, Yo Yang

Artikel von Kai Kinnert

Das Hong-Kong-Kino liebt Polizisten und Profigangster, meist sind sie alle ein Meister ihrer Klassen. Ein Netzwerk aus Respekt, Hass oder schlichter Schlitzohrigkeit verbindet diese Figuren oft miteinander. Hier ist es der alternde Bulle Pierre (Jean Reno) der den Meisterdieb Dan (Andy Lau) hinter Gittern brachte und ihn nach seiner Freilassung abholt – eben weil Pierre glaubt, das ein Dieb immer ein Dieb bleibt und Andy Lau gleich wieder einen Bruch begehen wird. Immerhin hat Andy Lau was aus dem Louvre geklaut, was der Film im Vorspann schnell klar macht. Doch Dan lehnt die Mitfahrgelegenheit dankend ab und geht zu Fuß. Pierre weist die sofortige Beschattung Dans an, der auch gleich in einem französischem Raststättencafé mal eine Tasse Kaffee trinken geht, um dann blitzschnell seinem Verfolger mit einem Hubschrauber, der hinter dem Café stand, zu entkommen. Das ist mal ein echter Profi, würde ich sagen, denn der Polizei ist der Hubschrauber hinter dem Café scheinbar nicht aufgefallen. Soweit die ersten fünf Minuten des Films.

Der Regisseur Stephen Fung ist ein Kind des Hong Kong Kinos der späten 90er. Als Schauspieler beginnend, drehte er später als Regisseur den durchaus gut-knalligen Actionkracher HOUSE OF FURY mit Anthony Wong und produzierte 2015 die AMC Serie INTO THE BADLANDS. Die Erzählweise des asiatischen Kriminalistenkinos ist für westliche Augen meist hektisch und im Spiel immer etwas over the top. Stunts und Knallereien haben meist Bumms, aber der Rest zappelt unausgewogen.

Hier jedoch nicht. Fung erzählt schnell und ist dabei typisch asiatisch in der Figurenzuspitzung und ihrer Präsentation. Er platziert Jean Reno und Andy Lau gekonnt in einem erstklassig gefilmten Setting. Die Kamera ist agil und doch nicht hysterisch, das Licht geschickt gesetzt, die Brennweiten erstklassig gewählt. Obwohl die Figuren zu keinem Zeitpunkt realistisch sind, verhindert die Souveränität der gestandenen Schauspieler Andy Lau und Jean Reno mit Hilfe der Kamera ein Abrutschen des Filmes in trashige Untiefen. Reno spult hier zwar auch nur routiniert den gewieften Bullen runter, doch er verpasst den Szenen sein eigenes Timing und ist enorm präsent. Man kann von Jean Reno halten was man will, aber hier zeigt er mit wenig, das er viel kann.

Der Stil des Films ist auf großes Abenteuer angelegt und begleitet wird das Ganze mit einer bondschen Adventuremusik, nichts ist real, alles ist zugespitzt und doch zugleich durch den Schnitt reduziert. Fung weiß um beste Hong-Kong-Film Ästhetik, glasklar und brilliant ist die Farb-Lichtgestaltung, die Bluray wurde von Koch Media erstklassig abgemischt. Rein optisch beweist Stephen Fung mit ADVENTURERS, das die Dynamik des asiatischen Actionkinos in Sachen Frechheit und Eleganz dem amerikanischen oder europäischen Kino noch immer Voraus ist.

Natürlich ist der Streifen voll mit asiatischen Kinkerlitzchen, wie zum Beispiel, dass jeder irgendeine HighTec App auf seinem Handy hat und Codes und Tresore total tricky-leicht zu knacken sind, oder das Audi noch immer die erste Wahl bei Verfolgungen auf französischen Straßen ist. Doch als die Story dann um Eric Tsang als Onkel in Prag erweitert wird, eröffnet Regisseur Fung den Film ins echte Oldschool-Hongkong-Kino und braucht sich dabei optisch nicht vor Johnny To zu verstecken. Denn mit Tsang kommen die Triaden ins Spiel und der Film verlegt seinen Schwerpunkt auf Andy Lau, der von nun an in ein Katz und Maus Spiel verwickelt wird.

ADVENTURERS ist ein reiner Hong-Kong-Film mit echten Stars aus Asien. Der Film bedient ein europäisches Action-Setting, wie es von Jacke Chan seit RECHTER ARM DER GÖTTER eingeführt worden ist. Und ADVENTURERS macht es ganz gut. Trotz seiner optischen Opulenz wird der Film mit seiner Hirn-Aus-Handlung nie pomadig und versteht es immer wieder, sein westlich orientiertes Publikum einzufangen. Jean Reno spielt gefühlt 40 Prozent des Filmes mit. Auf dem asiatischen Filmplakat dominiert klar Andy Lau. Dazu kommt noch die charmante Shu Qi ins Spiel, die sich nett ihr Foto für den Einbruch in einen Tresor ergaunert. Und als die Truppe um Andy Lau dann auch noch ein Burg einnehmen muss, pendelt der Film endgültig zwischen James Bond und Mission Impossible hin und her – nur noch raffinierter, denn die Protagonisten sind ja ein Meister ihres Fachs. Das alles geht meist fluffig von der Hand und hält den Zuschauer bei der Stange – sollte er für das asiatische Abenteuerkino offen sein. Stephen Fung hat seinen Film wirklich gut bis in die Nebenrollen besetzt, die Tricks sind besser als bei Jackie Chan und die Gimmicks nicht blöder als bei Bond oder Cruise. Die Action ist souverän und auf Zack, bleibt allerdings kurz gehalten. Zu ruppig gibt sich der Film nicht, eher stylisch und fast familientauglich. ADVENTURERS ist ein guter Jean-Reno-Film – oder ein gelungener, aber etwas gebremster Andy-Lau-Film. Ganz wie man will, der Film hat Spaß gemacht.

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