Im Rahmen der „Rache der Galerie des Grauens“ beglückt das Label Anolis Fans düsterer Science-Fiction. Der 27. Tag feiert mit diesem Release sogleich bei uns seine Heimkinopremiere, war er doch zuvor nur im Kino, zu Zeiten an die sich eure (Ur)Großeltern noch erinnern mögen, und im Pay-TV zu sehen.

Originaltitel: The 27th Day

Regie: William Asher

Darsteller: Gene Barry, Valerie French, Arnold Moss, George Voskovec

Artikel von Victor Grytzka

„Ein Deutscher, ein Russe, ein Amerikaner, eine Chinesin und eine Engländerin betreten ein Raumschiff…“ Nein, nein, das wird jetzt kein schlechter Witz. So in etwa beginnt die Geschichte, die am 27. (Titel gebenden) Tag ihr Ende finden soll. Eines sei Vorab gesagt – wer Science-Fiction mit viel „Pew-Pew“, Planetenkulissen und achtköpfigen Mutanten sucht, der wird hier nicht fündig werden. Wer es allerdings ruhiger mag, drohende Endzeitszenarien schätzt und gerne Charakteren bei längeren Dialogen zuhört, der wird hier fündig.

Evelyn Wingate, Jonathan Clark, Su Tan, Dr. Bechner und Ivan Godofsky haben eine Sache gemeinsam. Sie werden von einem Wesen aus einer anderen Welt auf sein Raumschiff geholt und bekommen sogleich eine schier unerträgliche Bürde auferlegt. Ihnen werden Kapseln ausgehändigt, die – sofern sie von ihrem Besitzer zugänglich gemacht werden – die Macht haben, Menschen auf einem Gebiet von 3.000 Quadratmeilen auszulöschen. Drei Kapseln erhält jeder der Entführten. Der Außerirdische tut dies, da seine Welt dem Untergang geweiht ist und er sich sicher ist, dass die Menschen – in der Vergangenheit nicht für verantwortungsvollen Umgang mit Macht bekannt – sich selbst zugrunde richten werden. Damit hätte er freie Bahn um mit seinem Volk auf die Erde umzusiedeln. Als wäre diese Situation nicht schon unangenehm genug für unsere Protagonisten, so hat der Universenbewohner tatsächlich noch ein fieses Ass im Ärmel.

Mh… ich bin ein wenig hin und her gerissen. Obwohl ein eher ruhiger Vertreter seiner Art, weiß der „27. Tag“ mich doch auf so vielen Ebenen zu überzeugen. So sind die Figuren, welche hier im Zentrum der Handlung stehen, allesamt sehr konsequent in ihrem Handeln und zeigen ein großes Bewusstsein für die Last die sie nun verantwortungsvoll tragen müssen. Einige sind da Konsequenter als andere, und greifen auch schon einmal zu drastischen Methoden um der Versuchung zu widerstehen. Einen (anfangs) bequemen Weg gehen dabei Eve und Jonathan, verschanzen sie sich doch einfach in einer Hütte und harren der Dinge die da kommen mögen. Allerdings schläft die Welt nicht, und ein Feindbild hat man sich (leider) sehr offensichtlich auserkoren. Wer jetzt denken mag: „jahaha  der Deutsche war es garantiert“, der irrt gewaltig. Wie es sich für einen ordentlichen amerikanischen Feind vergangener Tage gehört ist der Russe der, der sofort an einen vernichtenden Schlag denkt. Eines muss ich aber dazu anmerken, es ist nicht der brave Soldat der etwa einknickt, nein, sein hasserfüllter Kommandant foltert und manipuliert ihn, und sorgt so dafür dass er freien Zugang zu den tödlichen Kapseln erhält.

Vielleicht ist es ja Zufall dass nun unbedingt ein „Genosse“ herhalten musste, allerdings bräuchte man sehr viel Phantasie um diesen Fakt zu übersehen. Jegliche Bedrohung geht von den Leuten „hinter dem eisernen Vorgang“ aus, und es wird wirklich keine Gelegenheit ausgelassen die Wodka saufenden und Kaviar fressenden „Kalinka-Singer“ als Achse des Bösen darzustellen. Kommt echt scheiße wenn man so mit Vorurteilen um sich wirft, nicht wahr? Finde ich auch, deswegen hinterlässt dieser Aspekt der – an sich interessanten – Geschichte einen faden Beigeschmack bei mir. Allerdings werde ich mir jetzt nicht die Mühe einer pseudowissenschaftlichen Analyse bezüglich dieses Themas machen, denn ich bin nicht dazu da in langweiligen Ausschweifungen die Welt zu erklären. Dies überlasse ich den verbrauchten Veteranen der vergangenen Tage, die zu einem Tee und einem knisternden Pfeifchen die jungen Generationen verteufeln. Aber ich schweife ab.

Als Nebenplot hat man noch eine Romanze in den Film geschrieben. Soll diese wohl so etwas wie ein Lichtblick in diesem recht tristen Szenario sein, in meinen Augen war sie vorhersehbar, störte aber auch nicht sonderlich. Gelungen ist die Auflösung am Ende des Films, allerdings bleibt man uns eine logische Erklärung schuldig. Sei es drum, es handelt sich doch immerhin noch um SciFi, und da gelten keine Regeln. Wie bereits am Anfang erwähnt sollte man keine Effekt- und Actionzaubereien erwarten. Das Gesamtpaket ist eher „zweckmäßig“ und konzentriert sich darauf Charaktere und Handlung voranzutreiben. Der Cast gleicht dies jedoch mit viel Sympathie und Talent wieder aus.

Ich ziehe meinen Hut vor Anolis, was die Qualität und Ausstattung der Silberlinge betrifft. Alles in allem präsentiert sich das Bild sehr Kontrastreich und sauber, so dass man ein Staubfleckchen und einen Kratzer hier und da verzeiht, und ihn als „charmant“ interpretiert. Die Tonspuren, vorliegend in DTS-HD 2.0 Mono, sind ordentlich, wenngleich auch die deutsche Fassung ein wenig zischelt und etwas kraftlos daher kommt. Da ist der Originalton etwas gefälliger. Als Bonus gibt es neben der US-Kinofassung noch die deutsche Fassung mit alternativen Credits, Es befinden sich zudem zwei Audiokommentare, diverse Vorspannsequenzen, Trailer und Werbematerial auf der Disc. Ein gut geschriebenes Booklet mit Hintergrundinformationen rundet das schöne Gesamtpaket ab.

Auch wenn ich mit der Charakterzeichnung nicht immer ganz auf einer Linie bin und es auch einige Plotholes in den rund 75 Minuten gibt, so ist „der 27. Tag“ dennoch ein guter Genrevertreter. Auch ein ruhiger Film darf gefallen. Es muss dabei nicht immer eine halbe Galaxie in Schutt und Asche gelegt werden. Alleine die tolle Zusatzausstattung macht die Scheibe zu einem Pflichtkauf. Zugreifen!

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