Mitch Rapp ist der Held einer Romanreihe, die auf den Pfaden von James Bond, Jason Bourne, Jack Reacher, Jack Bauer, Jack Ryan… halt von Typen mit dem Anfangsbuchstaben „J“ im Vornamen wandelt. Doch Rapp ist besonders, beginnt sein Vorname doch mit einem „M“. Dies hier ist seine erste Geschichte. In einem Film, der ganz kurz in Deutschland nicht für Jugendliche freigegeben war…

Regie: Michael Cuesta

Darsteller: Dylan O´Brien, Michael Keaton, Scott Adkins, Taylor Kitsch

Artikel von Christian Jürs

Der Einstieg in das Universum des Mitch Rapp ist so schockierend wie großartig. Unser Held, gespielt vom Mittzwanziger Dylan O´Brien, den man aus den „Maze Runner“ Filmen kennt, ist gerade dabei seiner Freundin Katrina (Charlotte Vega) am Strand von Ibiza einen Antrag zu machen. Doch just als das junge Glück auf das Ereignis anstoßen möchte, zerstören schwerbewaffnete, islamistische Terroristen eben dieses. Während Mitch schwerverletzt überlebt, stirbt Katrina im Kugelhagel.

Alleine diese Eröffnung ist es wert, „American Assassin“ zu sichten. Mit dem realen Attentat am Strand von Tunesien im Jahr 2015 im Nacken, wirken diese Bilder beängstigend echt nach. Doch auch in den Folgeminuten bestaunt man gebannt das Geschehen. Denn Mitch wird von diesem Moment an nur noch von dem Gedanken an Rache angetrieben. Rache an den Verantwortlichen dieses unmenschlichen Massakers und dem Tod seines Herzblattes.

Also schmeißt der junge Mann mit den einst so großen Plänen sein Studium hin, um fortan an der Schußwaffe, im Kampfsport und in Arabisch ausgebildet zu werden. Es dauert 18 Monate (die für uns im Zeitraffer vergehen) und er  kann sich zu der Terrorzelle heranarbeiten, die für das Ibiza Massaker verantwortlich war. Doch als er sich Auge in Auge mit dem Auftraggeber befindet, greift plötzlich das CIA ein, eliminiert die Terrorzelle und nimmt ihm somit die Rache.

Da dieser Einsatzerfolg nur möglich war, weil Mitch den Geheimdienst auf die Spur der Täter gebracht hat, bietet man ihm einen Posten in einer Spezialeinheit an. Hierfür muss er sich vom alten Haudegen Stan Hurley (Michael Keaton) ausbilden lassen. Das ist zwar alles vollkommen unglaubwürdig, doch dank der funktionierenden Chemie zwischen O´Brien und Keaton funktionieren auch die weiteren Folgeminuten hervorragend. Zumal sich auch noch B-Actionstar Scott Adkins unter den Rekruten befindet. Doch dessen Screentime ist leider sehr begrenzt und wirklich zeigen darf er auch nicht, was er kann (also kämpfen, nicht schauspielern).

Begrenzt ist auch meine Erinnerung an dass, was nun folgt. Denn die Geschichte um den Oberbösewicht und Söldner „Ghost“ (Taylor Kitsch) ist zwar gut besetzt worden und auch nicht wirklich unspannend, aber auch nach dem einmal eins aus dem Agentenfilmhandbuch entstanden. Natürlich hat Ghost böse, böse Pläne und eine todbringende Waffe. Natürlich hat er noch ein Hühnchen zu rupfen mit seinem ehemaligen Ausbilder – SURPRISE – Stan Hurley. Natürlich retten die Helden den Tag. Überraschungen bleiben im weiteren Verlauf leider aus.

Das soll nicht heißen, dass man an „American Assassin“ in der zweiten Hälfte keinen Spaß haben kann. Im Gegenteil, der Film ist temporeich, hart, solide inszeniert und vor allem halt gut besetzt. Doch erwartet man, wenn sich unter den Drehbuchautoren Namen wie Edward Zwick („Last Samurai“) oder Stephen Schiff („Ein wahres Verbrechen“) befinden, doch ein wenig mehr.

Apropos Härte, als der Film einst im Kino anlief, trug er das 18er Zertifikat seitens der FSK. Doch nach nur zwei Tagen wurde der Film, dank eines Einspruchs von Studiocanal, auf ein massentauglicheres FSK 16 heruntergestuft. Klar, der Film ist nicht ohne und vor zehn Jahren hätte man wohl die „Keine Jugendfreigabe“ – Kennzeichnung auch kommentarlos hingenommen. Doch die veränderten Sehgewohnheiten machen hieraus einen waschechten Sechzehner. Für diesen Einsazu darf man Studiocanal gratulieren.

Bild und Ton sind selbstverständlich über jeden Zweifel erhaben und auch an Bonusmaterial geizt die Scheibe nicht. So gibt es neben Interviews mit dem Hauptdarsteller und dem Regisseur noch den Trailer und ganze drei  Featurettes (zB. „Im Visier: Der Weg zum Killer“ oder auch „Menschliche Waffen: Training und Stunts“). Hier freut sich das Herz eines Filmfans.

Handwerklich gelungener und gut besetzter Actionstreifen. Wie Jason Bourne für Erwachsene. Leider ist die Story etwas überraschungsarm, Actionfans werden aber trotzdem ordentlich bedient. Quasi Feierabendunterhaltung zum Abreagieren.

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