Der Titel ist Programm. Der Mann ist kein Mensch, sondern ein Penis, der in der Vagina einer Frau Gott näher sein kann, als in der Kirche. So zumindest die Ansicht von Frauenversteher Rocky, der gerade seine Memoiren schreibt und unfreiwillig auf seinen, bis dahin, unbekannten Sohn Thorben trifft, der frisch aus der Psychiatrie ausgebrochen ist. Rocky soll ihm nun beibringen, wie man eine Frau flachlegen kann. Ein ungewöhnlicher, deutscher Film, den wir Euch hiermit erneut näher bringen wollen.

Regie und Drehbuch: Jan Henrik Stahlberg

Darsteller: Jan Henrik Stahlberg, Franz Rogowski, Susanne Bredehöft

Artikel von Kai Kinnert

Thorben (Franz Rogowski) ist ein Opfer des Internet-Zeitalters. Er lebt digital. Alles ist Ficken und Porno. Nur leider nicht bei ihm, denn er ist einfach ein Idiot und hält selbst das jüdische Denkmal in Berlin für einen von der Stadt errichteten „Lustgarten“ um Frauen abzuschleppen. Zur Dummheit kommt noch ein Aggressionsproblem. So kommt Thorben dann auch wegen versuchter Vergewaltigung in einem Edeka in die Psychiatrie, aus der er prompt gleich wieder ausbricht und per Anhalter nach Berlin flüchtet. Das er dabei immer wieder aus dem Auto fliegt, erstaunt nicht. Dabei filmt Thorben fleißig mit seinem Handy und lädt es in seinen Videokanal Sharkfish hoch, dessen größter Fan „Bukake“ ist.

Zugleich schreibt in Berlin der schwanzintellektuelle Alt-68er Rocky (Jan Henrik Stahlberg) während seiner Arbeitszeit als Grafikdesigner seine Memoiren als größter Stecher zwischen Wuppertal und Kreta nieder. Damals schneidig attraktiv, Rettungsschwimmer in der Ägäis, ist Rocky heute nur noch der Typ „einsamer Deutschlehrer“ mit Hund. Zwar ist Rocky in seiner Gedankenwelt immer noch ein Frauenversteher, doch was nützt die Theorie wenn man ob seiner Notgeilheit an den Frauen scheitert. Seine Anmachen sind so peinlich, dass man am liebsten wegschauen würde. Und da klingelt Thorben, nun endlich in Berlin angekommen, vor seiner Tür und behauptet sein Sohn zu sein. Von ihm möchte er lernen, wie man bei einer Frau landet, denn seine Mutter hat immer von ihm geschwärmt.

Nun sind plötzlich zwei erbärmliche Männer, gefangen im primitiven Geschlechterverständnis, als Notgemeinschaft vereint und versuchen nicht nur bei den Frauen zu landen, sondern erleben auch eine Vater-Sohn-Beziehung. Rocky, der analogen Zeitprägung der 60er bis 80er entsprungen, und Thorben, ganz ein Opfer des digitalen Zeitalters, eint die fehlende Selbstreflexion, die Dummheit und der Trieb. Zusammen schaffen sie es, ihre eigene Spirale noch tiefer zu schrauben. Denn ähnlich wie in Muxmäuschenstill (Stahlberg war da „Mux“) gibt es für solche fehlgeleiteten Figuren keine Rettung. Man schaut nur ihrem immer weiteren Absturz zu und amüsiert sich über den daraus resultierenden Witz und die konsequenten Absurditäten. Das ist kein Familienfilm.

Die Figuren sind ätzend und messerscharf gezeichnet, sie besitzen, trotz ihrer Dumpfheit eine intellektuelle Gewandtheit. Aber es nützt einfach nichts. Es gibt keine Erkenntnis für die beiden. Stahlberg führt Rocky und Thorben nicht vor, dafür sorgt die Logik ihrer Persönlichkeit schon von selbst. Der Film ist hervorragend gespielt, gut geschrieben und passend minimiert in Szene gesetzt. Dabei bedient sich Fikkefuchs einer fast skandinavischen Offenheit. Geschlechtsteile sind zu sehen, Pornoszenen und eine wirklich widerlich-lustige Sequenz zwischen Vater und Sohn.

Fikkefuchs ist ein Independentfilm, keine Filmförderung und kein TV Sender war an der Produktion beteiligt. Das hätte mich auch gewundert, denn hier winkt auch schon mal Lars von Trier durch. Der Film besitzt eine künstliche Authentizität, ähnlich wie bei Muxmäuschenstill, führt diese dann aber reduziert-dreckig in einem ruhigen Erzählton weiter. Hier und da hätte man Straffen können, aber der großartigen Leistung der Darsteller Franz Rogowski und Jan Henrik Stahlberg ist es zu verdanken, dass man auch während der Längen am Ball bleibt.

Fikkefuchs hat mich in seiner Gesamtheit angenehm überrascht. Ich hatte nichts erwartet und bekam einen fiesen, kleinen Film, der Herz und Konsequenz hat. Nicht alles ist gelungen, hier pulsiert irgendwo das Unvollkommene des professionellen Undergrounds, doch ist der Film in seiner Sache geschlossen und entlarvt Rocky und Thorben bis zur, im wahrsten Sinne des Wortes, vollgeschissenen Unterhose. Da musste ich echt wegsehen, die Szene mit der Unterhose werde ich so schnell nicht vergessen, zumal das noch nicht alles war.

Der Film liegt irgendwo bei Muxmäuschenstill und auf eine abstrakte Art und Weise auch bei Mann beisst Hund. Wer die Filme mochte, bekommt mit Fikkefuchs lohnenswerten Nachschlag. Alle anderen dürfen hier getrost einen Blick wagen, vorausgesetzt man mag kleine, verquere Filme mit schrägem Witz.

Trailer:

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