„Haben Sie manchmal Déjà-vus?“ fragte Bill Murray in „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Ich hab heute anscheinend auch eins. Denn erneut bespreche ich den Film Mutant. Nur hat dieser Film, der zur VHS-Zeit als „Mutant II“ vermarktet wurde, nichts mit dem Corman-Klassiker „Mutant-Das Grauen im All“ aus dem Jahre 1982 zu tun.

Originaltitel: Mutant / Night Shadows

Alter deutscher Videotitel: Mutant II

Regie: John „Bud“ Cardos & Mark Rosman (ungenannt)

Darsteller: Wings Hauser, Bo Hopkins, Jody Medford, Jennifer Warren

Artikel von Christian Jürs

Ja, „Forbidden World“ aka „Mutant – Das Grauen im All“ ist schon ein geiler Streifen. Als dann mit „Mutant 2“ die vermeintliche Fortsetzung bei „Intercontinental Home Entertainment“, die heute keine Sau mehr kennt, erschien, war die Vorfreude groß. Doch die Blase sollte schnell platzen, denn schnell war klar, dass es sich hier nicht um eine Fortsetzung handelte. Wo waren die Raumschiffe? Wo die Sexszenen? Stattdessen gibt es Dunstzombies. Auch mal was Neues.

Richtig gelesen. Die Zombies dünsten grünen Qualm aus. Das „Warum“ wird hier nicht gespoilert, denn es ist ein wohl gehütetes Geheimnis bis zum letzten Drittel des Filmes. Doch anfangs hantieren die Untoten noch im dunklen, was den Gruselfaktor in diesem Falle erhöht. Ja, am Leben hält, denn sobald die Zombies sichtbar werden, kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus.

Doch dazu später mehr. Kommen wir erst einmal zur Darstellerwahl, die ziemlich gut in diesen zutiefst amerikanischen Videoheuler der 80er hineinpassen und ihren Rollen tatsächlich sympathische Züge verleihen können. Da wären an vorderster Front die Brüder Josh und Mike, die von Wings Hauser und Lee Montgomery dargestellt werden. Hauser war kurze Zeit Star in billigen Erotikthriller-Produktionen für den Videomarkt („Mind, Body and Soul“). Aber auch im unterirdischen „Watchers 3“ durfte er den Helden markieren. Heute ist er in vielen Serien als Gast zu sehen. Ich wurde jedoch nie wirklich warm mit dem milchgesichtigen Lockenkopf in der Rolle des smarten Helden. Doch in „Mutant – Night Shadows“ ist er treffend besetzt. Er spielt Josh, den älteren Bruder, der eine Fahrt aufs Land mit Mike unternimmt. Lee Montgomery, der schon als kleiner Junge im „Landhaus der toten Seelen“ kein gutes Ende nahm, passt hier auch sehr gut.

Da Landbevölkelkerung scheinbar nur aus Beschränkten besteht, drängen eine Gruppe Hillbillys die beiden Brüder absichtlich mit den Worten „Wir wollen hier keine Fremden!“ in den Fluss. Im angrenzenden Kaff finden die Jungs nur wenig Hilfe. Ein Großteil der Bewohner ist verschwunden, was aber scheinbar niemanden juckt. Auch der Sheriff, der anrücken muss, als Mike und Josh eine Leiche entdecken, ist zunächst keine große Hilfe. Doch Bo Hopkins mausert sich in seiner Rolle als Sheriff Will Stewart zum heimlichen Star des Filmes. Das ist zwar keine Auszeichnung mit der man sich bewerben sollte, doch fand ich den saufenden Sprücheklopfer, den man immer wieder zwischendurch beim ermitteln beobachten darf und der im Finale dann handfest zupacken darf, äußerst sympathisch.

Natürlich ist die Leiche pfutsch und niemand glaubt den Fremden, die dank fehlender Abschlepphilfe nun im Hinterland festhängen. Man möchte ihnen „Get Out“ zurufen, doch da ist es schon zu spät. Mike verschwindet und fortan verbringt Josh die Laufzeit mit der Suche nach seinem geliebten Brüderchen.

Doch es gibt auch noch zwei starke Frauenrollen in diesem Film. Zum einen der Wings Hauser Love Interest Holly Pierce (welch ein Name). Diese wird gespielt von Jody Medford. Die gute Jody hat ansonsten nur einen Credit im Frauenknastfilm „Chained Heat“ an der Seite von Linda Blair und Sybil Danning. Ich sollte da mal reinschauen, denn hier gibt sie sich hoch zugeknöpft. Natürlich hilft sie bei der Suche. Doch immer wieder wenn sie in Gefahr gerät erinnert sie mich an Gaby Glockner. Kreisch, kreisch, Tarzan rette mich. Dieser ist natürlich in Form von Wings Hauser immer zur Stelle um seine Damsel in Distress zu befreien.

Als Kanonenfutter endet natürlich Frau Nummer zwei, Dr. Myra Tate. Diese kommt, dargestellt von Jennifer Warren, wesentlich tougher daher und erklärt uns Zuschauern in einer herrlich absurden Szene auch die Ursachen der Zombieseuche. Denn während sie links im Bild palavert, mutiert ein Kollege rechts im Hintergrund in eines dieser Zombiewesen. Natürlich völlig unbemerkt von der pflichtbewussten Ärztin, die kurz zuvor noch unseren Helden zusammenflicken durfte. Damit war ihr Job erledigt und ab über den Jordan. Dabei ist es doch unser Held, der trotzdem er laut Dr. Tate eine toxische Reaktion auf die Berührung einer Leiche bekam, im weiteren Verlauf eine andere Leiche dann fest in die Arme schließt. Gelernt hat er wohl nix von ihr. Trotzdem ist Held am Leben und Ärztin tot. Eine ungerechte Filmwelt.

Doch mit ihrem Abgang bekommen wir auch das Zombie-Make Up zu Gesicht, welches ausschaut wie eine Mischung aus Herman Munster und den Zombies in Romeros „Dawn of the Dead“. Hinzu kommt, dass alle mutierten beim gleichen Lehrer Schauspielunterricht genommen haben wie der kleine Junge in „Hölle der lebenden Toten“ – Overacting wäre eine Untertreibung.

Ich werde nicht weiter auf die Handlung eingehen, denn irgendwie bereitet der Film ja Spaß. Richtig gelesen, waren die Klischeefiguren, die miese Karnevalschminke, das Overacting, die fehlende Härte (selbst damals mussten nur 9 Sekunden an brennenden Untoten weichen) oder die hanebüchene Story, nichts deutet auf einen guten Film hin. Ist er ja auch nicht. Aber aus den Gründen, aus denen ich den Film damals scheiße fand, finde ich ihn heute richtig geil. Generation SchleFaz halt.

Viel Mühe gegeben haben sich auch die Digidreams Studios um Oliver Krekel. Das Cover der Amaray, welches samt Pappschuber daher kommt, ist schick gestaltet und orientiert sich eng am alten Videocover. Ein Wendecover mit anderem Motiv inklusive. Qualitativ kommen Bild und Ton ordentlich daher, wobei ich bei den Tonspuren die 2.0 Tonspur dem 5.1 Upmix bevorzuge. Das Bild ist recht scharf, nur in einigen wenigen Einstellungen scheinen Filter vergessen worden sein, da hier die Farbgebung plötzlich anders daher kommt. Kann aber auch am Material an sich gelegen haben, schwer zu beurteilen.

Im Bonusbereich gibt es neben dem Trailer noch Bildergalerien (unter anderem die Berichte aus der Fangoria), ein 16 seitiges Booklet und die alte, deutsche Videofassung, die teilweise anders abgetastet wurde. Hier gibt’s nix zu meckern.

Fans von Videothekenschund der 80er dürfen sich freuen. „Mutant – Night Shadows“ aka „Mutant II“ ist ein herrlich blöder Horrorfilm, in dem Figuren auch mal stockbesoffen sind und innerhalb einer Szene komplett ausnüchtern. Dafür müssen sie aber gegen wild grimassierende Amateurschminke-Zombies mit graugesprühtem Haar und tödlichen Ausdünstungen kämpfen. Ein Spaßmacher.

Trailer:

PS: Eine Anekdote noch zum Schluß: Der Präsident der Produktionsfirma, Edward L. Montoro, stahl nach dem finanziellen Flop des Filmes 1 Millionen Dollar vom Firmenkonto und gilt seither als verschwunden. Ob er in der Karibik lebt oder ob ihn die Dunstzombies geholt haben, bleibt ungewiss. Seltsam? Aber so steht es geschrieben.

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