„Dampfe vom Hof, Klofliege!“ – Wenn der Juwelendieb Sam zusammen mit Lieutenant Kodijack auf Edelsteinjagd geht, gibt es nicht nur turbulente Daueraction, sondern auch die coolsten verbalen Ergüsse der Synchronlegenden Arne Elsholtz (R.i.p.) und Thomas Danneberg. Jetzt erhältlich in einer Wahnsinns 4 Disc Edition.

Originaltitel: Aces go Places / Zui jia pai dang

Regie: Eric Tsang

Darsteller: Sam Hui, Karl Maka, Sylvia Chang, Dean Shek

Artikel von Christian Jürs

Ich muss in etwa acht Jahre alt gewesen sein, als meine Eltern mit den Videobändern von „Mad Mission 1 und 2“ aus der „Nord Videothek“ bei uns in Lübeck nach Hause kamen. Keiner von uns wusste so recht, was ihn erwarten würde, aber hinterher waren sich alle einig: MAD MISSION IST GEIL!

Ja, die Abenteuer von Sam (Sam Hui), dem Dieb mit dem Herz am rechten Fleck,  Kodijack (Karl Maka), dem Clouseau unter den Hongkong Cops und Ha-Tung (Sylvia Chang), der knallharten Polizistin, die schnell dem Charme *hust* von Kodijack erlegen ist, vereinen alles, was eine Actionkomödie in den frühen Achtzigern besitzen musste, um der ganzen Familie zu gefallen: Verfolgungsjagden, waghalsige Stunts, Slapstick und vor allem blöde Sprüche Marke Bud und Terrence. Und da haben die Synchronstudios voll ins Schwarze getroffen. Denn während Sam Hui vom genialen, aber leider mittlerweile verstorbenen Arne Elsholtz gesprochen wurde, bekam Kodijack das Stimmtalent Thomas Danneberg verpasst, der seinen Part irgendwo zwischen John Cleese und Dan Aykroyd ansiedelt und dabei die größten Lacher erntet.

Die Geschichte ist der englischen Komödie „Ooh… You Are Awful“ aus dem Jahre 1972 entliehen. Sam klaut bei einer geschäftlichen Abwicklung der Mafia deren Diamanten und entkommt auf spektakuläre Art und Weise (muss man gesehen haben). Dabei hinterlässt er eine Spur in Form eines weißen Handschuhes, der die Mafia glauben lässt, der Täter wäre einer der ihnen bekannten Profikiller (Robert Houston) gewesen. Sie setzen diesem ein Ultimatum, um die Steine wiederzubeschaffen. Doch Charlie (Dean Shek), der Kumpel von Sam hat die Klunker versteckt und das Geheimnis des Ortes auf den Hintern zweier Mädchen tätowieren lassen. Doch leider kann Charlie keine weiteren Auskünfte mehr geben, findet er sein Ende doch aufgrund einer Liebelei mit der Schwester des fiesen Gangsterbosses Capone im Schornstein eines Schiffes. Notgedrungen muss Sam sich mit dem Chaoscop Kodijack und seiner Flamme Ha-Tung verbünden, bevor der weiße Handschuh sie erwischt…

Was einem in „Mad Mission“ an Stunts geboten wird, ist schon sensationell. Seien es die Kung-Fu Szenen, als auch die artistischen Szenen (Sam Hui balanciert unter anderem ungedoubelt auf einem Seil zwischen zwei Häusern, während unter ihm der Verkehr weiter läuft) sind bemerkenswert und brauchen sich hinter einem Jackie Chan Film aus den 80ern nicht zu verstecken. Ebenso die Fahrzeugstunts sind toll und bieten diverse Massenkarambolagen. Hier kann man allerdings im Finale häufiger bei genauerem Hinsehen die Trickkiste der Filmemacher enttarnen. So überschlagen sich die Autos nie durch die explodierenden Fernsteuerautos (Ja, die gab es hier schon Jahre vor „Dirty Harry 5“), sondern durch Autowracks, die von den Unfallwagen angefahren werden. Aber das schmälert den Spaß nicht wirklich.

Kinder der 80er werden hier sicherlich ein breites Grinsen beim wiederentdecken bekommen. Allen Anderen sei gesagt, dass vor allem Fans der Sprücheklopfersynchros von „Die Zwei“, den Rainer Brandt Belmondos oder eben auch der Bud Spencer und Terence Hill-Streifen an den deutschen Vertonungen ihre Freude haben werden. Beispiele gefällig? Bitte sehr:

  Sam: „Das Zeug riecht und schmeckt wie Pferdeapfel, außerdem ist es so saftig wie „n Stück Teppich!“

Kodijack: „Sag ja, aber schnell!“ – Sam: „Ich sag ja, aber schnell!“

Ha Tung: „Kodijak … wie siehst du eigentlich aus … mit Haaren?“ – Kodijak: „Die Frau hat Horrorvisionen! Wie würd ich denn aussehen? Wie einer ohne Glatze!“

Kodijack:“Ich habe einen spanischen Namen: Carlos Glatzos.“

Doch auch Filmkenner werden ihre wahre Freude haben, denn innerhalb der ganzen Reihe werden Film- und Serienklassiker parodiert. So trägt Kodijack hierzulande nicht ohne Grund seinen Namen (in der Originalversion lautet sein Name Albert Au). In einer Szene wird gar Peter Sellers Inspector Clouseau per Foto eingeblendet. Es wird erklärt, dass dieser ebenso wie Kodijack auf der Jagd nach dem weißen Handschuh wäre, jedoch derzeit nicht verfügbar wäre (Sellers war zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre tot).

Damals erschien der Film, wie auch seine Nachfolger, in unterschiedlichen Versionen, was bei asiatischen Produktionen nicht unüblich war. So, kürzte man für den internationalen Markt gut zehn Minuten an Comedyelementen (unter anderem das Treffen zwischen der Feldmaus und der Waldmaus…ääähh… zwischen Charlie und Sam im Restaurant „Zum siebten Himmel“ fiel der Schere zum Opfer). Die westliche Version war somit actionorientierter. Die alte, deutsche Kino- und Videofassung wurde zusätzlich um ein paar Handlungselemente erleichtert. So fehlte unter anderem die oben erwähnte Peter Sellers-Anspielung völlig.

Erwähnen muss ich noch kurz den genialen Soundtrack, der sofort ins Ohr geht. Den Titelsong hat Hauptdarsteller Sam Hui übrigens selbst komponiert und gesungen.

Jetzt habt Ihr da draußen die Qual der Wahl, denn in der Reihe Classic Cult Collection bekommt Ihr alle drei Versionen auf einmal. Hierbei liegen alle drei Fassungen in bislang noch nicht dagewesener, hervorragender Qualität vor (ein echtes HD-Master existiert leider weltweit nicht, trotzdem ist das Bild erstaunlich scharf). Lediglich die alte, deutsche Kinofassung hat den Abspann mit englischen, nicht cantonesischen Credits abbekommen und dies in minderer Bildqualität. Auch findet man in den untertitelten Szenen der längeren Fassungen den ein- oder anderen Fehler. Stichwort: Kodojack. Aber das sind Kleinigkeiten, über die man gerne hinwegsehen kann.

Weiteres Bonusmaterial besteht aus diversen Bildergalerien und dem Trailer des Hauptfilmes in der Original-, sowie der Exportfassung. Auch die Trailer zu den Fortsetzungen dürfen natürlich nicht fehlen. Alle Filme liegen auf BluRay und DVD bei, was die Anzahl von vier Scheiben erklärt. Mir persönlich hätte zwar eine Doppel-BluRay ausgereicht, bei dem günstigen Kurs, zu dem der Film angeboten wird, dürfte aber niemand etwas zu meckern haben.

„Grüß die Waldmaus von der Schlange an der Telefonzelle!“ – Es war eine wahre Freude, den ersten Teil der Kultreihe wieder zu entdecken. Teil 5 ist bereits auch auf dem Markt (Review folgt in Kürze). Teil 2, der mein ewiger Favorit bleibt, erscheint im April. Ick freu mir.

Trailer:

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