Dinos, Urmenschen, Vulkanausbrüche. Caprona erweist sich nicht gerade als Ferienparadies. Umso besser für den Zuschauer, der die kultige Interpretation des Romanklassikers „The Land that time forgot“ nun endlich in wunderschöner HD-Abtastung und in voller Länge genießen darf. Ein tolles „Creature Feature“ aus dem Hause Koch!

Originaltitel: The Land That Time Forgot

Regie: Kevin Connor

Darsteller: Doug McClure, John McEnery, Susan Penhaligan, Bobby Parr

Artikel von Victor Grytzka

Lange vor „Jurassic Park“ gab es einen Film, der die Massen begeistern konnte. Dinosaurier waren schon immer beliebt, ein Paradebeispiel dafür war der Roman-Klassiker „The Land That Time Forgot“, und so nahm sich der britische Regisseur Kevin Connor im Jahre 1975 einer Adaption des Stoffes aus der Feder des amerikanischen Autors Edgar Rice Burroughs an. „Caprona“ avancierte zu einem Klassiker unter Genrefans, umso erfreulicher dass wir den Streifen nun – in einer wunderschönen Edition – in unsere Wohnzimmer bekommen.

Eine Flaschenpost wird an der Küste Schottlands angespült. Die Geschichte die in dem Brief erzählt wird ist so unglaublich, dass man sie wohl für ein Hirngespinst eines Verrückten halten müsste. Im ersten Weltkrieg gerät das Schiff von Bowen Tyler (Doug McClure) unter deutschen Beschuss. Ihm gelingt es sich und weitere Überlebende an Bord des deutschen U-Bootes zu retten. Nachdem die Crew überwältigt werden konnte, und sich der Kommandant Von Schönfeldt (John McEnery) den Angreifern beugt, will Bowen einen britischen Hafen ansteuern. Doch es kommt anders. Nachdem Schiffmitglied Dietz (Anthony Ainley) den Kompass sabotiert hat, fährt das U-Boot zunächst ziellos umher. Bis sie in eine Bucht kommen, die der sagenumwobenen Insel Caprona zugehörig ist. Eine Insel, so ganz anders als die moderne Welt in der wir leben.

Die Faszination für Caprona, seit jeher fest verbunden mit meiner Kindheit, ist nach wie vor ungebrochen. Ich erinnere mich daran, dass ich diesen Film als Kind im Free-TV sah. Das muss Anfang der 1990er gewesen sein, und ich war schätzungsweise 5 oder 6 Jahre alt. Als kleiner Bub ist man natürlich Dinofan, und so kam es, dass ich mir „Caprona“ auf RTL Plus ansah, lange bevor das Programm aus Pseudo-Dokus und Trash-TV bestand. Einige Wochen später – und nachdem ich meine Eltern mit meinem Dinowahn bis aufs Blut genervt hatte – kaufte mein Dad dann ein recht ausgenudeltes Caprona-Verleihtape aus der Videothek. Über das nächste Jahr verteilt lief der Film dann rauf und runter, bis das Band irgendwann nur noch vom guten Gedanken zusammengehalten wurde, und ich das Tape über den Jordan schicken musste. Es müssen wohl die frühen 2000er gewesen sein als Caprona, in meinen Erinnerungen immer noch sehr präsent, von CMV Laservision eine DVD-Auswertung erfuhr. Heidewitzka – ein Flashback in die Kindheit, aber wie das nun mal so ist habe ich diese Scheibe irgendwann verkauft und mir nie einen Ersatz besorgt. Groß war die Freude als Koch Media ein Muster in unsere Redaktion schickte, vollmundig angepriesen mit umfangreichen Extras und toll restauriertem Bild. Alle Mann an Bord und ab nach Caprona!

Zunächst einmal möchte ich die wirklich tolle Edition loben, die Koch Media aus dem Boden gestampft hat. Noch nie habe ich Caprona in solch einer sauberen Bild- und Tonqualität genießen dürfen. Knackscharf mit toller Farbgebung und einem großen Maß an Detailtreue. Ich behaupte einfach mal, dass diese Veröffentlichung absolutes Referenzmaterial darstellt, und auf lange Zeit nicht mehr übertroffen werden dürfte. Dies gilt auch für die Sonderausstattung. Audiokommentare und Trailer sind eine sehr nette Dreingabe. Die Highlights sind für mich allerdings die Making-of Dokumentation, die mir Einblicke gewährte die mir bisher verschlossen waren, und die Super 8 Fassung. Auf rund 32 Minuten zusammengestaucht funktioniert der Film erstaunlich gut, wenn auch die Bildqualität natürlich sehr zu wünschen übrig lässt. Allerdings bin ich ein Super 8 Fan, und versuche so viele Filme wie möglich in diesen Fassungen in die Finger zu bekommen. Vielen Dank dafür! Caprona liegt hier zudem in ungeschnittener Fassung vor, die fehlenden Szenen, ein Großteil davon deckt die Handlung auf dem gekaperten U-Boot ab, schließen in der Handlung einige Logiklücken und gehören einfach dazu. Tolle Edition zu einem tollen Film! Halt, Stopp (Alles bleibt wie es ist)! Ist Caprona nach all den Jahren wirklich noch so ein Highlight?

Auch hier kann ich Fans – und Solche die es werden wollen – beruhigen. Auch wenn die getricksten Dinos, hier völlig in Handarbeit entstanden, die Kids von heute natürlich nicht mehr vom Hocker hauen werden, so versprühen sie doch diesen Charme des „Alten“ und sind Symbol für eine Zeit, in der Filme noch richtiges Handwerk waren. Der wichtigste Aspekt allerdings, die Handlung, ist ohne Einbuße gealtert. Tempo- und Actionreich präsentiert sich die Dinohatz, in der es kaum Verschnaufpausen gibt. Caprona beginnt wie ein Actionfilm der sich langsam und unbemerkt in ein Fantasyspektakel wandelt. Dabei hat man sich nicht „nur“ auf das Element der Dinosaurier versteift, sondern versucht eine doch recht komplexe Geschichte zu erzählen. Neben dem Überlebenskampf unserer Gruppe, die zeitweise auch mit internen Spannungen zu kämpfen hat, lernen wir auch verschiedene Evolutionsstufen der Urmenschen kennen. Der Grund für das – mehr oder weniger – harmonische Zusammenleben diverser Spezies, hat seinen Ursprung in den Wasserquellen der Insel, die eine ganz besondere Eigenschaft aufweisen. Alles das und viel mehr erfährt man in den rund 90 Minuten, die fast zu schnell vergehen und dennoch nichts vermissen lassen. Sehr bedacht auf Effektspektakel, hat man viel Wert auf eine makellose Inszenierung gelegt, und dies ist definitiv geglückt. Optisch immer noch ein Brett, bedenkt man doch das Alter des Films. Ein dramatisches Finale rundet das Abenteuer ab. Interessant – in Caprona gibt es keine Helden, aber mehr möchte ich nicht verraten. Auch der Cast ist über jeden Zweifel erhaben. Ein hohes Niveau durch und durch, insbesondere McClure – als sympathische Hauptfigur – bleibt dem Zuschauer im Gedächtnis. Einer dieser Schauspieler, der – zumindest in unseren Weiten – immer ein wenig unter dem Radar gelaufen ist, aber insbesondere im phantastischen Film eine sichere Bank war.

Werft mir vor dass ich die Nostalgiebrille aufgesetzt habe, werft mir vor dass ich voreingenommen an den Film herangegangen bin. Doch eine Sache ist nicht von der Hand zu weisen. Caprona ist und bleibt ein Meilenstein des phantastischen Kinos. Zeitlos und immer wieder faszinierend. Die „ältere“ Generation kauft sich die Edition der „Creature Feature“ Reihe, die „Neulinge“ sollten sich vom Dinofieber anstecken lassen. Wer Filme wie „20.000 Meilen unter dem Meer“, „Robinson Crusoe auf dem Mars“ oder „Die Reise zum prähistorischen Planeten“ mag, der wird Caprona ebenso in sein Herz schließen!

Trailer:

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