Kiefer die Zweite – Horrorregisseur Jack Sholder („The Hidden“ / „A Nightmare on Elm Street 2“) durfte uns schon Ende der Achtziger beweisen, dass in Sutherland Junior ein Jack Bauer schlummert. Zusammen mit YOUNG GUNS Kollege Lou Diamond Phillips heizt er einer Gangsterbande ordentlich ein, deren Kopf ausgerechnet Oberpsycho „T-Bag“ Robert Knepper ist. Das hagelt Blei und gibt Tote.

Originaltitel: Renegades

Regie: Jack Sholder

Darsteller: Kiefer Sutherland, Lou Diamond Phillips, Robert Knepper, Jamie Gertz

Artikel von Christian Jürs

Jack Bauer wird neben James Bond und Dirty Harry wohl für immer einer der größten Helden der Film- und Fernsehgeschichte bleiben. Ja, Kiefer Sutherland mochte ich schon immer. Dabei spielte er im Großteil seiner frühen Karriere eher zwielichtige Typen. STAND BY ME, LOST BOYS, FLATLINERS, nur selten durfte der Sohn vom großen Donald den Sympathieträger mimen. DIE DREI MUSKETIERE und YOUNG GUNS gehörten zu den wenigen Ausnahmen seiner Filmographie. Erst 2001 sollte sich dies bekanntermaßen ändern. Doch Jack Sholder, der mit THE HIDDEN bewies, dass er Action beherrscht, holte hier bereits den Jack, der in Kiefer schlummerte, ans Tageslicht.

Hier mimt er Buster McHenry, einen jungen, wilden Undercovercop mit Rotzbremse, der sich von seinen Vorgesetzten nicht in die Suppe spucken lässt. Wohl auch, weil sein Vater, einst ein Cop, im Gefängnis versauerte, da ein Kollege ihn aufs Kreuz gelegt hat. Sohnemann hat nun eine heiße Spur und gerät unter die Fittiche des jungen Gangsterbosses Marino. Dieser wird laut Credits von „Rob“ Knepper verkörpert. Tatsächlich handelt es sich hierbei um PRISON BREAK Psycho Robert Knepper, der hier mit seinen noch etwas sanfteren, hageren Gesichtszügen wie der Sohn von Johnny Depp und Klaus Kinski ausschaut.

Ein gemeinsamer Raubüberfall, der McHenry den geheimnisvollen Hintermann aus Polizeikreisen präsentieren soll, läuft gründlich schief. Marino richtet ein Massaker an und lässt letztendlich auch McHenry schwerverletzt zurück. Doch dieser wird gerettet von Hank Storm, einem Indianer mit Rachegedanken. Dieser hat nämlich während des Überfalls seinen Bruder durch die Hand Marinos verloren und außerdem noch einen heiligen Speer, der seinem Volk so ziemlich alles bedeutet. Lou Diamond Phillips, der einst mit LA BAMBA durchstartete, dann in YOUNG GUNGS und BLAZE OF GLORY an der Seite Sutherlands kämpfte (in der ersten 24 Season tritt er auch für ein paar Folgen auf) und mittlerweile ebenfalls zum Seriendarsteller mutiert ist. Kleiner Hinweis am Rande: Unter Pseudonym spielte Phillips einen Dämon in dem bei uns immer noch verbannten Heuler TANZ DER DÄMONEN. Warum? Nun, er war mit der Second Unit Regisseurin liiert und besuchte eh dauernd das Set. Somit gibt es einen „Lou Gem Phips“ in den Credits.

Doch zurück zu RENEGADES: Nach anfänglichen Schwierigkeiten raufen sich die beiden selbstverständlich, wie es sich für ein gutes Buddymovie gehört, zusammen, ballern und prügeln die Bösewichte in die ewigen Jagdgründe, holen sich den Speer (der im Finale eine nicht unwesentliche Rolle spielt) und enttarnen selbstverständlich auch den Verräter in Polizeikreisen. Dies ist kein Spoiler, es ist, als wenn man schreibt, dass John McClane Hans Gruber vom Nakatomi Plaza fallen lässt. Es ist offensichtlich.

Doch wer hätte gedacht dass dieser in Philadelphia angesiedelte Actionfilm zweier ungleicher Helden auch heute noch so frisch wirkt. Gut, in manchen Schießereien sind die Helden quasi kugelsicher, doch sind diese hübsch saftig voll platzender Blutbeutel inszeniert. Auch eine wilde, nicht enden wollende Verfolgungsjagd, die zudem super gefilmt ist, weiß zu gefallen. Die Sprüche sitzen, die Bösen herrlich eklig, der Film hat Tempo und zudem noch die scharfe Jamie Gertz, die mit Kiefer schon zusammen in THE LOST BOYS zu sehen war.

Im Bonusbereich gibt es neben dem Trailer noch eine Bildergalerie und ein neues Interview mit Regisseur Jack Sholder mit sagenhafter 40 Minuten Länge.

Das Bild ist super mit typischem 80er Filmkornlook und der Ton im Grunde sauber und klar. Doch hier gibt es einen kleinen, jedoch gewaltigen Haken. Die deutsche Tonspur, die für mich schon dank Sutherland Stammsprecher Tobias Meister unverzichtbar ist, hat auf der Effektspur ein durchgehendes Echo. So klingt jede schließende Wagentür „Kla-Klack“ und jedes Schußgeräusch „Pe-Peng“, was gehörig an den Nerven zerrt. Der Vergleich mit der Originaltonspur entlarvte den Fehler.

Somit gibt es vorab eine Kaufempfehlung mit Einschränkung für diesen wirklich unterhaltsamen Actionfilm der späten Achtziger. Sollte es eine Umtauschaktion in näherer Zukunft geben, werden wir Euch auf dem Laufenden halten.

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