Bereits am 11. Mai veröffentlichte Koch Media dieses wunderschöne Kabinettstückchen in einer remasterten Auflage auf DVD und BluRay. Nicht nur das grandiose Gespann Billy Crystal / Danny DeVito ist ein Kaufgrund, auch die Scheibe an sich kann sich sehen lassen! Ob die Mama nun geschmissen wird oder nicht? Wer weiß, auf jeden Fall war die Nacht schwül!

Originaltitel: Throw Momma from the Train

Regie: Danny DeVito

Darsteller: Danny DeVito, Billy Crystal, Anne Ramsey, Kate Mulgrew, Kim Greist

Artikel von Victor Grytzka

Schmeiß‘ die Mama aus dem Zug ist wieder einmal so ein Film den ich mit Kindheitserinnerungen verbinde. Dieses kleine Meisterwerk schlummerte auf einer VHS Kassette, welche völlig unbeschriftet ihr Dasein im heimischen Videoschrank fristete. Natürlich war ich neugierig, schob die Kassette in den Recorder und – verstand den Humor des Films nicht. Ein paar Jahre später dann, im Teenager-Alter, erfolgte eine erneute Sichtung und siehe da, endlich konnte ich darüber lachen. Doch nicht nur das, denn Schmeiß‘ die Mama aus dem Zug ist seitdem eine meiner liebsten Komödien der 80er Jahre gewesen.

Lange bevor das Kino bestimmt wurde von flachem „Pipi-Kacka“-Humor, wobei dieser Trend über die Jahre ja Gott sei Dank wieder abgenommen hat, gab es komödiantische Genies die heute leider ein (mehr oder weniger) ruhiges Schattendasein führen, für ganze Generationen von Cineasten jedoch nie vergessen wurden. Ein Paradebeispiel dafür ist eben jener Film.

Der Autor Larry (Billy Crystal) hat seit seiner Scheidung nicht nur mit einer Schreibblockade und dem plötzlichen Erfolg seiner Ex-Frau Margaret (Kate Mulgrew) zu kämpfen, nein, auch mit seiner neuen Herzensdame Beth (Kim Greist) mag es nicht so richtig laufen. Auf der anderen Seite haben wir Owen (Danny DeVito), gebeutelt von seiner herrischen Mutter (Anne Ramsey), die er in seinen Tagträumen immer wieder ums Eck bringt, diesen Schritt in der realen Welt jedoch nicht geht. Die Wege der beiden Pechvögel kreuzen sich. Owen will gerne Autor werden, und sein Mentor am örtlichen College ist ausgerechnet Larry,. Als dieser nun in einem Anfall von Wut äußert dass er seine Ex-Frau am liebsten tot sehen würde, wittert Owen eine Chance. Der Plagegeist belagert Larry förmlich. Nach Sichtung des Hitchcock-Klassikers „Der Fremde im Zug“ kommt ihm die Idee – eine Hand wäscht die andere. Er tötet Larrys Frau und im Gegenzug beseitigt Larry Owens Mutter. Nur leider weiß der nichts davon, bis Margaret eines Abends tatsächlich über Bord eines Schiffes fällt auf dem auch Owen zugegen ist.

Bei manchen Reviews mag ich gar nicht um den heißen Brei herum reden. Schmeiß‘ die Mama aus dem Zug ist zweifelsohne ein Klassiker durchdachter Comedy. Alles was es dazu braucht sind zwei starke Charaktere, die zwar oberflächlich betrachtet verschiedener nicht sein könnten, im Grunde jedoch dieselben Gedanken und Absichten haben. DeVito verkörpert dabei auf sympathische Weise den trotteligen Pantoffelhelden mit dunkler Seele, und Billy Crystal spielt ihm als vernünftiger und doch manchmal impulsiver Autor der mit einem ganzen Haufen emotionaler Probleme zu kämpfen hat nach allen Regeln der Kunst zu.

Die Geschichte um die Beiden endet in einer Zweckgemeinschaft, in der auch Larry einen Eindruck von Owens bitterbösen Mutter bekommt. Und da kommt ein weiteres Highlight des Films ins Spiel – Anne Ramsey ist so herrlich ekelhaft, dass man ihr wirklich nur die Pest an den Hals wünschen kann.

Während der grundsätzliche Humor eher einen trockenen und teils bitterböse schwarzen Ton anschlägt, mogeln sich immer wieder kleine Spitzen des Slapstick und eine Menge Situationskomik hinein. Legendär dabei die Szene in der Owen Larry vom Tod seiner Frau berichten will, aus diesem Grunde innerhalb von ein paar Minuten mehrfach das Telefon wechselt, und immer wieder von völlig verschiedenen Orten anruft. Herrlich. Zu der „dunklen Seite“ des Humors ist zu sagen, dass Crystal und DeVito hier das ausspielen was ihnen schon immer am besten Stand. Sie gehören zu der Gattung der Komiker, die es schaffen ohne zu viel Gestik, Mimik oder überzogenen Einlagen einen Humor zu vermitteln, der im Grunde zeitlos ist. Nicht Jedermanns Sache, denn „leichte Unterhaltung“ geht anders. Witz mit Köpfchen ist hier das bestimmende Thema, und das ist genau mein Geschmack.

Eine saubere Inszenierung tut dabei ihr Übriges. Und definitiv kann man diesen Film als zeitlos bezeichnen.  Zwar sieht man ihm an in welcher Zeit er spielt, allerdings überträgt sich dies weder auf die Handlung, noch auf die Grundstimmung. Auch in 100 Jahren wird man diese bissige Komödie noch schauen können, ohne ihr einen schlechten Alterungsprozess attestieren zu müssen.

Koch Media hat qualitativ mal wieder ganze Arbeit geleistet, präsentiert das Schmuckstück in toller Bildqualität mit der exakt richtigen Dosierung an Schärfe und Farb- bzw. Detailtreue. Auch an der Tonabmischung gibt es nichts zu meckern. Sauberer Klang durch und durch. Abgerundet wird das Paket durch Featurettes, Trailer, geschnittene Szenen und, und, und…

Diese Veröffentlichung gehört meiner Meinung nach in JEDE Sammlung. Toller Film, tolle Scheibe. Mehr braucht es nicht für einen Kauftipp! So, es wird langsam spät und die Nacht ist… kalt… nass… neblig… feucht… warm… nein, die Nacht ist schwül – ein für alle Mal!

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