Nachdem Bud Spencer seinen letzten 80er Streifen mit Kumpel Terence Hill im Kasten hatte, drehte der Großteil der DIE MIAMI COPS Crew einen weiteren (Solo-)Film mit dem Dicken. Diesmal mimt er den Flaschengeist, der dem jungen Al Haddin, der zufällig den Spitznamen Aladin trägt, seine Wünsche erfüllt. Zeitpunkt der Handlung: Die damalige Gegenwart.

Originaltitel: Superfantagenio

Regie: Bruno Corbucci

Darsteller: Bud Spencer, Luca Venantini, Janet Agren, Diamy Spencer

Artikel von Christian Jürs

Nachdem Carlo Pedersoli über viele Jahre hinweg ausschließlich eine Prügelklamotte nach der anderen drehte, wurde der alte Haudegen dem Genre müde. Doch bevor er sich mit seiner BIG MAN Reihe (auch als JACK CLEMENTI bekannt) ernsten Krimis widmete, drehte Buddy mit dem Regisseur des gerade entstandenen DIE MIAMI COPS, der bis zur Reunion der beiden Kumpel Hill / Spencer im Jahre 1994 mit DIE TROUBLEMAKER das schwache Ende des Prügelduos darstellte, einen weiteren Film im sonnigen Florida.

Für die amerikanische Vermarktung von ALADDIN, wie er dort heißt, waren die Cannon-Jungs Golan / Globus verantwortlich. Klar, die Effekte sehen ja auch genau so bescheiden aus wie in SUPERMAN 4. Nein, eigentlich noch schlechter. Aber der Reihe nach…

Alles beginnt damit, dass ein Trödelhändler einen Karton voll aus dem Meer gefischten Müll für 5 Dollar kauft. Hierunter befindet sich auch die in einer Aladin Geschichte unvermeidbare Wunderlampe, die ein wenig ausschaut wie vollgekotzt. Diese bekommt der junge Al Haddin (Luca Venantini), der im Laden des Trödlers arbeitet, zur Reinigung. Doch beim sauberrubbeln, dass so intensiv ausfällt, dass die Kotze einem strahlendem Gold platz macht, geschieht das Unerwartete. Ein Genie erscheint in der Form von Bud Spencer. Das ging ja fix.

Was nun folgt ist eine kurze Figurenzeichnung Al Haddins. So lebt er zusammen mit seinem spiel- und trinksüchtigen Großvater Jeremiah (Julian Voloshin) und seiner MILF-Mutter Janet Haddin, die von Janet Agren verkörpert wird. Diese wird mir für immer als Frau mit Nervenzusammenbruch und gegen Ende mit recht wenig Hirn aus EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL in Erinnerung bleiben. Halt, nein, sie bleibt mir für immer als nur mit Goldfarbe bekleideter Kannibalenstammhäftling aus LEBENDIG GEFRESSEN in Erinnerung. Bei so viel glücklicher Rollenwahl ist es kein Wunder, dass die Gute fünf Jahre später das Schauspielhandtuch warf.

Während Mami nun hart für das Geld, das Opa verjuckt arbeitet, fällt fortan Al Haddin alles in den Schoß, was zu allerlei Problemen führt. Denn wie erklärt man die teure Modeschmuckkette, die unser junger Held seiner Angebeteten Patricia (Diamy „Diamante“ Spencer – eines von drei Kindern von Carlo) plötzlich schenken kann. Vor allem, wenn ihr Vater (Fred Buch) bei der Polizei arbeitet und den Jungen sowieso auf dem Kieker hat.

Doch noch viel schwerer zu erklären ist der unauffällige, rote Rolce Royce, der zudem in einer Szene, deren Rückprojektion bereits in den 60ern veraltet ausgesehen hätte, zu fliegen beginnt. Wow, sieht das schlecht aus. Doch mit der Erklärungsnot Al Haddins setzt sich der Film nur kurz auseinander. Denn eigentlich geht es ja um die Schulden, die Opa der Familie beschert hat und die somit böse Buben auf Al Haddin und seinen freundlichen Flaschengeist hetzt.

Aber auch damit hält sich der Film nicht allzu lange auf, denn plötzlich wird der Junge von einer Bande Kinderhändler entführt. Wtf? Diese werden jedoch nach nur wenigen Minuten in Schweine verwandelt und weiter geht die „Handlung“. Zwischendurch darf dann noch dem Basketballteam der Looser-Schulmannschaft zum Sieg verholfen werden, Buddy als Polizist in DIE MIAMI COPS Montur (alte Kostüme sollte man aufbrauchen) einem Einsatz beiwohnen, dann verhaftet werden um „Pling“ einfach per unfassbarem Effekt die Zelle zu verlassen und so weiter und so fort.

Es scheint, als habe es gar kein echtes Drehbuch gegeben. Vielleicht hat sich die Crew ja auch nur spontan entschieden, was nun gedreht wird. Das Alles mündet in einer wilden *hust* Verfolgungsjagd zwischen fliegendem Teppich vs. böse Militärs, die den Genie aufschneiden wollen um an seine Macht zu kommen (Genialer Plan). Doch keine Angst, alles wird gut, dies ist ein Familienstreifen.

Der Film startet mit der vertrauten Spencerfilm Schriftart und auch ein geohnt schmissiger Song wird dazu geboten. Jedoch nicht von Oliver Onions, dafür aber Fabio Frizzi, dessen Kompositionen auch schon von Tarantino genutzt wurden. Doch auch wenn man sich anfangs noch heimisch fühlt, es fehlt dem Film an zünftigen Schlägereien. Lasst Euch vom Bild weiter oben nicht täuschen, nur zwei mal ganz kurz darf Buddy die Fäuste schwingen. Ansonsten ist zaubern angesagt. Hex, hex!

Während Bud ansonsten in dieser Art Film meist den bärbeißigen, grummeligen Nettmenschen spielt, ist er hier in jeder Pore durch und durch lieb. Somit passt ausnahmsweise Arnold Marquis als Sprecherbesser als der  der gewohnte Wolfgang Hess, den Rainer Brandt aufgrund von Streitigkeiten damals nicht mehr verpflichten mochte. Marquis Stimmklang war halt sanfter als der von Hess. Hier war er letztmalig auf Spencer zu hören.

Somit bleibt zu sagen, dass ALADIN bei einem erwachsenen Publikum auch als Kindheitserinnerung nicht mehr landen kann. Zu verworren die Handlung, zu schlecht die Effekte und zu selten die Prügelaction. Bei Kindern zwischen 6 und 10 Jahren dürfte der Film allerdings ganz gut wegkommen. Dies ist dem wie immer sympathischen Spencer zu verdanken, dem Film jedoch nicht. Somit reicht der Streifen in der LEGENDEN EDITION vollkommen aus. Die Einzelveröffentlichung bleibt für die Hardcore Fans.

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