Mit „Brimstone“ schickt Koch Media einen Mix aus Thriller und Western auf die Reise, der mal so gar keine Wild West Romantik versprühen mag. Hier wird klar auf Härte gesetzt, ob das meine Abneigung gegen das Cowboy-Genre kurieren kann? Na, mal sehen….

Regie: Martin Koolhoven

Darsteller: Guy Pearce, Kit Harington, Dakota Fanning

Artikel von Victor Grytzka

„Brimstone“ scheint das erste wirklich große Ding des holländischen Regisseurs Koolhoven zu sein. Ich, als halber Holländer, muss sowas natürlich unterstützen, werde all meinen Hass gegen das Western-Genre über Bord werfen, und hier die ultimative Lobhudelei starten…. Ach, kommt Leute. Jetzt mal im Ernst! Ich versuche hier natürlich nicht eine „Sympathie-Rezension“ zu schreiben, weder dem Produktionsteam, noch dem Verleih gegenüber. Also, was kann er denn nun, der niederländische Schwefel?

Episodenhaft wird uns hier der Leidensweg von Liz (Dakota Fanning) präsentiert, die unter den Gewaltausbrüchen des sogenannten Reverend (Guy Pearce) zu leiden hat. Dummerweise kann ich hier nicht zu viele Details verraten da sich „Brimstone“ durch seine Erzählweise einem Stilmittel bedient, welches sich vor den Augen des Zuschauers nach und nach wie eine Zwiebel schält.

Harter Tobak – so würde ich die Handlung beschreiben die so voller Wendungen und Offenbarungen steckt, dass einem so manches mal der Atem stockt. Unglaublich kompromisslos und brutal wird hier eine Abwärtsspirale aus Gewalt und Fanatismus erzählt, dass einem – gelinde gesagt – das kalte Entsetzen und das kalte Kotzen kommen kann. Wo ein Tarantino mit seinem Brutalo-Vorzeige-Western endet legt „Brimstone“ erst so richtig los. Aber da liegt auch das Problem. Gerne würde sich das Machwerk als tragische Geschichte um eine gepeinigte und zerstörte Person präsentieren, verliert sich dabei allerdings in zu vielen schockierenden Situationen und brutalen Exzessen.

Im Grunde funktioniert das ja auch irgendwie – es gibt hier gute und böse Buben. Man weiß schnell wen man hassen sollte und wen nicht, aber im Grunde beschränkt sich die Charakterzeichnung auch genau darauf – es gibt Schwarz, es gibt Weiß – und zu wenig dazwischen.

Verblüffend, aber nicht überraschend – so sind die oben angesprochenen Wendungen und Offenbarungen in der Geschichte zu bezeichnen. So manch ein Zuschauer wird verblüfft sein, Filmdauerkonsumenten werden allerdings schnell den Durchblick haben und es wird lediglich zu einem „ich hab’s gewusst“ reichen. Denn wirklich neu oder gar originell ist die Geschichte nun nicht.

Zumindest an der Inszenierung selbst lässt sich kaum Grund zum Meckern finden. Stimmige Sets bilden einen Mikrokosmos, gespickt mit überzeugenden Darstellern und ordentlich runter gekurbelten Stilelementen des Genre. Auch wenn das Budget hier nicht komplett in der Oberliga mitspielen kann, so ist atmosphärisch doch so rein gar nichts an dem Brutalo-Vehikel auszusetzen. Ein großes Lob spreche ich hier den beiden Hauptfiguren bzw. deren Darstellern aus. Fanning – einst der zuckersüße Kinderstar von Damals – beweist hier dass Sie dieses Image locker abstreifen konnte und auch in der harten Welt ohne Niedlichkeitsfaktor eine Bank im Business ist. Mehr davon! Pearce spielt den fiesen Antagonisten mit Hingabe und löste bei mir schon ein gewisses Unbehagen aus. Kit Harington gibt einen überzeugenden Antihelden, von ihm werde ich mir definitiv in Zukunft etwas mehr anschauen. Ein sehr sympathisches und talentiertes Kerlchen.

Was bleibt mir denn nun nach knapp 2 1/2 Stunden zu sagen? Eines ist klar. Weniger ist manchmal mehr. Statt sich auf den „richtig schön evil“ Aspekt zu verlassen hätte Brimstone etwas mehr Tiefe und Charakterzeichnung gut getan. Das Grundgerüst stimmt, es müsste lediglich ausgeschmückt werden.

Koch Media kann da aber nichts dazu. Fast schon routiniert bekommen wir hier eine technisch saubere Scheibe mit toller Synchro, die einen rundum guten Eindruck macht.

Im Ansatz interessant, doch dann zu sehr eine Schiene fahrend, konnte mich „Brimstone“ nur bedingt überzeugen. Manch einem mag diese Art Film genügen, ja er vermag sogar zu Jubelschreien animieren, doch mir war das Ganze etwas zu wenig hier, und etwas zu viel dort. Weder Fisch, noch Fleisch. Aber hey, eine Sache war dann doch noch positiv. Ich hab nicht einmal wirklich darüber gemeckert dass „Brimstone“ irgendwie ein Western ist!

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