Hans Albers sang einst „Auf´m Rummelplatz ist was los mein Schatz…“. Mr. TEXAS CHAINSAW Tobe Hooper nahm dies wörtlich und ließ kranke und mutierte Jahrmarktsgaukler auf sein Publikum los. Also hereinspaziert ins Kabinett des Schreckens, aus dem es kein Entkommen gibt…

Originaltitel: The Funhouse

Regie: Tobe Hooper

Darsteller: Elizabeth Berridge, Kevin Conway, Cooper Huckabee, Miles Chapin

Artikel von Christian Jürs

Als Tobe Hooper 1974 das BLUTGERICHT IN TEXAS angerichtet hatte, stand die Horrorwelt kopf. Die Taten von Leatherface und seiner Familie, die lose an den realen Serienmörder Ed Gein angelehnt waren, wurden so intensiv in Szene gesetzt, dass der Film auch heute noch unangenehm daher kommt. Danach drehte Hooper allerlei auf dem Horrorsektor, wie zum Beispiel die TV-Miniserie BRENNEN MUSS SALEM, der bei in Europa in gestraffter Form ins Kino kam. An den Erfolg seines Debutfilms konnte Hooper erst 1982 anschließen. Doch POLTERGEIST stand ja auch unter der Obhut von Steven Spielberg, welcher das Projekt an sich riss. Trotzdem (oder gerade deswegen) wurde POLTERGEIST Hoopers kommerziell erfolgreichster Film. Sein Deal mit Cannon Pictures war karrieretechnisch nicht förderlich und sein Stern sank. Doch heute soll es um den Film gehen, den Hooper vor seinem Welterfolg im Jahre 1981 inszenierte. DAS KABINETT DES SCHRECKENS wurde zwar kein Kassenschlager, genießt unter Fans jedoch trotzdem einen recht guten Ruf.

Der Film beginnt mit einer Szene, die als Hommage an HALLOWEEN und PSYCHO zu verstehen ist. Ein vermeintlicher Killer wird wie einst bei Carpenter aus der Subjektive gezeigt. Wir dürfen beobachten wie er sich maskiert und bewaffnet, um dann sein Opfer unter der Dusche aufzusuchen. Eine Szene, die auch von Brian De Palma hätte kommen können.

Nach diesem Opener begleiten wir dann zwei junge Pärchen auf dem Weg zur Kirmes. Doch vorher wird Amy (Elizabeth Berridge) noch von ihrem Vater gewarnt. Sie solle nicht dort hingehen, da bei dem selben Rummel in einer anderen Stadt zwei Leichen entdeckt wurden. Aber warum sollte es Amy und ihre Freunde interessieren, wenns die Behörden scheinbar auch nicht juckt.

Auf dem Weg zur Kirmes begegnen wir plötzlich Untertiteln, denn die Szene, in der die Hauptfiguren im Auto kiffen, war damals dem Verleiher wohl zu heikel. Amy, ganz Final Girl mäßig, verzichtet natürlich auf den Joint. Danach begleiten wir unsere Hauptfiguren, bestehend aus bereits erwähnter Amy und ihrem unsympathischen Freund Buzz Dawson (Cooper Huckabee), bei dem man sich fragt, warum Amy mit seiner egoistischen Kackbratze zusammen ist, beim Gang über die Kirmes. Er geht dabei null auf seine Freundin ein und behandelt sie (und eigentlich auch jeden anderen Menschen) furchtbar. Bitte Kabinett, hier hätten wir Opfer Nummer eins. Doch dazu soll es vorerst nicht kommen, denn unsere Figuren, zu denen auch das Pärchen Richie (Miles Chapin) und Liz (Largo Woodruff) gehört, wandern jetzt von Attraktion zu Attraktion. Hierbei geschieht zwar wenig bis gar nichts, doch eine langsam aufkeinemde Bedrohung durch die schrägen Schausteller beginnt uns zu erfassen.

Viel mehr über die Handlung zu verraten, wäre spoilern. Lediglich auf die Rotzgöre Joey (Shawn Carson), die wir als Bonus obendrauf bekommen, da der kleine Scheißer seine Schwester zum Volksfest verfolgt, möchte ich kurz eingehen. Dieser nervt von der ersten Sekunde des Films an. Ein echter Satansbraten, auf den ich hätte verzichten können. Doch ratz fatz ist der Lausejunge vergessen, denn wenn nach gut der Hälfte der Screentime von Zuckerwatte und Riesenrad zu blankem Terror gewechselt wird, dann fiebert der Zuschauer selbst mit den unsympathischen Figuren mit. Das Setting der titelgebenden Geisterbahn, in der der Hauptteil des Gruselparts spielt, ist schlicht genial und liebevoll gestaltet. Da lacht das 80er Horrorherz.

Bluttechnisch bekommt man auch ein wenig geboten, aber härter als mal ´ne Axt in der Rübe wirds nichts. Was einst indiziert war, ist heute ab 16 Jahren freigegeben – zu recht.

Die brave Amy jedenf…. MOMENT!!! Es gibt noch eine zweite Kifferszene, die ebenfalls in Deutschland getilgt war. In dieser zieht Madame auch an der Tüte. Aber die Familie Freeling tat auch selbiges und konnte dem Poltergeist entkommen. Doch Amy zeigt auch noch ihre Brüste. Ein feines Final Girl… oder doch nicht?

Qualitativ bewegt sich diese Veröffentlichung Koch Medias auf gewohnt hohem Niveau. Ein gestochen scharfes, kontrastreiches Bild und ein sauberer Ton wissen zu gefallen. Gefallen kann auch das Bonusmaterial, welches gleich tonnenweise daher kommt. So haben wir unter anderem diverse Interviews, geschnittene Szenen, Trailer und gleich vier Audiokommentare. Einer davon vom Meister Hooper höchstpersönlich, was dank seines texanischen Genuschel volle Konzentration erfordert.

Wer einen Schocker erwartet, wird enttäuscht sein. HIerbei handelt es sich um einen angenehm schrägen und bunten Psychohorrorfilm, voller schwarzem Humor. Kein Meisterwerk, trotzdem sehenswert und mit einem langsamen, aber gelungenen Aufbau. Und die Veröffentlichung ist mal wieder ein Traum.

Trailer:

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