Man mag es kaum glauben. Erst vor kurzem wurde ich den Adelsstand der Medienhuren aufgenommen und prompt wurden mir Veröffentlichungen von TIBERIUS FILM zugeschustert. Nach zwei, sagen wir mal eher weniger guten, Werken, war die Spannung auf „Unter Feinden – Walking with the Enemy“ (2013) umso größer, denn das historische Kriegsdrama sah im Vorfeld gar nicht mal so schlecht aus. Und ja, das Center-Piece des Labels für den Juli ist kein schlechter Film!

Originaltitel: Walking with the Enemy

Drehbuch: Kenny Golde
Regie: Mark Schmidt

Darsteller: Jonas Armstrong, Hannah Tointon, Ben Kingsley, Simon Dutton…

Artikel von Christopher Feldmann

Der 2. Weltkrieg ist seit jeher ein beliebtes Thema in der Filmbranche. Besonders in Deutschland erscheinen noch in schöner Regelmäßigkeit Filme, die sich mit unserer unliebsamen Vergangenheit auseinandersetzen. Immerhin birgt die Zeitgeschichte genug Stoff für allerlei dramatische Stunden. Steven Spielbergs „Schindlers Liste“ (1993) gilt dabei als das, wenn auch meisterlich umgesetzte, Musterbeispiel der NS-Aufarbeitung. Wahrscheinlich werden sich Jugendliche auch in zwanzig Jahren noch den Film im Klassenverband ansehen müssen. Mark Schmidts Kriegs-Drama „Unter Feinden – Walking with the Enemy“ (2013) schlägt in eine ähnliche Kerbe, beschäftigt sich aber mit einer anderen Geschichte.

Wir befinden uns in Ungarn, im Jahr 1944. Das Land wird von den Nazis besetzt und es starten die unliebsamen Säuberungsaktionen gegen die Juden. Auch Elek Cohen (Jonas Armstrong) wird von seiner Familie getrennt und begibt sich in den Untergrund. Als er seine Freundin Hannah (Hannah Tointon) vor einer Vergewaltigung beschützt und dabei zwei Hakenkreuz-Schergen erschießt, streift er sich in der Not die Uniform über und beginnt den Feind zu unterwandern, um somit viele Juden vor dem Tod zu bewahren. Gleichzeitig bekommt Regent Horthy (Ben Kingsley) den Druck der Deutschen zu spüren. Er kooperiert, um sein Volk zu schützen.

„Unter Feinden – Walking with the Enemy“ erschien bereits im Jahr 2013, doch erst jetzt kommen auch deutsche Filmfans in den Genuss, sich dieses Drama anzusehen. An dieser Stelle sollte man TIBERIUS FILM danken, die sich um eine deutsche Veröffentlichung bemüht haben. Wir haben einige Filme des Labels vorab sichten können und es sei schon verraten, dass es sich hier um den Besten handelt. Der Film stützt sich auf eine wahre Geschichte, nämlich die des Pinchas Tibor Rosenbaum, der während der ungarischen Besetzung viele Juden vor dem sicheren Tod rettete und als der Oskar Schindler Osteuropas gilt. Regisseur Mark Schmidt und Drehbuchautor Kenny Golde haben sich davon nur inspirieren lassen. „Walking with the Enemy“ ist keine Biographie, sondern ein kassischer Spielfilm, der die Thematik verwendet, um möglichst großes Drama zu produzieren.

Das ist auch das größte Problem des Films, denn die Geschichte ist nicht wirklich neu und die Parallelen zu „Schindlers Liste“ (1993) sind nicht von der Hand zu weisen. Das Drehbuch besitzt einige Plattitüden und setzt vermehrt auf klassischen Kitsch, anstatt den Stoff nüchterner umzusetzen, wodurch der Film in meinen Augen etwas an Kraft einbüßt. Dem gegenüber stehen aber auch genug positive Aspekte. Die meisten Szenen, in denen unsere Hauptfigur seine Rolle unter den Nazis spielen muss, sind recht spannend geschrieben und inszeniert. Immer wieder droht Elek entdeckt zu werden, was zeitweise durchaus fesselnd ist. Hier blitzt immer wieder starkes Kino auf, was aber durch die vielen Nebenhandlungen etwas in Mitleidenschaft gezogen wird. Handwerklich kann man dem Film nicht viel vorwerfen. Ok, man merkt hier und da, dass das Budget nicht im Blockbusterbereich angesiedelt war aber Mark Schmidt macht das Beste daraus und bietet uns einige stimmungsvolle Aufnahmen. Was keinen wundert, immerhin war John Carpenter-Veteran Dean Cundey für die Kamera verantwortlich. Auch der Score weiß durchaus zu gefallen und sorgt für das richtige Feeling in Sachen 2. Weltkriegs-Drama.

Die Besetzung ist vielleicht der größte Schwachpunkt am Film. Obwohl Darsteller wie Jonas Armstrong sich sichtlich Mühe geben, ihre Rollen adäquat auszufüllen, bleiben sie doch etwas blass. Das gilt auch für Hannah Tointon und Simon Kunz. Sie alle habe ich nach der Sichtung wieder vergessen, obwohl sie keine schlechte Vorstellung abgeben. Der schillernde Name in der Besetzung ist sicherlich Ben Kingsley, der schon damals in „Schindlers Liste“ (1993) zu sehen war, sich aber mittlerweile in Hollywood einen Namen als Hure gemacht hat, da der „Gandhi“-Star mittlerweile in Allem mitspielt, was ihm vor die Flinte kommt. Es ist schön, dass es ihn hier mal wieder in ein ambitionierteres Projekt verschlagen hat. Zudem hat er eine schöne Rolle, die er recht gut ausfüllt, obwohl er nur eine Nebenfigur ist.

„Unter Feinden – Walking with the Enemy“ (2013) ist das Beste, was ihr diesen Monat von TIBERIUS FILM bekommt. Ein in vielen Momenten gut gemachtes Kriegs-Drama, welches auf wahren Begebenheiten beruht. Natürlich ist das Thema der Judenverfolgung anno 2018 etwas abgegrast und solche Geschichten wurden schon häufig verfilmt, jedoch bekommt man hier einen würdigen Vertreter geboten. Definitiv eine Sichtung wert!

Trailer:

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