Darf ich vorstellen? Ron Goossens – Alkoholiker, Youtube-Star, Stuntman! Die neueste Komödie des niederländischen Gespanns Steffen Haars & Flip van der Kuil (New Kids, Bros before Hos) erscheint am 26. Juli auf dem Heimkino Markt. Bruchlandung oder perfekter Stunt? Ik weet het niet. Effe kijke…

Originaltitel: Ron Goossens – Low-Budget Stuntman

Regie: Steffen Haars, Flip van der Kuil

Darsteller: Tim Haars, Bo Maerten, Henry van Loon, Michiel Romeyn, Dennie Christian, Waldemar Torenstra

Artikel von Victor Grytzka

Anarcho-Comedy aus den Niederlanden hat ja irgendwie Tradition. Nach den „Flodders“, die es immerhin auf 2 Kinofilme, eine TV-Serie und einen  TV-Film brachten kam lange Zeit nichts. Bis die „New Kids“ auf der Bildfläche erschienen. Heruntergekommene Asi-Kids, die kein Blatt vor den Mund nahmen, und denen jedes Mittel – vorwiegend unter der Gürtelline – recht war um das Publikum zu unterhalten. Auch hier ging die Formel auf. Eine TV-Serie und zwei Kinofilme stampfte das Gespann Haars / Van der Kuil (bisher) aus dem Boden. Der nächste Achtungserfolg sollte „Bros before Hos“ werden, auch wenn der Film einen etwas anderen Ton anschlug. Der erwartete Riesenerfolg blieb zwar aus, das lag jedoch mit daran dass die (offensichtliche) Satire „New Kids“ bei allen Publikumsschichten gut ankam, „Bros before Hos“ jedoch nicht jeden packte, da er doch irgendwo eine mehr oder weniger sinnige Geschichte erzählte. Und nun haben wir den „Low-Budget Stuntman“. In welche Kerbe dieser Streifen haut? Finden wir es heraus…

Ron Goossens (Tim Haars) versaut im Vollsuff einen Stunt mit seinem Auto. Natürlich landet ein Video davon auf Youtube, und der Trinker wird über Nacht zum Star. Aber sonst läuft es in seinem Leben so gar nicht. Seine Freundin Angela (Maartje van de Wetering) vögelt sich durch den gesamten Ort, seine „Freunde“ in der Kneipe ziehen ihn auf weil sein Vater – eine Trinker-Legende – einst 52 „U-Boote“ (Ein Schnaps, schwimmend in einem Bierglas) trank, und um seine  Gesundheit steht es auch nicht zum Besten. Seine Freundin setzt ihn vor die Tür. Nun soll er beweisen dass er ein echter Mann ist und die Schauspielerin Bo Maerten (spielt sich selbst) in die Kiste kriegen. Dann nimmt Angela ihn zurück. Diese Chance bietet sich  als der zwielichtige Manager Berrie (Michiel Romeyn) ihn als Stuntman engagieren will.

Um eine Sache vorweg zu nehmen. Die Story ist total daneben, aber das sollte man erwarten, kennt man doch die Vita der Filmemacher. Von Logik ist hier keine Spur zu finden, die Charaktere spielen mit Klischees und sind herrlich überzeichnet. Der Humor – das worauf es in diesem Film ankommt – ist sehr „speziell“. Zwar weniger derbe als z.B. bei den „New Kids“, aber immer noch rassistisch und sexistisch genug um für so manches Kopfschütteln zu sorgen. Ohne jeglichen Respekt präsentiert sich der „Low Budget Stuntman“ als Flachwitz-Feuerwerk, ohne dabei jedoch in eine bloße Aneinanderreihung eben solcher daher zu kommen. Es ist schon irgendwo eine Kritik an der Gesellschaft, in diesem Fall insbesondere dem Filmbusiness, zu bemerken. Und auch Ron hat man den Versuch einer Charakterzeichnung verpasst. Erschreckend wirken seine alkoholbedingten Abstürze, auch wenn diese natürlich mit einem riesigen Augenzwinkern inszeniert sind. Doch dann hat man auch seltsam ruhige und nachdenkliche Momente. Ich gebe zu – es sind nicht viele, doch sie verfehlen ihre Wirkung nicht.

Toll ist das Staraufgebot dass man uns hier serviert. Die meisten Namen werden dem deutschen Zuschauer nichts sagen, holländische Filmfans hingegen werden das ein oder andere bekannte Gesicht erblicken. Die Schauspielerin Bo Maerten (ach, ist die süß), der Schauspieler Waldemar Torenstra und Schlager-Ikone Dennie Christian (in den 70ern hatte er bei uns mit seiner Interpretation des Schunkelhorror „Rosamunde“ einen Hit) spielen sich selbst. Und nehmen ihr Business dabei herrlich aufs Korn. Besonders Christian, der sich von seinem Manager nötigen lässt Hits wie „Stay antoher day“ von East 17 und „Broken Wings“ von Mr. Mister zu covern, und damit seine Karriere fast komplett vor die Wand fährt.

Ehrlich gesagt weiß ich aber nicht ob ich den Film uneingeschränkt empfehlen kann. Viele Gags sind ziemlich daneben, so manches mal habe ich laut lachen müssen, an anderen Stellen hat es nur für ein beschämtes Kopfschütteln gereicht. Licht und Schatten liegen hier sehr dicht beieinander. Allerdings haben mich die sympathischen Charaktere bei Laune gehalten, und auch die Inszenierung ist wirklich gelungen. Die kritisch-satirischen Untertöne sind wirklich gut, an anderen Stellen hätte man – meiner Meinung nach – nicht ganz so tief in die Niveaulosigkeit absteigen sollen.

Dennoch – die Produzenten bleiben ihrer Linie treu und zielen dieses mal wieder eher auf das Publikum ab, das an „New Kids“ seinen Spaß hatte. Die Truppe wurde übrigens mit einem herrlichen Gastauftritt bedacht. Am Ende bleibt mit „Low-Budget Stuntman“ ein Film den ich sicherlich alle paar Jahre mal in den Player werfen werde. Die deutsche Synchro ist gelungen, Tim Haars spricht sich mal wieder selbst. Ich liebe sein „Niederlandeutsch“ einfach.

Im Idealfall würde ich jedoch zur niederländischen Synchro raten, da viele Gags einfach nicht gut ins deutsche Übersetzt wurden. So dreht man z.B. in einer Szene einen Film mit dem Titel „12 Years a Zwarte Piet“ – eine Anspielung auf eine Kultur, die holländischer nicht sein könnte. Leider werden viele solcher Gags am deutschen Publikum vorbei gehen.

Trailer:

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