Wahre Heldengeschichten amerikanischer Soldaten haben Hochkonjunktur in Hollywood. Nach Werken wie AMERICAN SNIPER und LONE SURVIVOR kommt jetzt eine weitere Geschichte, die dem Terrorakt  rund um 9/11 entsprang. Ob es sich bei dieser Jerry Bruckheimer Produktion um fahnenschwenkendes Propagandakino oder eine packende Aufarbeitung realer Geschehnisse handelt, klären wir im Artikel.

Originaltitel: 12 Strong

Deutscher Kinotitel: Operation: 12 Strong

Regie: Nicolai Fuglsig

Darsteller: Chris Hemsworth, Michael Shannon, Michael Peña, William Fichtner

Artikel von Christian Jürs

Der Film startet mit einem Zusammenschnitt diverser Nachrichtenaufnahmen aus der Zeit kurz vor 9/11, die bereits das kommende Unheil einleiten. Der stimmige, basshaltige Soundtrack unterstützt hierbei die beklemmende Atmosphäre. Dann setzt der eigentliche Film ein. Es ist der 11. September 2001.

Im Rahmen des wohl abscheulichsten und einprägsamsten Terroranschlags aller Zeiten lernen wir die 12 Horsemen kennen. Allen voran Captain Mitch Nelson (Chris Hemsworth), einem treusorgenden Familienvater, der sich gerade mit seiner kleinen Tochter unterhält, als im Fernseher hinter ihm die qualmenden Twin-Tower erscheinen und die Welt den Atem anhält.

Der kriegsunerfahrene Captain, der eigentlich seiner Familie zuliebe ein Schreibtischtäter wurde, fordert das Kommando einer Einheit ein, die gegen Osama Bin Laden und sein Terrorregime kämpft. Er bekommt nach anfänglichen Zweifeln seinen Willen und zieht mit elf weiteren Soldaten in den Kampf nach Afghanistan.

Doch erstmal gibt heißt es Abschied nehmen von den Familien daheim. Hier outet sich der Film früh als Bruckheimer Produktion, zeigt er uns doch die ehrhaften Kämpfer als treue Ehemänner und Väter. Vor allem aber werden die Ehefrauen als toughe, vernünftige Damen dargestellt. Krönung des Ganzen ist der Abschied des Soldaten Sam Diller (Michael Peña) von seiner Frau (Lauren Myers). Er meint, er habe noch zwei Stunden Zeit. Knick, Knack, Ihr wisst schon. Doch Madame weist den Guten ab mit der Ausrede, dass, wenn beide jetzt enthaltsam bleiben würden, käme er auf jeden Fall zu ihr zurück (da sein Kontingent an Sex für das Jahr ansonsten erschöpft sei???). Außerdem könne er lieber die Kinder wecken, denn sie habe sich zwar für das Leben mit einem Soldaten entschieden, die Kinder aber nicht. Was wären die toughen Soldaten bloß ohne ihre noch tougheren Frauen? Eine höchst überflüssige Szene, die dem Namen Bruckheimer leider einmal mehr gerecht wird.

Aber Kopf hoch, liebe Leser, denn was folgt, ist tatsächlich ein gradliniges, packendes Kriegsabenteuer mit gut gefilmter Action, Suspense und mit erstaunlich wenig Hurra-Patriotismus. Die Truppe um Captain Nelson, der im wahren Leben übrigens auf den Namen Nutsch hört, begibt sich auf ein Himmelfahrtskommando. Diese sollen sich nämlich mit der afghanischen Armee von General Dostum verbünden, der heute als Vizepräsident Afghanistans fungiert. Zusammen wollen die unterschiedlichen Soldaten auf dem Rücken von Pferden (daher Horsemen) die unter der Fuchtel des Taliban und Al-Qaida stehende Stadt Masar-e Scharif einnehmen. Unterstützung erhalten sie hierbei von der US-Luftwaffe. Doch das Risiko ist enorm hoch und niemand weiss, ob er die Liebsten daheim je wieder sehen wird.

Im Kino lief der Film bei uns etwas unterhalb des Radars, was eigentlich schade ist. Denn die Story um die Soldaten, denen am Fuße des Ground Zero ein Denkmal gestellt wurde, ist, nachdem man die erste viertel Stunde überstanden hat, enorm packend. Kein albernes Fahnenschwenken, keine Schwarz-weiß-Malerei. Die US-Jungs brauchen die afghanischen Soldaten ebenso wie diese sie. Anfängliche Distanzen werden im Kriegsgebiet schnell aufgehoben, was die üblichen Gegner amerikanischer Kriegsfilme besänftigen dürfte.

Auf Darstellerseite kann der Film mit großartigen Mimen wie Michael Shannon, Michael Peña und William Fichtner punkten. Aber auch Hemsworth spielt überzeugend, auch wenn er für so einen harten Hund eigentlich zu schön ist.

Insgesamt ein packendes Filmchen mit holprigem Start, welches besonders hierzulande für das Publikum spannend ist, da hier die Geschichte der Horsemen weitestgehend unbekannt ist (ich wusste jedenfalls vor diesem Film nichts von den Pferdemännern). Trotz des Namens Jerry Bruckheimer also Gott sei dank kein zweites filmisches Pearl Harbor.

Trailer:

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