Hey, hier kommt Thanos. Vorhang auf, für seine Horrorshow. Erst kürzlich konnte ich die Superheldenreunion Open Air am Strand sehen. Jetzt, quasi einen Fingerschnipp später, erscheint der Anfang vom Ende für so manchen liebgewonnenen Helden im Heimkino. Kann das Werk den hohen Erwartungen gerecht werden oder verkommt der Streifen dank seiner Vielzahl an Helden zur simplen Nummernrevue?

Regie: Anthony Russo, Joe Russo

Darsteller: Robert Downey Jr., Chris Pratt, Josh Brolin, Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Scarlett Johansson

Artikel von Christian Jürs

Ich könnte jetzt über die Handlung von AVENGERS: INFINITY WAR schreiben. Vom bösen Thanos (Josh Brolin), der über mehrere Filme lang angekündigt wurde und nun endlich (von zwei kleinen Cameos in AGENGERS: AGE OF ULTRON und dem für seine Figur noch wichtigeren GUARDIANS OF THE GALAXY abgesehen) in Erscheinung treten darf. Und wie er das darf. Der Koloss, der seine sechs Glitzerkiesel sucht und sammelt, um so an grenzenlose Macht zu gelangen, entpuppt sich als ambivalentestes Hassobjekt des mitfiebernden Zuschauers. Brolins Vorstellung ist hier weit besser platziert als im stückwerkartigen DEADPOOL 2, gegen dessen schwaches Skript auch die gut gelaunten Darsteller nicht anspielen konnten. Doch hier ist das anders. Tatsächlich haben die gut ein Dutzend Superhelden trotz (zumindest gut verteilter) geringer Screentime genügend Präsenz und ein gutes Drehbuch im Nacken, welches auch nicht-Fans zufrieden stellen sollte und für ein Wechselbad der Gefühle sorgen dürfte.

Nein, die Story muss ich hier wirklich nicht wiederkäuen. Fans kennen diese dank mehrfacher Kinosichtung eh. Für alle anderen: Bösewicht will Steinchen, Good Guys wollen dies Verhindern. Knall – Bumm – Peng – eine Schlacht folgt der Nächsten. Ha Ha Ha Ha Ha – nebenbei wird ein Gagfeuerwerk abgeledert und Schnief, Schnief – auch auf dramatischer Ebene funktioniert AVENGERS: INFINITY WAR, so wie in den beiden erstgenannten Bereichen.

Doch die eigentliche Frage auf dem Heimkinomarkt sollte lauten, ob man als Marvel-Laie (ja, solche Menschen soll es geben) auch ohne Vorwissen an den Streifen rangehen kann und einen launigen Abend dabei verbringen kann?

Die Antwort lautet: Jein.

Natürlich kann man sich an Downey Jr. auch ohne Kenntnis seiner Figur erfreuen oder Pratt, Hemsworth oder Evans als Frau heiß finden (für die Männer gibt´s Johannson, Saldana und vor allem Olsen…lechz), doch sollte man zumindest ein paar Marvel Streifen vorab gesehen haben, um halbwegs reinzufinden in das mittlerweile komplexe Universum.

Bei mir selbst steht immer noch die Sichtung von DOCTOR STRANGE, ebenso wie die des ANT-MAN aus. Bei Letzterem stellt dies zumindest hier kein Problem dar, da dieser durch Abwesenheit glänzt. Trotzdem fand ich schnell in die Gepflogenheiten des merkwürdigen Doktors hinein. Also seht Euch ein paar der Marvels vorab an, bevor Ihr AVENGERS: INFINITY WAR in die Heimkinomaschine schmeißt. Generell macht Ihr bei den Streifen nichts falsch, sind doch auch die Schwächeren noch immer zumindest unterhaltsam. Wichtig wären zumindest die AVENGERS- und GUARDIANS OF THE GALAXY-Streifen, sowie SPIDERMAN: HOMECOMING und der letzte CAPTAIN AMERICA, damit man es leichter hat mit der Orientierung innerhalb des Figurenuniversums.

4K- und 3D-Fans können sich nun Ihre Wunschedition ins heimische Regal stellen, je nach Fetisch. Wem die Qualität schnurzegal ist, der kann auch notfalls zur DVD greifen. Wie auch immer, ich kann eine Sichtung nur empfehlen. Vor allem, da der Film, der Ursprünglich noch ein PART ONE im Titel hatte, immer noch ein Part One ist. Denn hier darf das Gute, auch wenn es kurzzeitig so ausschaut, noch nicht über das Böse triumphieren. Nein, es herrscht eine ganze Weile diese DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK Stimmung, nur dass hier kein Han Solo in Karbonit eingefroren wird, sondern…

Doch ich will nicht zuviel vorweg nehmen. Nur soviel: Der Film hat ein unglaublich geniales Schlussbild (auch wenn danach am Ende des Abspanns aus Tradition noch etwas anderes geschieht). Eines, welches man so auch nur selten erlebt hat.

Ich kann den Erwerb von AVENGERS: INFINITY WAR nur empfehlen, egal zu welcher Edition man letztendlich greift. Der Film macht Laune. Hoffen wir einmal, dass sein Sequel nicht komplett alles ungeschehen macht, sondern nur den Staub wieder einsammelt und zusammenfügt (wer den Film kennt, dürfte wissen, was ich meine). Popcorn-Tipp.

Schnipp.

Trailer:

Zurück zur Startseite