Seit dem 31. August ist eine neue Animationsserie auf dem Streaming-Dienst NETFLIX verfügbar. Mit „Paradise PD“ (2018) richtet sich der Anbieter an ein eher erwachseneres Publikum und serviert eine Produktion, die zum Großteil unter die Gürtellinie zielt, um Lacher zu provozieren. Ob diese Rechnung aufgeht, oder ob es sich hier lediglich um substanzlosen No-Brain Stoff handelt, erfahrt ihr in unserer neuen Serien-Kritik!

Originaltitel: Paradise PD

Buch: Roger Black & Waco O’Guin

Sprecher (Original): David Herman, Sarah Chalke, Tom Kenny, Kyle Kinane…

Sprecher (Deutsch): Jesse Grimm, Jennifer Böttcher, Jürgen Holdorf, Daniel Welbat…

Artikel von Christopher Feldmann

NETFLIX hat sich in der Vergangenheit breit aufgestellt und produziert neben herkömmlichen Serien und Filmen auch verstärkt Animationsinhalte. So kamen wir bereits in den Genuss von wirklich guten Produktionen wie die überdrehte Pupertäts-Aufarbeitung „Big Mouth“ (seit 2017) und die beißende Satire „BoJack Horseman“ (seit 2014). Mit „Paradise PD“ versucht sich der Streaming-Gigant nun an weiterem Stoff für Erwachsene und fällt damit erstmals gehörig auf die Nase, denn „Paradise PD“ ist weder intelligent, noch ambitioniert, sondern schlicht und ergreifend, mit Fäkal-Humor versehene, Unterhaltung für den anspruchslosen Konsumenten, der schon lacht wenn jemand einen Penis zeigt.

Kevin Crawford hat nur einen Traum, nämlich als Polizist im örtlichen Paradise Police Department zu arbeiten. Kevins Vater Randall, Leiter des Departments, ist jedoch strikt dagegen, denn seit Kevin ihm im Kindesalter die Hoden weggeschossen hat, will er so wenig Nähe wie möglich zu seinem tollpatschigen Sohn haben. Da die Stadt jedoch kein Geld hat und sich das Department sowieso nur den Bodensatz der dienstfähigen Polizisten leisten kann, wird Kevin prompt eingestellt. Was folgt ist pures Chaos aber auch die Spur zu einem neuen Drogenring!

Schon die erste Episode gibt den Ton der, insgesamt zehn Folgen umfassenden, Serie vor. Hier wird nicht subtil gearbeitet, sondern mit der groben Kelle geschöpft. Die beiden Erfinder Roger Black und
Waco O’Guin, die bereits mit „Brickleberry“ (2012-2015) in ähnlichen Gefilden unterwegs waren, lassen Nichts anbrennen und geben direkt Vollgas in Sachen Gross-Out. Zerschossene Hoden, eine Drogen- und Sex-Orgie unter Hunden, Fäkalsprache und flache Gags über Obdachlose und andere Minderheiten dominieren das Geschehen. Und da liegt das große Problem der Animations-Comedy, denn der Erwachsenenhumor wird nicht intelligent eingebaut und auch nicht für tiefgründige Satire genutzt, sondern einfach ausgewalzt, weil es ja unter der Gürtellinie ist. Nie hat man das Gefühl, dass etwas dahinter steht, es ist einfach nur Tabubruch um des Tabubruchs Willen. Während eine vergleichbare Serie wie „South Park“ (seit 1997) ihren anstößigen Humor für Gesellschaftskritik nutzt, um aktuelle Themen ad absurdum zu führen, hat „Paradise PD“ nichts dergleichen zu bieten. Lediglich wenn in einer Folge auf Polizeigewalt gegen Minderheiten eingegangen wird und diese in absurde, aber immer noch recht witzige, Bahnen gelenkt wird, hat man das Gefühl, dass hier mehr drin gewesen wäre. Aber diese Momente sind eine Seltenheit, denn die Assi-Gags werden immer wieder wiederholt und variiert und selbst wenn man das zu Beginn ganz witzig findet, findet man es irgendwann einfach nur noch ermüdend.

Die Figuren sind dem entsprechend charakterisiert und bieten nicht mehr als ihre anstößigen Eigenschaften. Die Polizistin, für die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ein Fremdwort ist, der dicke Polizist, der einfach nur fett und dumm ist, oder der Drogenhund, der einfach immer Drogen nimmt und abgefahrenen Scheiß macht. Auch die Hauptfigur des Kevin erweist sich als bescheuerter, sexuell merkwürdiger Vollidiot, der das Identifikationspotential einer vertrockneten Mandarine besitzt. Zudem sieht die ganze Chose erstaunlich billig aus und besitzt einen groben Animationsstil, in dem kaum Hintergrundbewegungen zu finden sind und kurz vor Stillstand wirken. Die Sprecher gehen eigentlich in Ordnung, sowohl im englischen, als auch im Deutschen Ton. Gemessen an dem Produktionsvolumen und der Tonalität absolut ausreichend.

Fazit:

„Paradise PD“ (2018) ist der klägliche Versuch, eine weitere Animations-Comedy für Erwachsene zu produzieren. Hier werden einfach nur die immer gleichen, politisch unkorrekten, Gags über Sex, Drogen und Gewalt abgefeuert, ohne dass die Serie einen Hauch von Entwicklung vorweist. Für anspruchslose Alles Gucker vielleicht ein lockerer Zeitvertreib, für den Rest eine Serie, die man sich getrost sparen kann!

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