In den Köpfen der meisten Jackie Chan Fans ist SIE NANNTEN IHN KNOCHENBRECHER die Geburtsstunde des Comedy-Kung Fu-Genres. Dabei wird dieser Film, der kurz vorher entstand, gerne vergessen. Die Zutaten der Handlung und sogar ein Großteil des Casts sind tatsächlich identisch. Wohl jedem Chan Fan im Gedächtnis ist die Titelsequenz, in der Jackie zu dem Song MAGIC FLY von SPACE seine Kung Fu Übungen vor rotem Hintergrund praktiziert. Doch wie steht es mit dem Rest? Dank KOCH MEDIA kann man dies nun endlich ungekürzt in Deutschland feststellen.

Originaltitel: Se ying diu sau

Regie: Yuen-Woo Ping

Darsteller: Jackie Chan, Siu Tien Yuen, Hwang Jang Lee, Dean Shek, Roy Horan

Artikel von Christian Jürs

Chien Fu (Jackie Chan) verdient sich seinen Unterhalt als Putzkraft in der Kung Fu Schule seines Meisters Hung (Yao Lin Chen), in der er auch lebt. In der Abwesenheit des Hausherren wird Chien jedoch von Stellvertreter Li (Dean Shek) aufs äußerste gemobbt und bei Demonstrationsveranstaltungen als Punchingball missbraucht. Was heute einen Eintrag in der #MeToo-Debatte gebracht hätte, bleibt hier zunächst ungesühnt. Bis eines Tages ein alter Bettler (Siu Tien Yuen) bei ihm Unterschlupf sucht und sich zwischen den Beiden eine Freundschaft anbahnt. Als Dank für die Gastfreundschaft lehrt der Bettler ihn Tanzschritte, die sich jedoch als Kung Fu Übung herausstellen. Fortan trainiert der junge Hausdiener ununterbrochen in seiner Freizeit mit rohen Eiern und Teeschalen. Eines Tages reicht es Chien und er wehrt sich erfolgreich bei einem Schaukampf mit der erlernten „Schlangentechnik“. Dadurch führt er jedoch ungewollt die auf ihn aufmerksam gewordene Staatspolizei auf die Spur seines alten Bettlerkumpels, der sich als Pei Ching Yeng, einem gesuchten Rebellen entpuppt. Es kommt zum Kampf „Schlangentechnik“ vs. „Adlertechnik“ (Kampfstil der Polizisten).

Die Handlung klingt komplizierter als sie ist, was zweifelsohne an den vielen chinesischen Namen liegt. Doch im Grunde ist die Handlung nur Aufhänger, um, vor allem in der zweiten Filmhälfte, sowohl kampftechnisch als auch akrobatisch so richtig einen vom Leder zu ziehen. Richtung Finale wird es dann auch relativ ernst und hart. Doch der Weg dahin ist gespickt mit allerlei Slapstick, mal in Form typisch chinesischer Kalauer, wie dem dicken, tortefressenden Jungen, der unbedingt Kung Fu lernen möchte und ein überdimensionales Muttermal an der Wange trägt, was so Mancher urkomisch finden mag. Ja, den albernen Humor früherer Jackie Chan Filme (besonders die LUCKY STARS-Filme sind Geschmackssache), sollte man mögen. Doch auch wenn nicht, bekommt man hier großartige Kämpfe und viele wirklich lustige artistische Slapstickszenen (wenn Dean Shek mit seinen schmutzigen Schuhen den Boden verunreinigen will und Chan immer genau dort wo er hintritt einen Lappen platziert, bleibt kein Auge trocken) serviert.

Das man in Hongkong damals die Rechtefrage nicht allzu ernst nahm, bekommen wir gleich im Vorspann zu spüren, wenn das legendäre MAGIC FLY von SPACE ertönt. Aber auch Jean Michel Jarre (Trainingssequenz), der STAR WARS Soundtrack und ein älterer Song aus einem Bond-Film gehören zur Szenenuntermalung.

Doch nicht nur für Jackie war dies der Karrieredurchbruch, denn Schauspieler und Stunt Koordinator Yuen Woo-Ping gab hier sein Regiedebut und leitete damit eine große Karriere hinter der Kamera ein. Klassiker wie TIGER CAGE und IRON MONKEY gehen auf seine Kappe. Hierzulande sollte er vor allem wegen seiner Stunt-Koordination der MATRIX-Filme oder KILL BILL legendär sein. Aber auch SIE NANNTEN IHN KNOCHENBRECHER, der wie ein Remake von DIE SCHLANGE IM SCHATTEN DES ADLERS wirkt, entstand unter seiner Fuchtel. Größter Unterschied: Jackie Chan und Siu Tien Yuen, dessen letzte Filme bei uns alle den Knochenbrecher im Titel haben (u.a. KNOCHENBRECHER HALT DIE OHREN STEIF), trinken hier Tee und dort Alkohol. Leider starb Siu Tien Yuen 1979 am Set des Sammo Hung Streifens THE MAGNIFICENT BUTCHER an einer Herzattacke.

Die Veröffentlichung von KOCH MEDIA ist ein Traum. Der Film erstrahlt in satten Farben und mit ordentlicher Tonqualität. Vor allem aber ist der Film endlich uncut erhältlich. Hat ja lang genug gedauert. Wer will, kann den Film auch auf Englisch (inklusive einer alternativen Musikfassung) oder kantonesisch genießen. Deutsche Untertitel sind vorhanden. Doch die deutsche Kalauersynchro passt hier wie die Faust aufs Auge.

Auf DVD gibt’s noch den Trailer, eine Bildergalerie und ein Interview mit Jackie Chan. Auf Blu-ray bekommt man zusätzlich noch den Original Vorspann, weitere Trailer, die Rückblenden des Films in nicht eingefärbter (pinker) Version und eine alternative „Retrofassung“, der ein anderes Master zu Grunde liegt. Mehr geht nicht.

Zuletzt noch der Hinweis, dass Jackie Chan im beeindruckenden Finale einen Schneidezahn verlor, was man deutlich erkennen kann. Das nenn ich vollen Körpereinsatz.

Trailer:

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