„The Merc with a Mouth“ is Back! Mit „Deadpool 2“ (2018) liefern Regisseur David Leitch und Hauptdarsteller Ryan Reynolds die heiß erwartete Fortsetzung des erfolgreichen Action-Hits. Nun kommen auch die Heimkino-Konsumenten in den Genuss des Sequels und wir verraten euch, ob wir den Nachfolger besser oder gar schlechter finden. Außerdem gibt es unsere Meinung zum neuen und 15 Minuten längeren SUPER DUPER CUT. All das erfahrt ihr in unserer ausführlichen Kritik!

Originaltitel: Deadpool 2

Drehbuch: Rhett Reese, Paul Wernick, Ryan Reynolds
Regie: David Leitch

Darsteller: Ryan Reynolds, Josh Brolin, Julian Dennison, Zazie Beetz, T.J. Miller…

Artikel von Christopher Feldmann

Die Comic-Figur DEADPOOL hat einige Irritationen benötigt, um in der Form die Kinoleinwände zu erobern, in der wir sie kennen. Nach dem wohl eher unrühmlichen Auftritt in „X-Men Origins: Wolverine“ (2009), für den Regisseur Gavin Hood wohl noch heute Dankesbriefe bekommt, da er aus der Figur einen stummen Typen mit Stangen im Arm gemacht hat, war es wohl Darsteller Ryan Reynolds selbst zu verdanken, dass man im Jahr 2016 „Deadpool“ als Solo-Film in die Kinos brachte, getreu der Vorlage und natürlich mit einem saftigen R-Rating versehen. Wie zu erwarten, wurde der Streifen um den Sprüche klopfenden Anti-Helden ein weltweiter Hit. Mit „Deadpool 2“ fährt 20TH CENTURY FOX nun die bekannte „höher, schneller, weiter“-Strategie und serviert einen Film mit mehr Budget, mehr Action und mehr Gags. Warum diese Masche Fluch und Segen zugleich ist, wollen wir euch nun verraten.

Handlung:

Nach den Ereignissen im ersten Teil, ist aus Wade Wilson/Deadpool (Ryan Reynolds) ein Söldner geworden, der weltweit Kriminelle tötet. Auch mit seiner Freundin Vanessa (Morena Baccarin) könnte es nicht besser laufen, da sie gemeinsam beschließen eine Familie zu gründen. Doch als Vanessa von einem rachsüchtigen Drogenboss erschossen wird, versinkt der dauerquasselnde Anti-Held in Trauer und Selbstmitleid. Um ihn aus dem emotionalen Sumpf zu befreien, wird er von Colossus (Stefan Kapicic) für die X-MEN rekrutiert. Dies bringt ihn zu dem Fall rund um den jähzornigen jungen Mutanten Russell Collins/Firefist (Julian Dennison), der in einem Waisenhaus misshandelt wird. Zudem erscheint der zeitreisende, kybernetische Soldat Nathan Summers/Cable (Josh Brolin) auf der Bildfläche, der es ganz allein auf Russell abgesehen hat. Gemeinsam mit seinen Verbündeten sagt ihm Wade den Kampf an!

Als „Deadpool“ im Jahr 2016 in die Kinos kam, war ich recht gespannt. Wie hat man die Comic-Vorlage wohl filmisch umgesetzt. Das Ergebnis war dann doch eher ernüchternd. Natürlich hatte ich im vollen Kinosaal meinen Spaß an den Gags, dennoch empfand ich den Film als halbgar. Die Action war so mittel und auf Dauer war ich von Ryan Reynolds Sprüchen und Popkultur-Anspielungen irgendwie genervt. Zudem hatte „Deadpool“ nicht viel zu erzählen und immer, wenn man versuchte etwas ernster seine Origin-Story zu schildern, machte sich doch eher Langeweile breit. Wahrscheinlich hätte ich Das mit 16 Jahren mächtig abgefeiert, nur war ich zu diesem Zeitpunkt keine 16 mehr. Trotzdem war ich recht gespannt auf die Fortsetzung, denn was man den Machern lassen muss, ist die Tatsache, dass das Marketing immer recht genial geraten ist. Und ich muss sagen, „Deadpool 2“ ist ein wesentlich besserer Film als der Vorgänger!

Man merkt deutlich, dass man hier mit 110 Millionen US-Dollar fast doppelt so viel Budget zur Verfügung hatte, als beim ersten Teil. Das ermöglichte ein höheres Produktionsvolumen, was deutlich auf der Habenseite zu verbuchen ist. Die CGI-Effekte sehen besser aus, es werden mehr Sets geboten und die Action-Szenen fallen allgemein ansehnlicher aus. Auch muss man dem Sequel bescheinigen, dass es eine vernünftige Story bietet. Das Zeitreise-Thema kommt relativ gut zur Geltung und eröffnet einen schönen Spannungsbogen, der viel verspricht aber leider nur bedingt etwas einlöst. Während der erste Akt noch recht interessant gestaltet ist, verfällt „Deadpool 2“ zunehmend in eine Aneinanderreihung an Actionszenen und den, für die Figur typischen, Gags. Das geht sehr auf Kosten der Nebenfiguren, die wesentlich mehr Gewicht und Tiefe bieten, als der titelgebende Protagonist. Dieser Umstand ist dem, bereits eingangs erwähnten „höher, schneller, weiter“-Prinzip geschuldet. Statt sich auf ihre Story und die Charaktere zu fokussieren, wirkt es, als seien die Macher nur darauf erpicht, dem Zuschauer noch mehr Witze und blutige Action um die Ohren zu hauen.

Ich kann sagen, dass dies meinen 16-jährigen ICH durchaus gefällt, meinem erwachsenen ICH geht das mit der Zeit dann doch etwas auf die Nerven. Das soll nicht heißen, dass der Humor keinen Spaß macht, „Deadpool 2“ hat viele gelungene Gags aber eben zu Viele! Keine Szene kann eine gewisse Dramatik entfalten, da jedes Mal Ryan Reynolds ins Bild springt und noch einen drauf setzen muss. Das ist in gewissen Szenen einfach nur anstrengend und sorgt dafür, dass durchaus gute Figuren wie Cable und Firefist verblassen. Sie alle erfüllen ihren Zweck, müssen sich aber Alpha-Männchen Reynolds unterordnen, den ich zwar gerne mag aber hier dem Affen etwas zu oft Zucker gibt. Zu oft werden Referenzen und Seitenhiebe an Filme und Popkultur verteilt, welche nie subtil daher kommen, sondern dem Zuschauer mit Anlauf ins Gesicht gedonnert werden. Viele Figuren werden einfach nur in die Szenerie geschmissen, dass Deadpool eine Punchline auf ihre Kosten zum Besten geben kann. Die besten Gags liegen in anderen Bereichen wie der Sideplot und die X-Force. Auch die Kabbeleien zwischen Deadpool, Colossus und Negasonic Teenage Warhead sorgen für gute Unterhaltung und die Post-Credit Szene ist wahrlich genial. Oftmals lässt man sich aber auch dazu verleiten, Gags aus dem Vorgänger zu recyceln, was mal mehr (die X-MEN Villa), mal weniger gut klappt, wie im Vorspann, der dieses Mal im Bond-Style daher kommt. Auch gibt es einige gelungene Cameos, die man so nicht unbedingt erwartet und wir an dieser Stelle auch nicht verraten wollen. Man kann Reynolds für viel kritisieren aber wohl nicht für die Tatsache, dass er der perfekte Darsteller für die Rolle ist. Man merkt auch, dass er sichtlich Spaß an seinem Part hat und wahrscheinlich wird er die Figur auch nicht so schnell aufgeben. Josh Brolin macht ebenfalls eine gute Figur, wirkt aber in dem überdrehten Kontext wie ein Fremdkörper und kann seiner Rolle nicht die nötige Tragweite erspielen, wie sie es eigentlich verdient hätte. Der Rest der Besetzung macht durchaus Laune und liefert solide Performances ab.

Da Tim Miller, der Regisseur des Vorgängers, nun unter der leitenden Hand James Camerons den nächsten „Terminator“-Film dreht, wovon ich mir nicht allzu viel erhoffe, durfte David Leitch das Ruder übernehmen, der im Moment sowas wie der heiße Scheiß im Action-Kino ist. Nach „John Wick“ (2015) und „Atomic Blonde“ (2017) widmete sich der ehemalige Stuntmen somit einer weiteren Comic-Adaption und erweist sich als absolut richtige Wahl. Die Action-Szenen haben mehr Drive, die Choreographien sind besser ausgearbeitet und die Kamera hat einige schöne Perspektiven zu bilden. Außerdem beweist Leitch, dass er auch humorvolle Szenen durchaus stemmen kann und lässt ordentlich die Puppen tanzen. Während Tim Millers Inszenierung recht dröge und frei von Experimenten war, transportiert Leitch seinen visuellen Stil durchaus gekonnt in den Film.

Der „SUPER DUPER CUT“:

Mit dem Heimkino-Release steht uns nun auch eine Extended Version von „Deadpool 2“ zur Verfügung. Schon zum Kinostart ließ man verkünden, dass man noch wesentlich mehr Material zur Verfügung hätte und dieses leider im Schneideraum zurück lassen musste, um eine Laufzeit von glatten zwei Stunden zu gewährleisten. Im Gegensatz zu den meisten anderen Director’s Cuts und Unrated-Versionen bietet der „SUPER DUPER CUT“ wirklich nennenswerte Erweiterungen mit einer Länge von 15 Minuten. Das schlägt sich vor allem in den Action-Szenen positiv nieder, da hier wesentlich mehr alternatives Material vorhanden ist, welches die besagten Stellen noch aufwertet. Gerade zu Beginn bekommt der Zuschauer mehr geboten und auch visuell sind deutlich Verbesserungen auszumachen. Was den Sehgenuss allerdings schmälert sind die zusätzlichen Gags. Da der Film sowieso schon zu viele Witze, Sprüche und Referenzen besitzt, war ich von manchen Extra-Minuten noch mehr genervt. Hier belässt es Deadpool nicht bei einem abschließenden Gag in vielen Szenen, sondern schiebt noch eins bis zwei Sprüche hinterher. Das mindert den Spaß deutlich und der Bogen wirkt überspannt. Man merkt, dass man Ryan Reynolds am Set hat viel improvisieren lassen, weshalb man vermutlich mehrere Einstellungen wiederholt gedreht hat, nur eben mit anderen Dialogen. Diese ersetzen hier manche Momente oder werden dazu geschnitten, weshalb diese Fassung etwas überladen wirkt. Hier muss jeder Fan selbst entscheiden, zu welcher Version er greift. Zum Glück gibt es auf der Blu-Ray, sowie auf der 4k-Variante, beide Fassungen zu bestaunen. Dazu gesellt sich massig Bonusmaterial wie ein Audiokommentar, Deleted Scenes, Featurettes und Interviews.

Fazit:

„Deadpool 2“ ist ganz klar besser als sein Vorgänger. Der Film bietet optisch einfach mehr und hat in Sachen Action ganz klar die Nase vorn. Auch die Story weiß zu gefallen, bleibt aber hinter dem omnipräsenten Humor etwas zurück. Auch die Gags sind manchmal etwas fad und beschränken sich auf bloße Popkultur-Referenzen. Sicher ein Film, der mehr Potential gehabt hätte, denn weniger ist manchmal doch etwas mehr. Für alle anderen, die das Hirn abschalten und eine gute Zeit haben wollen, ist „Deadpool 2“ wahrscheinlich der perfekte Film. Spaßig ist das Treiben des Anti-Helden bei aller Kritik trotzdem!

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