Passend zu unserem großen „Hurenween“ Monat liefert Eurovideo mit „Muse“ einen atmosphärischen Horror-Thriller ab, der aus der Hand von [REC]-Schöpfer Jaume Balagueró stammt. Dass er mehr als Wackelkamera und Found-Footage beherrscht beweist er hier eindrucksvoll und hat einen starken Cast im Gepäck!

Originaltitel: Musa

Regie: Jaume Balagueró

Darsteller: Elliot Cowen, Ana Ularo, Franka Potente, Christopher Lloyd, Manuela Velles, Joanne Whalley

Artikel von Victor Grytzka

Der Literaturprofessor Samuel Solomon (Elliot Cowen) muss den furchtbaren Suizid seiner Freundin Beatriz (Manuela Velles) hilflos mit ansehen. Dies wirft sein Leben aus der Bahn. Ein Jahr vergeht, und ihn plagen Visionen eines grausamen Mordes. Als dann wirklich eine Frau umkommt geht er der Sache auf den Grund. Neben seiner guten Freundin und Kollegin Susan (Franka Potente), steht ihm die schöne Rachel (Ana Ularo) zur Seite, die er am Tatort des Verbrechens kennenlernt. Dort finden sie in einem alten Aquarium ein seltsames Artefakt, das die Beiden auf eine heiße Spur führt.  Die seltsamen Ereignisse hängen mit der Legende der 7 Musen, Dämonenwesen die die Erde unterjochen wollen, zusammen. Nach einer Begegnung mit Professor Rauschen (Christopher Lloyd), der selbst eins in die Legende verstrickt war, bricht die Hölle los. Die Musen sind zurück und fordern das Artefakt…

Ein guter Thriller mit Horrorelementen braucht vor allen Dingen eine Sache – Spannung. Und die hat Regisseur Balagueró von Anfang bis Ende voll im Griff. Der Film beginnt mit einer recht drastischen Anfangssequenz und erhöht das Tempo schrittweise bis hin zu einem grandiosen Finale, das in einen wirklich gelungenen Horrorszenario mündet. Es entfaltet sich über knapp 110 Minuten ein gelungener Gruseltrip, der nach und nach die Zusammenhänge und Geschehnisse im Film offenbart. So bilden sich im frühen Verlauf der Handlung zwar einige Fragezeichen im Kopf des Zuschauers, diese werden aber alle logisch aufgelöst. Ein interessanter Aspekt von „Muse“ ist es, die Kraft des poetischen Wortes als „Aufhänger“ für die Story zu verwenden. Die Macht der Worte ist hier bestimmendes Thema, und letztendlich auch der „wahre Horror“, der die Protagonisten erwartet. Wie das funktioniert verrate ich nicht, es ist aber ein sehr interessanter und gelungener roter Faden, der den Film durchzieht.

Für genug Abwechslung ist dabei auch außerordentlich gut gesorgt, denn jeder wichtige Charakter bekommt eine eigene Nebenhandlung spendiert, die uns nicht nur die betreffende Person vorstellt, sondern auch als kleines Zahnrad in der gesamten Maschinerie „Muse“ funktioniert. Alle Fäden laufen irgendwann zusammen und sorgen dafür, dass einem wirklich keine Person im Film „egal“ ist. Hier werden keine Nebencharaktere zum Strecken der Handlung geschaffen. Jeder hat seinen festen Platz.

Doch was nützt eine grandiose Story, wenn der Cast nicht mitzieht? Schon wieder Glück gehabt. Jeder Schauspieler in diesem Film muss das Drehbuch verstanden und geliebt haben, anders kann ich mir nicht erklären, dass es nicht eine einzige schlechte Leistung im gesamten Ensemble gibt. Ganz toll spielen Cowen und Ularo die „Helden“ der Geschichte, und präsentieren eine perfekte Harmonie im Zusammenspiel auf dem Bildschirm. Auch die Nebendarsteller sind große Klasse. Besonders hervorheben muss man hier Franka Potente, die ich seit jeher für eine ganz große Bereicherung der deutschen Schauspieler-Riege halte, die in einer größeren Nebenrolle glänzt und ihrem Charakter ein hohes Maß an Echtheit und Überzeugungskraft einhaucht. Christopher Lloyd hat hier eine wirklich tolle Rolle angenommen. Er hat zwar, gemessen an den anderen Figuren, eine relativ kurze Screentime, dennoch zeigt er hier eine Glanzleistung in seinem Repertoire. Solche Rollen wünscht man ihm doch einfach, nachdem er in den letzten Jahren immer mal wieder in „Schrottproduktionen“ gelandet ist. Last, but not least verdient eine Dame hier meine besondere Erwähnung. Als eine der Musen gibt es ein Wiedersehen mit Joanne Whalley, in die ich mich damals unsterblich verliebte, als sie im Fantasy-Klassiker „Willow“ die Rolle der Sorsha spielte.  Immer noch ein netter Anblick.

Einen Punkt muss ich noch ansprechen. Die Optik der Produktion. Hier hat man keinen Spielraum für frohe Momente gelassen. Man wählte eine sehr triste und trostlose Farbgebung und kombinierte dies mit sehr sparsamer Ausleuchtung. Dies erzeugt eine unangenehme Atmosphäre, die einen sofort gefangen nimmt. Hier weiß man sofort – Schluss mit Lustig!

Die Bildqualität überzeugt mit guter Bildschärfe und zufriedenstellendem Detailgrad, auch wenn ich das – von mir so heiß geliebte – Filmkorn ein wenig vermisse. Der Ton ist gut abgemischt und hat ordentlich Druck auf den Bässen, dies ist aber durchaus so gewollt und schmeichelt dem Sound-Design des Films. Auf Extras wurde verzichtet, was natürlich schade ist, aber dies tut dem kleinen Meisterwerk, welches „Muse“ ist, keinen Abbruch!

Für mich eine definitive Überraschung und ein absoluter Geheimtipp für Freunde düsterer Gruselgeschichten. Auch Freunde drastischer Effekte werden bedient. „Muse“ ist zwar keine Schlachtplatte, hat aber ein paar ordentliche Gewaltspitzen die mit der nötigen Härte und Kaltblütigkeit inszeniert sind, ohne erzwungen zu wirken. Da kann ich die mäßige IMDb-Wertung von mageren 5,3 nur mit einem heftigen Kopfschütteln bedenken!

Trailer:

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