Es gab mal eine Zeit beim Film, da wurden fast alle Effekte noch von Hand gemacht. In dieser Zeit entstanden Filme wie JAWS, STAR WARS, ALIENS, THE THING, GREMLINS oder ROBOCOP, um nur wenige zu nennen. Der Erfolg dieser Filme hin im Wesentlichen von der Plastizität seiner Monster und Effekte ab, die geschickt in die Umgebung der Handlung inszeniert worden sind und so zu ikonografischen Bildnissen wurden. Diese Dokumentation lässt einige kreative Köpfe hinter den handgemachten Effekten zu Wort kommen und gibt Einblick in die Techniken, die zu den berühmten Kreaturen geführt haben.

Originaltitel: Le complexe de Frankenstein

Regie: Gilles Penso, Alexandre Poncet

Darsteller: Rick Baker, Joe Dante, John Landis, Guillermo del Toro, Kevin Smith, Dennis Muren

Artikel von Kai Kinnert

Endlich mal wieder eine Filmdoku! Und dann auch noch zum Thema Spezial Effekte, das ist selten genug. Es kommen hier die Künstler hinter den Effekte von GREMLINS, GHOSTBUSTERS, ABYSS, TERMINATOR 2, JURASSIC PARK, STARSHIP TROOPERS, CRITTERS und SPIDER-MAN 2 zu Wort, die einiges über die Entstehung der Effekte und den Anforderungen erzählen. Dabei gibt es Interviews mit Joe Dante, John Landis, Kevin Smith, Guillermo del Toro, Phil Tippett, Rick Baker und weiteren Filmschaffenden zu den Dreharbeiten. Man erhält dabei zB kleine Einblicke in die Arbeitsschritte der Stop-Motion-Technik, wie sie bei STAR WARS oder ROPOCOP angewandt worden ist. Aber auch die Masken von PREDATOR, die Gummieffekte von THE HOWLING und die Entwicklung der Tiefsee-Rochen-Alienqualle aus THE ABYSS sind Thema des Films.

Obwohl hier alle möglichen und wichtigen Leute hinter den Effekten, teils in ihren Werkstätten, zu Worte kommen, flaute mein Interesse tatsächlich in den ersten 20 Minuten der Doku etwas ab. Normalerweise stehe ich auf solche Dokus, doch ich finde es uninteressant, wenn nur über das Thema geredet wird. Es gibt nur wenig Originalmaterial zu den jeweiligen Effekten und so begnügt sich die Doku in den ersten 20 Minuten damit, ein oberflächiges Talking-Head-Format zu werden. Bis dahin hätte der Streifen auch von VOX im Rahmen eines Monsterthemenabends produziert sein können.

THE FRANKENSTEIN COMPLEX scheint also kein Anliegen zu haben. Da sitzen ein paar Künstler an ihrem Schreibtisch, die irgendwie an den Modellen von STAR WARS und GREMLINS beteiligt waren und erzählen, wie kreativ die Lösungen für die Effekte sein mussten. Und als Freund von Making-Ofs und B-Rolls gerate ich schnell in gelangweilte Enttäuschung, wenn nur Geredet, statt gehandelt wird. Ich will doch dem Handwerker bei der Arbeit zu sehen und nicht, wie er hinter her drüber redet, wie es gewesen ist. Und gerade, als ich diese schöne aufgemachte Dokumentation auf den Stapel des banalen Mainstreams legen will, tut sich plötzlich was.

Auf einmal findet sich die andauernde Abfolge von Interviews in einem Kontext wieder. Plötzlich wird klar, warum es gerade um diese Filme geht. Es waren nämlich die letzten großen Filme, in denen diese handgemachten Effekte eingesetzt worden sind. Mit James Cameron und Steven Spielberg zogen nämlich die ersten, ernstzunehmenden CGI Effekte in die Filme ein und machten viele Beteiligten arbeitslos und stürzten sie in tiefe Depressionen. Die aufwendigen, real gebauten Effekte von THE THING oder ALIENS konnten plötzlich durch Computereffekte ersetzt werden und löschten so fast eine ganze Branche aus. Doch JURASSIC PARK und TERMINATOR 2 waren dann letztendlich die Filme, die der Branche der handgemachten Effekte den Arsch retteten, denn sie verbanden die alte Modelltechnik mit neusten CGI Effekten.

Die Regisseure Poncet und Penso hatten also tatsächlich eine Idee. Sie wählten einen wichtigen Punkt in der Geschichte der Filmtechnik aus und geben so ihrer Doku eine gewisse Spannung, als plötzlich THE ABYSS alle arbeitslos zu machen drohte. THE FRANKENSTEIN COMPLEX behandelt in der zweiten Hälfte angenehm ausführlich und spannend den Quallen-Effekt von THE ABYSS, den ED-209 aus ROBOCOP, das Quecksilber-Morphing aus TERMINATOR 2 und dem T-Rex aus JURASSIC PARK. Hier gibt es dann auch endlich mal seltenes Originalmaterial zu sehen und alles ist gut. Da kann man zufrieden sein.

THE FRANKENSTEIN COMPLEX spart mit Originalaufnahmen, setzt die wenigen Aufnahmen aber geschickt in der zweiten Hälfte ein, um so informativ auf die genannten Filme einzugehen. Das viele der Interviewten persönlich vom Wandel der Zeit betroffen waren und sich am Ende ihrer Existenz wähnten, gibt dem Film eine plötzliche Nähe, die zum richtigen Zeitpunkt kommt. Gut gemacht. Wer solche Dokumentationen mag und schon ELECTRIC BOOGALOO im Regal stehen hat, darf hier anschließen und bekommt ein hübsch aufgemachtes Digipak mit zwei Bds.

Auf der zweiten BD sind 19 Extras vorhanden. Ein Making Of und alternative und entfallene Szenen, Interviews und Gespräche mit John Landis und Joe Dante und viele weitere Features gibt es als Hintergrundmaterial.

Trailer:

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