Justbridge Entertainment macht mir ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk und veröffentlicht einen Kultfilm meiner frühen Jugend endlich in HD. Dabei war MANNEQUIN, in der sich der sympathische und damals sehr erfolgreiche Andrew McCarthy in eine Schaufensterpuppe verliebt, die sich nachts vor seinen Augen in die wundervolle Kim Catrall verwandelt. Wer hätte sich das damals nicht gewünscht?

Regie: Michael Gottlieb

Darsteller: Andrew McCarthy, Kim Cattrall, James Spader, G.W. Bailey, Estelle Getty

Artikel von Christian Jürs

In Teenagerjahren besaß ich MANNEQUIN als TV-Aufnahme einer Ausstrahlung des Privatsenders RTLplus (Ja, damals hatte RTL noch ein Plus, wo heute eigentlich ein fettes Minus hingehört). Ich entsinne mich, dass ich recht häufig meine Video 2000 Kassette (beidseitig bespielbar! Toll!) beanspruchte, um den Film zu schauen. Tatsächlich blieb allerdings, bis auf die Tatsache, dass Andrew McCarthy und Kim Catrall (*rrrrrrr*) die Hauptrolle ausfüllten, nicht viel bis heute hängen. Also rein mit der Scheibe und auf gehts…

Jonathan Switcher (Andrew McCarthy) ist ein Träumer und Künstler, der es nicht schafft, beruflich irgendwo Fuß zu fassen. Ob in einer Schaufensterpuppenfabrik, als Gärtner oder in der Pizzeria, überall übermannt ihn die Kunst, wodurch die Fließbandarbeit leidet. Als er eines Abends, nachdem seine Freundin Roxie (Carol Davis) ihn im Regen stehen ließ, am Schaufenster eines großen Warenhauses vorbei kommt, entdeckt er die liebevoll von ihm gestaltete Schaufensterpuppe, deren Zeitaufwand bei der „Schöpfung“ zur Kündigung führten. Fest entschlossen seiner Puppe zukünftig nah zu sein, macht er sich tags darauf auf, um sich im Kaufhaus zu bewerben. Doch direkt vor der Tür kommt es zu einem Beinaheunfall, bei dem unser Held der Kaufhauschefin Claire Timkin (Estelle Getty) das Leben rettet. Zur Belohnung darf er fortan im schlecht gehenden Kaufhaus arbeiten, wo er sich schnell in der Schaufenstergestaltung wieder findet. Dort arbeitet er mit dem schillernden, schrägen Hollywood (Meshach Taylor) zusammen, der uns lehrt, dass schwul irgendwie total lustig ist und so.

Als Jonathan abends Überstunden schiebt, erwacht seine heißgeliebte Schaufensterpuppe plötzlich zum Leben und erklärt, dass sie Emma Isadora, genannt „Emmy“ (Kim Cattrall)  aus einem alten, ägyptischen Königreich sei, die dank der Götter durch die Zeit reisen könne. Immer auf der Suche nach der wahren Liebe. Diese scheint sie in dem jungen Schaufensterdekorateur auch gefunden zu haben. Doch der schleimige Bürohengst Richards (James Spader), ein trotteliger Wachmann (G.W. Bailey) und der Chef des Konkurrenzkaufhauses B.J. Wert (Steve Vinovich), der zeitgleich auch noch der Boss von Jonathans Ex-Freundin ist, haben etwas dagegen.

MANNEQUIN atmet die Luft der Achtziger durch und durch. Sei es die Optik mit ihren Neonfarben, die slapstickartigen Bösewichte, die nie wirklich zur ernstzunehmenden Bedrohung werden oder der harmlose, kinderzimmerfreundliche Sexappeal von Kim Cattrall, der in Punkto nackte Haut nur in Puppenform mal etwas mehr als einen einzuölenden Rücken bietet. Dies ist ein harmloser, eigentlich recht alberner Spaß ohne großen Anspruch, der trotz all dieser negativ klingenden Aspekte über seine gesamte Laufzeit hinweg bestens zu unterhalten weiß. Dies ist vor allem den gut aufgelegten Hauptdarstellern McCarthy und Cattrall zu verdanken, zwischen denen die Chemie einfach stimmt. Aber auch Spader und Bailey wissen mit ihrem bewussten Kotzbrockenoveracting für Lacher zu sorgen.

Der Titelsong „Nothing’s Gonna Stop Us Now“ von Starship war einst so schön, dass er mit einer Oscarnominierung bedacht wurde. Ein herrlich klebriger Achtziger Schmachtfetzen, der sich bestens ins Gesamtbild einfügt. Leider befindet sich das Musikvideo nicht im Bonusmaterial. Eigentlich befindet sich dort gar nichts außer dem Kinotrailer, was meinen einzigen Kritikpunkt zu dieser Veröffentlichung darstellt. Dafür sind Bild und Ton in hervorragendem Zustand, was die Hauptsache ist.

Ein tolles Bonus gibt es allerdings dann doch noch. Das Mediabook beinhaltet ein 20 seitiges, hübsch bebildertes Booklet, zu dem Kollege Christoph N. Kellerbach einen schön geschriebenen, sehr informativen Text verfasst hat.

Ich habe mich sehr gefreut dieses Zeitdokument meiner Jugend wieder zu entdecken. Die vier Jahre später entstandene Fortsetzung mit Kristy Swanson und William Ragsdale habe ich allerdings nicht mehr so positiv in Erinnerung. Aus der Ur-Besetzung ist dort nur Hollywood übrig geblieben. Schade, mit Cattrall und McCarthy hätte ich gerne ein Sequel gesehen.

Trailer:

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