Fans deutscher Krimikost wurden unlängst aus dem Hause Tiberius mit einer 3er-Box des in der Bretagne ermittelnden Kommissar Dupin beglückt. Deutsche Krimikost in der Bretagne? Ja, denn bei dem FIlmen handelt es sich um deutsche Produktionen. Schaffen es die Kriminalfälle, sich vom germanischen Krimi-Einheitsbrei abzuheben, oder sollte man doch lieber beim Tatort bleiben?

Regie: Thomas Roth, Dagmar Seune

Darsteller: Pasquale Aleardi, Annika Blendl, Jan Georg Schütte, Ludwig Blochberger

Artikel von Victor Grytzka

TV-Krimis gibt es wie Sand am Meer. Besonders aus deutscher Hand. Gerne nimmt man sich dabei allerdings Vorlagen die im benachbarten Ausland spielen als Grundgerüst, da Schauplätze wie Berlin, Köln oder München doch schon ziemlich ausgelutscht sind. In dieser Reihe, basierend auf Romanen, verschlägt es den Zuschauer also in die malerische Bretagne. Ist ja schön da, doch nützt das auch den Filmen etwas?

Gestorben wir immer und überall. Auch in der malerischen Bretagne. Also begleiten wir den Ermittler Georges Dupin (Pasquale Aleardi) bei seinen Ermittlungen. In „Bretonischer Stolz“ entdeckt die Schauspielerin Sophie eine Leiche, die nach dem Eintreffen der Polizei spurlos verschwunden scheint. Hat es die Leiche wirklich gegeben, oder war sie eine reine Einbildung von Sophie? Kommissar Kadeg (Jan Georg Schütte) geht von Letzterem aus, Dupin allerdings will der Sache näher auf den Grund gehen. Der zweite Film der Collection „Bretonische Flut“ handelt vom Leichenfund einer jungen Frau in einer Markthalle. Sie stammt von der „Ile de Sein“. Als dort eine weitere Frau tot aufgefunden wird, und eine Verbindung zwischen den Opfern zu bestehen scheint, beginnen die Ermittlungen. Den Abschluss der Box bildet „Bretonisches Leuchten“.  Kommissar Dupin hat noch nicht mal im Urlaub seine Ruhe. Vor seinen Augen stürzt eine Frau in den Atlantik und ertrinkt. Es dauert nicht lange, da gibt es ein weiteres Opfer. Also ist der Urlaub gestrichen, und Dupin ermittelt.

Irgendwie gibt es in dieser Reihe ja so ziemlich alles, wofür der deutsche Krimi berühmt ist. Kantiger Kommissar – Check! Scharmützel mit dem Kollegen und „Gegenspieler“ – Check! Süße Kollegin – Check! Ausgedehnte Ermittlungen mit langen Dialogen und falschen Fährten – Check! Und genau damit hatte ich so meine Probleme. Die deutsche TV Landschaft zählt so viele Kriminal-Reihen, dass man kaum noch überrascht wird.

So gibt es hier zwar ein wirklich tolles Setting, und auch die Darsteller machen ihren Job wirklich gut, doch irgendwie sind die Abenteuer dann doch nichts Besonderes. Die Fälle laufen alle nach dem selben Schema ab. Erstes Opfer – bla, bla, bla – was nun? Zweites Opfer – jetzt müssen wir aber mal was machen. Gibt es für deutsche Regisseure ein Handbuch mit dem Titel „Der deutsche Fernsehkrimi – so wird es gemacht“? Ich will jetzt nicht unbedingt sagen, dass die Dupin Reihe schlechter ist als andere Produktionen aus diesem Genre, denn das ist sie nicht. Aber man geht eben den Weg des geringsten Widerstandes. Was über die letzten 30 Jahre funktioniert hat, das wird auch weiterhin funktionieren.

Dabei werden einem zwar auch Einblicke in das Privatleben Dupins gewirkt, und auch wenn man ein wirklich klasse Darsteller gefunden hat, so wirkt es als wäre es in seiner stereotypen Rolle gefangen. Dies gilt für alle Charaktere. Die Ermittler, die Opfer, die Täter. Alles wie aus dem Lehrbuch – Eins und Eins macht Zwei. Und dann dämmerte es mir. Das Erste hat die Finger im Spiel. Da wundert es nicht, dass man von ausgetretenen Pfaden nicht abweicht.

Aber ist das Ganze jetzt wirklich so „ein Rotz“, wie es vielleicht den Anschein macht? Jein! Wer auf altmodisch inszenierte Kriminalfilme steht, der wird den Aufenthalt in der Bretagne genießen können. Wer allerdings frischen Wind erwartet, der kann auch weiterhin im TV schauen und sollte sich das Geld für die Box sparen. Auch wenn technisch alles in bester Ordnung ist, und die Extras (ein umfassendes Booklet, in dem sogar bretonische Kochrezepte (!!) zu finden sind, Interviews, Trailer etc.) durchaus überzeugen, so bleibt am Ende doch nicht mehr als Stangenware. Ziemlich schnell hat man raus wie der Hase läuft, die üblichen Verdächtigen, von denen mindestens einer jedes mal eben nicht der Täter ist und der von dem man es nicht sofort erwartet hätte sich dann als Killer entpuppt, sorgen für wenig Überraschungen. Auch die Motive bewegen sich auf ausgetretenen Pfaden.  Schön solide Inszeniert, tolle Landschaftsaufnahmen und erfrischendes Setting, aber das genügt leider nicht. Bedingte Kaufempfehlung – nur für Hardcore Fans des deutschen TV-Krimis.

Einen aktuellen Trailer konnte ich nicht finden, deshalb hier der Trailer zu den älteren Teilen der Reihe, der allerdings einen guten Eindruck vermittelt:

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