Jetzt wird es glitschig! Koch Media präsentieren im Rahmen ihrer „Creature Feature“ Reihe den kultigen Tier-Horror „Squirm“ erstmals (offiziell) auf DVD und BluRay – ungeschnitten natürlich. Zuletzt sah ich diesen Streifen der MGM-Studios vor etlichen Jahren. Allerdings waren meine Erinnerungen daran schon recht verblasst. Ein gutes, oder gar ein schlechtes Zeichen? Passt auf wo ihr hintretet – da ist der Wurm drin…

Originaltitel: Squirm

Regie: Jeff Lieberman

Darsteller: Don Scardino, Patricia Pearcy, R.A. Dow, Jean Sullivan, Peter MacLean, Fran Higgins

Artikel von Victor Grytzka

…oder auch nicht. Ich will da erst mal ganz ehrlich sein. Wirklich gute Erinnerungen schossen mir nicht durch den Kopf, als ich nach Erhalt der DVD den Titel „Squirm“ las. Allerdings war die damalige Sichtung nun auch schon über 20 Jahre her, und es handelte sich um eine „Schulhofkopie“. Eine Kopie, einer Kopie, einer Kopie einer ausgeleierten Verleih-VHS, mit allem Pimp und Pomp der dazu gehört. 4:3 mit heftigem Bildrauschen und brummendem Ton, der als leiernde Mono-Abmischung daher kam. So dunkel, dass man stellenweise nichts erkennen konnte. Neue Sichtung, neues Glück? Ich sollte es herausfinden.

Mick (Don Scardino) aus New York reist in das abgelegene Nest Fly Creek, um dort seine Freundin Geraldine (Patricia Pearcy) zu besuchen. In der Nacht vor seiner Anreise hat es dort einen heftigen Sturm gegeben, durch den sämtliche Strom- und Telefonleitungen lahm gelegt worden sind. Kaum angekommen, gerät er mit dem Sheriff (Peter MacLean) aneinander, und auch Roger Grimes (R.A. Dow), Sohn des örtlichen Wurmhändlers und Verehrer von Geraldine, ist nicht gut auf ihn zu sprechen. Seltsames geht vor sich. Nachdem Geraldine und Mick ein Skelett entdecken, welches sich als das eines Stadtbekannten Händlers herausstellt, schalten sie die Polizei ein. Doch plötzlich sind die sterblichen Überreste verschwunden. Die Ereignisse überschlagen sich, nachdem Roger bei einem gemeinsamen Ausflug von aggressiven Würmern angegriffen wird. Die Tierchen scheinen überall zu sein. Und sie haben einen großen Appetit auf Menschenfleisch im Gepäck…

Dass „Squirm“ in gewissen Kreisen eine große Anhängerschaft hat, das vermochte ich aufgrund meiner Erfahrungen (siehe oben) mit dem Film nicht so ganz nachzuvollziehen. Die gute Nachricht vorweg – das hat sich geändert. Jeff Lieberman haut ja grundsätzlich eher in die Kerbe „für Freaks“, und so ist es auch bei der Wurm-Invasion. Dabei wird der Film zwar gerne als Horror vermarktet, dennoch trifft er dieses Genre meiner Meinung nach nicht so ganz. Natürlich ist die Vorstellung an sich – menschenfressende Würmer – schon irgendwo gruselig. So ist sie hier allerdings nicht wirklich umgesetzt.

In der ersten Hälfte des Films geht es eher gemütlich zu. Die Protagonisten werden uns nach und nach vorgestellt, das Kleinstadt-Nest lernen wir näher kennen, und die Beziehung zwischen Mick und Geraldine steht hier im Vordergrund. Nach und nach entwickelt sich die Geschichte dann in eine Gruselstory um Blutwürmer die – angespornt von der Elektrizität die durch herabgestürzte Stromleitungen in den Boden gelangt – zu hungrigen Bestien werden. So gibt es eine Menge Ekelfaktor, insbesondere in Aufnahmen in denen die Würmer in Massen auftreten, aber auch eine ganz tolle Atmosphäre. Diese erinnert jedoch mehr an Science-Fiction, als an einen wirklichen Schocker.

Oft zeigt Lieberman dabei Situationen, die so weit „over the top“ sind, dass man manchmal nur tief in sich hinein grinsen kann. Dabei wirkt die Inszenierung allerdings nicht trashig – ganz im Gegenteil. „Squirm“ versprüht den Charme eines Amerikas in den 1970ern perfekt. Der Look des Films passt einfach, und baut dadurch einen gewissen Charme auf, dem ich mich nicht entziehen konnte. So war auch die ruhige erste Hälfte durchaus interessant und hat mich zum weiter schauen animiert. Gegen Ende geht es dann zwar ein weinig „Hoppla-Hopp“ und man verschwendet keine Zeit an der Actionschraube zu drehen, um so das Gesamtwerk zu einem passenden Abschluss zu bringen.

Einen großen Teil tragen Don Scardino und Patricia Pearcy in den Hauptrollen dazu bei. Die Chemie zwischen den Beiden stimmt einfach, und schauspielerisch holen sie – für solch einen Film – das Maximum an Überzeugungskraft heraus. R.A. Dow gibt einen tollen „Gegenspieler“, auch wenn er mir insgesamt etwas zu kurz kam. Hier werden Typen mit Ecken und Kanten gezeigt, Leute wie Du und Ich. Und das passt einfach.

Und warum hat sich meine Meinung nun geändert. Zum Einen, weil „Squirm“ einfach ein herrlich überdrehtes Machwerk ist, dass ich nun endlich mal in sehr guter Qualität anschauen konnte. Entweder fesselt mich eine Story / ein Film, oder eben nicht. Und hier ist dies auf ganzer Linie gelungen. Zum Anderen, weil Koch hier eine wunderbare Scheibe auf den Markt bringt. Das Bild besticht durch eine tolle Farbgebung, hervorragende Detailtreue und mit meinem heiß geliebten Filmkorn. Der Film liegt dabei im korrekten Widescreen-Format vor. Akustisch gibt es auch nicht viel zu meckern. Der deutsche Ton liegt in DD 2.0 vor und ist dabei wirklich nett abgemischt. Kein Zischeln, kein Brummen, kein Knacken und ausgewogen in den Frequenzen. Alle Stimmen der hervorragenden deutschen Synchro sind klar verständlich, lediglich in einer Passage (1:22:30 – 1:23:00) ist der Ton plötzlich sehr dumpf. Ich gehe hierbei allerdings nicht von Schlamperei aus, sondern vermute das Problem bei dem verwendeten Master. Da in diesen knapp 30 Sekunden allerdings nur 2 Worte gesprochen werden, fällt dies auch nicht so ins Gewicht. Für O-Ton Fans ist die englische Spur in guter Qualität natürlich auch mit an Bord. Besonders erfreulich ist der Umstand, dass Squirm (im Gegensatz zu den alten deutschen VÖs) komplett ungeschnitten vorliegt. Die Vormals fehlenden Sequenzen liegen in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln vor.

Beim Bonusmaterial hat sich das Team von Koch nicht lumpen lassen. Hätte jeder Film solch ein dickes Paket an Bord, dann wäre die Sammler-Welt ein besserer Ort. Für Freunde interessanter Extras befinden sich folgende Sachen auf der Disc:

  • Audiokommentar
  • Diggin in: The Making of Squirm
  • Eureka! (Featurette)
  • Q&A mit Jeff Lieberman & Don Scardino
  • Super-8-Fassung (Anm. – Sehr interessant, der gesamte Film auf rund 7 1/2 Minuten komprimiert, hat was).
  •  Deutscher Kinotrailer
  • Deutscher Video Trailer
  • Englischer Trailer
  • TV-Spot
  • Radio-Spot
  • Bildergalerie
  • Trailers From Hell – Featurette mit Eli Roth
  • Bahnhofskino-Podcast

Chapeau! Das muss man Koch erst mal nachmachen! Ein toller Film auf einer tollen Scheibe! „Squirm“ wird nun wohl häufiger in meinen Player wandern, und wird sich einen Ehrenplatz in meinem Regal sichern. Wenn der Horror auch nicht so durchkommt, Atmosphärisch hat mich das Ding gepackt. Absolute Kaufempfehlung von meiner Seite. Zum Abschluss merke ich noch an, dass mir die DVD zur Durchsicht vorlag, sollte man die Qualität auf BluRay noch gesteigert haben, so darf man diese Veröffentlichung von „Squirm“ wohl zurecht als Nonplusultra bezeichnen.

Trailer:

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