Wenns sein muss, machen wir halt mit der kultigen H.G. Francis Gruselreihe weiter. Und ja, es muss, Christian, es muss. Diesmal führt uns die Reise ins späte 19. Jahrhundert an die Küste Transsilvaniens,wo… Moment mal. Die Küste Transsilvaniens? Hab ich in Erdkunde geschlafen? Antwort: Natürlich hab ich das!  Herrn Francis waren solche geographischen Fehlpässe allerdings wurscht, dass hatte nichts mit Unwissen zu tun. Ist auch egal, denn die Reise zur Insel Draculas lohnt sich trotz aller Fauxpas. Ein Kulthörspiel, dass ich hiermit noch einmal Revue passieren lasse.

Cover der 1981er / 1999er Auflage (MC, LP bzw. CD)

Cover der 1987er Auflage (Techno-Edition, MC)

Regie: Heikedine Körting

Buch: H.G. Francis

Sprecher: Friedrich Schütter, Heidi Schaffrath, Gernot Endemann, Gottfried Kramer, Hannes Messemer, Michael von Rospatt, Wolf Rahtjen, Charles Regnier, Günther Ungeheuer

Klappentext:

Die Schiffbrüchigen der „Santa Maria“ landen auf einer Insel. Einer von ihnen wird ermordet. Er taucht wieder auf, ist aber seltsam verändert. Ist er wirklich tot? Ihn dürstet nach dem Blut der anderen. Er ist nicht der einzige, denn aus der Gruft steigen Dutzende von Vampiren. Sie alle gieren nach Blut. Gibt es eine Rettung für die Gestrandeten?

Artikel von Christian Jürs

Staffelfinale bei den Neon-Grusels. Zehn Folgen brachte EUROPA damals auf den Markt, die ich in Windeseile zusammen hatte, trotz des spärlichen Taschengelds eines Grundschülers. Diese Folge kaufte mir einst mein Opa mütterlicherseits, was schon von daher etwas Besonderes für mich war, da ich sonst von ihm eigentlich nie irgendwas geschenkt bekommen hatte. Doch hiermit machte er mir eine ganz besondere Freude, denn somit war die Reihe in meinem Kassettenrondell komplett (zumindest, bis dann die Nummern 11 bis 15 erschienen).

Friedrich Schütter

„Es ist nun wohl schon fast hundert Jahre her…“ leitet Erzähler Günther Ungeheuer die Geschichte ein, die mit einer Katastrophe beginnt. Die „Santa Maria“ läuft bei einem Unwetter auf ein Riff und beginnt zu sinken. „In die Boote! In die Boote!“ lautet die Aufforderung von Kapitän Humunk (Hannes Messemer). Doch Professor Dark (Friedrich Schütter), der mit seiner Tochter Elenor (Heidi Schaffrath) auf dem Weg nach Venedig befindet, kommt dieser nur widerwillig nach. Denn in Venedig, dass ja bekanntlich auf dem Seeweg, vorbei an den Karpaten liegt, möchte er einen Vortrag über Vampire halten. Dark verlässt schließlich, „nur unter Protest“, das sinkende Schiff. Auf der Tonspur herrscht derweil ordentlich Trubel, den man im Anschluss kaum noch versteht, denn an Land angekommen, besteht die Gruppe Überlebender nur aus einer Handvoll Personen. Neben den Darks und dem Kapitän wären da noch der alte Kaufmann Hammand (Gottfried Kramer), der Matrose Jim (Michael von Rospatt) und der Student Peter Griest (Gernot Endemann). Was mit der restlichen Crew geschehen ist, erfahren wir nicht (immerhin dürfte die Santa Maria nicht nur von einem Kapitän und seinem einzigen Matrosen über die hohe See gesteuert worden sein!). Vermissen tut sie jedenfalls niemand. Vielleicht kauern ja alle im Wasser neben einem zwei Meter langem und ein Meter großem Stück Holz, auf dem Kate Winslet liegt. Armer Jack.

Gernot Endemann

Vor dem Regen schutz suchend, begeben sich unsere Protagonisten in die einzige Hütte weit und breit, vor der einige Särge aufgebahrt wurden. Niemand ist daheim, obwohl die Öllampe brennt. Plötzlich bemerken die Reisenden das Fehlen des Kaufmanns Hammand. Peter Griest geht mit dem Matrosen Jim auf die Suche („Wenn´s sein muss!“), sie finden jedoch nur den leergesaugten Leichnam. Eine Nacht des Grauens bricht herein, doch der wieder auftauchende Hausbesitzer Doran (Wolf Rahtjen) hat eine rettende Idee für die Schiffbrüchigen…

Hach, was ist es immer wieder schön diese völlig an den Haaren herbeigezogene Geschichte voller hanebüchener Wendungen in den Player wandern zu lassen. Die Geschichte um Inselvampire, künstliche Menschen (!!!), geweihte Zimmer im Schloss des Grafen, jahrelange (wenn auch nur geringe) Knoblauchvorräte, bei denen man auch morgen noch kraftvoll zubeißen möchte, funktioniert heute wie damals bestens. Selten war ein Hörspiel so klassisch gruselig, humorvoll, temporeich und dabei so charmant dämlich wie hier.. In Windeseile wechselt das Setting von Schiff zu Hütte zu Schloß innerhalb der geringen Laufzeit und trotzdem geschieht überall etwas für die Geschichte relevantes. Der relativ große Cast begünstigt zudem einen hohen Bodycount und die Dialoge sind einfach knorke.

Charles Regnier

Die Sprecherauswahl ist natürlich wie in jeder Folge eine Bank. Hier gab man sich bei der Sprecherauswahl besonders viel Mühe. Gernot Endemann als smarter Held und seine damalige Lebensgefährtin Heidi Schaffrath, die zusammen mit Reinhilt Schneider (die hier nicht auftaucht), rein akustisch immer meine Traumfrauen in früher Jugend waren (und ich lausche Ihnen auch heute noch gerne). Kramer, Messemer, Rospatt oder auch Rahtjen, sie alle sind perfekt besetzt. Vor allem aber glänzt erneut Charles Regnier als Dracula, der hier zwar nur ein paar Sätze und ein paar mal kichern darf, jedoch der beste Hörspielgraf aller Zeiten war. Inwieweit die Geschichte ein Sequel zu DRACULA – KÖNIG DER VAMPIRE war, wurde nie geklärt. Naja, zumindest bis DREAMLAND GRUSEL mit DRACULAS TODESINSEL ein verspätetes Sequel servierte. Doch das ist eine andere Geschichte.

Mein abschließendes Fazit zu DRACULAS INSEL, KERKER DES GRAUENS:

„Genial, das ist eines Grafen Dracula würdig!“

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