Horrorikone VIncent Price in einem Film von Roger Corman nach einer Geschichte von Edgar Allan Poe – Diese Konstellation war immer ein Garant für herrlich gruseliges und vor allem unterhaltsames Gothic Horror Entertainment. DER RABE – DUELL DER ZAUBERER wird wohl immer mein All-TIme-Favorite bleiben. Jetzt hat Koch Films den letzten Corman nach einer Geschichte Poes in zwei wunderschönen Mediabooks veröffentlicht. WIr haben mal reingeschaut.

Originaltitel: The Tomb of Ligeia

Regie: Roger Corman

Darsteller: Vincent Price, Elizabeth Shepherd, John Westbrook, Richard Vernon

Artikel von Christian Jürs

Die Trauer bei Lord Vernen Fell (Vincent Price) hält sich in Grenzen, als seine viel zu jung verstorbene Frau Lygeia (Elizabeth Shepherd) beigesetzt wird. Die beiden verband mehr eine Hassliebe und Vernen hatte ordentlich zu leiden unter der titelgebenden Dame. Doch auch bei ihrer Beerdigung, der eine unheimliche, schwarze Katze beiwohnt, gibt Lygeia nicht wirklich Ruhe. Plötzlich reißt die Tote, die in einem Sarg, der mit einem gläsernem Guckloch versehen wurde, beigesetzt wird, die Äuglein auf. Doch sie bleibt weiterhin tot und man fragt sich als Zuschauer zurecht: „Wozu dieses Guckloch?“ Will sie die Maden ankriechen kommen sehen oder Zeuge werden, wer dem Maulwurf auf den Kopf gemacht hat? Man weiß es nicht genau.

Vernen macht sich danach erstmal vom Acker. Als er einige Zeit später zurückkehrt, hat sich der Witwer verändert. Mit einer, sein komplettes Sichtfeld verdeckenden, Sonnenbrille topmodisch ausgestattet, da er das Sonnenlicht nicht mehr verträgt, verhält sich der adrette Gentleman auch sonst ein wenig sonderbar und verschlossen. Dies ändert sich jedoch zunächst, als Vernen seinem Freund Christopher (John Westbrook) das Beinahe-Date ausspannt und die Dame ratz fatz heiratet. Denn Lady Rowena, so heißt die hübsche Blondine, hat dem einsamen Schloßherren sofort den Kopf verdreht. Liegt wahrscheinlich an der frappierenden Ähnlichkeit zu seiner Verflossenen, denn Rowena wird ebenfalls von Elizabeth Shepherd dargestellt, nur halt ohne Dunkelhaarperücke.

Doch es dauert nicht lange und die seltsamen Ereignisse häufen sich. Die schwarze Katze, die bereits der Beerdigung Lygeias beiwohnte, kann der neuen Dame des Hauses so gar nichts abgewinnen und Vernen neigt außerdem zum Schlafwandeln, ohne am nächsten Tag den Hauch einer Erinnerung zu haben, was geschehen ist. Auch wird sein Verhalten wieder zunehmend sonderbar. Rowena fürchtet, dass der Geist von Lygeia hinter all dem steckt und versucht gemeinsam mit Christopher hinter das Geheimnis, welches in den Schloßmauern verborgen scheint, zu kommen…

DAS GRAB DER LYGEIA wurde hierzulande erst Anfang der Achtziger in den Kinos gezeigt, als bereits Zombies und maskierte Killer den Markt beherrschten. Dadurch ging der Film sang- und klanglos unter. Zu ruhig war seine Erzählweise und zu unspektakulär der Horror. Auch an mir ging der Film bislang vorbei, obwohl ich sehr gerne die Poe Verfilmungen von Roger Corman gesehen habe. Das eingangs erwähnte Federvieh oder auch Klassiker wie DER UNTERGANG DES HAUSES USHER konnten mich schon immer, dank ihrer gelungen ausgeleuchteten, atmosphärischen Studiosettings und tollen Schauspieler, begeistern.

In diesem letzten Cormanschen Poe Beitrag jedoch geht genau dieses Feeling weitestgehend verloren, entschied man sich doch, den Film tatsächlich mit Außendrehs vor einem englischen Schloß zu veredeln. Ein geniales Setting, doch führt es auch dazu, dass der Film, der nach den Credits erstmal mit einer typisch englischen Fuchsjagd beginnt, wesentlich „heller“ und dadurch auch weniger unheimlich geriet. Ja, zeitweise ist der Film sogar sehr geschwätzig. Dabei wirken, zumindest in der deutschen Kinosynchro, die Dialoge furchtbar gestelzt. Erst gegen Ende nimmt der Film dann richtig Fahrt auf, was für viele Zuschauer zu spät sein wird. Bei meiner Erstsichtung der Pressescheibe bin ich auch tatsächlich sanft entschlummert.

Hätte ich die Scheibe jetzt nicht ein weiteres Mal eingeworfen, hätte es, zumindest für den Film, einen saftigen Verriss gegeben. Die Scheibe hingegen kann nichts dafür. Das Bonusmaterial ist mit Audiokommentar, Interviews und Trailer recht ordentlich ausgestattet und auch das Bild ist glasklar und soll eine enorme Steigerung zur alten DVD (unter dem Titel DAS GRAB DES GRAUENS) darstellen. Auch der Ton ist hervorragend und hier verbirgt sich auch das Geheimnis der Langeweile, die der Film bei meiner Erstsichtung auf mich ausübte.

Denn startet man den Film ohne Blick auf die Tonspuren, so bekommt man die 1981er Kinosynchronisation um die Ohren, die so gar nicht zu dem alten Film passen will. Eine Schar meist unbekannter Sprecher, deren Namen mir nicht bekannt sind, nuscheln ihre Texte runter. Doch es gibt noch eine zweite, deutsche Tonspur, die Anfang der Neunziger für die TV-Ausstrahlungen erstellt wurde. Mit dieser gab ich dem Film eine zweite Chance und siehe da… der Film ist ja doch ziemlich gut. Hier wird Vincent Price nun vom großartigen Jürgen Thormann gesprochen, der dem Mimen des Öfteren sein Organ lieh. Des Weiteren sprechen hier Synchrongrößen wie Ronald Nitschke und Gerd Duwner, was ein ganz anderes Filmvergnügen bereitet. Wer die Scheibe sein Eigen nennt, der sollte unbedingt in den Szenen, die in den Räumen des Schlosses spielen, einmal hin- und her schalten. Während die Kinosynchro hier nach Studio klingt, haben die Stimmen der TV-Synchro hier einen passenden Nachhall bekommen, was wesentlich stimmiger ist und die Atmosphäre fördert.

DAS GRAB DER LYGEIA war Vincent Price Lieblings-Poe-Verfilmung. Ich kann dieses Urteil zwar nicht teilen, den Film in der TV-Synchro (oder dem englischen Original) Fans alter Horrorschinken trotzdem ans Herz legen, zumal die Veröffentlichung von Koch Films mal wieder ein Traum ist.

PS: Zum Booklet des Mediabooks kann ich leider keine Auskunft geben, da mir zur Sichtung lediglich die Presse-Blu-ray vorlag.

Trailer:

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