Einst war Italien das Epizentrum des europäischen Horrorfilms. Das ist lange her, denn seit Mitte der 80er Jahre muss der geneigte Genre-Fan schon ziemlich tief graben, um brauchbares Material aus der Cinecittà zu finden. Der als „FUNNY GAMES trifft auf DAWN OF THE DEAD“ vermarktete BEAUTIFUL PEOPLE, international auch unter dem Titel DEAD HOUSE geläufig, schickt sich an, der guten alten Zeit nachzueifern. Ob dieser Versuch geglückt ist, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: Dead House

Drehbuch: Brini Amerigo, Andrea Cavaletto, Marco Palese
Regie: Brini Amerigo

Darsteller: Danny Cutler, Alex Lucchesi, Alex Southern, Kate Davies-Speak…

Artikel von Christopher Feldmann

Man kann schon mit Nachdruck behaupten, dass der italienische Horrorfilm mittlerweile mehr als tot ist. Daran wird auch BEAUTIFUL PEOPLE nichts ändern, reiht er sich doch, wie schon viele andere Werke davor, in die Riege billig heruntergekurbelter Splatterfilmchen ein, die man nach einer Sichtung schnell wieder vergessen hat, falls man überhaupt Notiz von einer Veröffentlichung nimmt. Der raubauzige Schocker, eine Mischung aus Home Invasion und Zombie-Reißer, ist mitnichten ein Totalausfall, bleibt aber meilenweit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Und weil ich gerade keine weiteren Worte oder anderweitige Informationen finde, um meine Einleitung üppig auszustatten, gehen wir auch gleich in die Vollen!

Handlung:
Nibbio (Danny Cutler), sein Bruder Brett (Alex Southern) und ihr Komplize Testamento (Alex Lucchesi) sind gemeingefährliche Psychopathen, welche in Häuser einbrechen, sich an den Familien vergehen, nur um sie später seelisch und körperlich zu foltern und anschließend zu töten. Dabei kennen die Drei keine Skrupel und machen auch vor Kindern keinen Halt. Als Bonbon plündern sie schließlich noch das Hab und Gut ihrer Opfer. Eines Nachts widmen sie sich der Familie des Forschers John Pontecorvo (David White). Auch hier ziehen sie ihr Spiel durch, nicht ahnend, dass sich im Kellerlabor das absolute Grauen verbirgt. Schnell werden die hartgesottenen Mörder selbst zu Opfern!

BEAUTIFUL PEOPLE, welch ein ironischer Titel, macht schon zu Beginn keine Gefangenen. Der Zuschauer darf hier dem grausamen Treiben der Protagonisten beiwohnen und dabei Vergewaltigung und Mord frönen. Schnell macht Regisseur Brini Amerigo, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, klar, dass er das Genre „Home Invasion“ ziemlich ernst nimmt. Er stellt unsere „Helden“ als verachtungswürdigsten Menschen dar, die man sich nur vorstellen kann. Als Zuschauer empfindet man absoluten Ekel vor diesen niederträchtigen Figuren, was wahrscheinlich auch der gewünschte Effekt ist. Allerdings sind das eben nicht die Art von Figuren, zu denen man irgendeine Empathie empfinden kann. Dabei gab es in der Vergangenheit genug Beispiele, in denen man es geschafft hat, typische Antagonisten mit den nötigen Ecken und Kanten auszustatten, um sie für das Publikum interessant zu machen. Darauf verzichtet BEAUTIFUL PEOPLE gänzlich, denn auch die Familie, die noch in das Zentrum der recht dünnen Handlung rückt, hat weit weniger Interessantes zu bieten, als die Gangster. Die dürfen wenigstens mit einem überproportionierten Maß an Sadismus zu Werke gehen, dass man wenigstens eine Form von Interesse für die Psychosen der Charaktere entwickelt. Natürlich will der Film kein Bildungsroman sein, sondern ergötzt sich am grenzenlosen Nihilismus. Und wenn der Gore-Bauer befriedigt werden soll, dann werden, im wahrsten Sinne des Wortes die Zombies aus dem Keller geholt, damit man noch die nötige Portion Gekröse serviert bekommt. Das geht auf Kosten von Figurenentwicklung und Spannung, die in den schmalen 75 Minuten Laufzeit auch einfach keinen Platz haben. Lediglich eine Figur, nämlich die des Brett, bietet Raum für mehr als nur Bösartigkeit. Doch dieses Element wird verschenkt und in einer nicht nachvollziehbaren Entwicklung sogar aufs ärgerlichste versaut.

Immerhin serviert Regisseur Amerigo handgemachte Splatter-Effekte und ganz nettes Make-Up, was heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist. Abseits dessen erzeugt aber weder der lasche Digi-Cam Look, noch die lieblose, wahrscheinlich auch durch das geringe Budget bedingte, Ausstattung, irgendeine Form von Atmosphäre. Auch in Sachen Kamera und Schnitt stellt sich immer mehr heraus, dass man es hier eher mit einem nicht sonderlich ambitionierten Projekt zu tun hat, welches gänzlich auf Abscheulichkeiten setzt. Dagegen machen die Darsteller einen brauchen Job, denn auch wenn die Synchronisation ziemlich mies ist, haben vor Allem die bösen Psychopathen eine gewisse Präsenz. Gerade Danny Cutler spielt ganz gut auf und man nimmt ihm den Fiesling jeder Zeit ab. Dagegen stinken aber leider auch die Opfer ab, deren Darsteller ebenso wie die Figuren, keine Akzente setzen können.

Wer sich jetzt trotzdem zum Kauf dieses Machwerks entschließt, der sollte gewarnt sein. Die deutsche Fassung, die mit einer Freigabe ab 18 Jahren hierzulande erschienen ist, lässt gute drei Minuten Material vermissen. Anscheinend war die Grundstimmung des Films, gepaart mit der Gewalt, zu viel für unsere FSK, weshalb sie der ungekürzten Fassung eine Freigabe verweigerte. Wer den Streifen in voller Länge sehen möchte, muss nach der australischen Blu-Ray Ausschau halten, denn dort erschien die, bis jetzt, einzige Version, die unzensiert ist.

Fazit:
Der italienische Splatter-Schocker BEAUTIFUL PEOPLE ist eine weitere maue Low Budget-Produktion, die sich statt Handlung, Charaktere und Spannung gänzlich auf nihilistische Gewalt setzt. Die ist allerdings ganz gut gemacht und unsere unsympathischen Protagonisten bringen wenigstens etwas Präsenz mit. Für die Gore-Bauern wahrscheinlich interessant, für alle anderen ein Griff in die Toilette!

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