Ist er nicht putzig, der kleine Elmer? Doch der nett grinsende Wurm, der nicht von ungefähr an einen verbrannten Penis erinnert, ist in Wirklichkeit ein Parasit, der es faustdick hinter den nichtvorhandenen Ohren hat. Er nutzt Menschen als Transportwirt aus, um an seine LIeblingsspeise zu kommen: Menschliches Gehirn. Als Belohnung bekommt sein Träger regelmäßig eine starke, psychedelische Droge verpasst. Schräger Horror Marke Frank Henenlotter (BASKET CASE). Nach aufgehobener Indizierung erstaunlicherweise ungekürzt ab 16 im Mediabook von Koch Films.

Regie: Frank Henenlotter

Darsteller: Rick Hearst (als Rick Herbst), Jennifer Lowry, Vicki Darnell, Gordon MacDonald

Artikel von Christian Jürs

Als ELMER 1989 auf VHS erschien, waren meine Erwartungen niedrig. Dies lag vor allem am Verleiher NEW VISION, unter dessen Obhut kaum ein Horrorfilm ohne Zensurschnitte daher kam. Umso erfreuter durfte ich feststellen, dass dem hier nicht so war. Ausgerechnet der Hirnfresser ELMER wurde, trotz hohem Splattergehalt, unzensiert freigegeben. Somit war der Film eine große Ausnahme in der Filmographie Frank Henenlotters, da seine übrigen Werke regelmäßig kräftig Federn lassen durften. Lediglich sein Debutfilm BASKET CASE kam in seiner Erstauflage ungeschoren davon, doch auch der wurde in seiner Neuauflage von STARLIGHT VIDEO nachträglich kastriert und alle Werke Henenlotters kamen auf den Index. Doch diese Zeiten sind, Gott sei Dank, vorbei. Alle drei BASKET CASE Teile, die abgedrehte Horrorkomödie FRANKENHOOKER und auch ELMER wurden aus der Verbannung befreit. Grund genug für Koch Films, den Killerwurm neu prüfen zu lassen und den Film mit blauem Gütesiegel in HD neu zu veröffentlichen.

Identifikationsfigur ist der junge, naive Brian (Rick Hearst), der Bekanntschaft mit dem penisähnlichen Aylmer macht, einen tausend Jahre alten Wurm, der dem Jungen verspricht, ihm eine psychedelische Droge in den Nacken zu injizieren, die alle Sorgen vergessen macht. Nach einer kleinen Kostprobe der blauen Substanz willigt der junge Mann ein. Hätte Brian gesehen, wie es den Vorbesitzern, einem älteren Ehepaar, ergeht, seit Elmer, wie Brian den Wurm nennt, sie verlassen hat, hätte er sicherlich abgelehnt. Denn nachdem die Beiden panisch auf der Suche nach ihrem Drogenspender ihre Wohnung verwüstet haben, stehen Zuckungen und Schaum vorm Mund an der Tagesordnung. Und das ist nur der Anfang des körperlichen Verfalls. Alles nur, weil sie den Killerwurm mit fein zubereiteten Tiergehirnen gefüttert haben. Doch Elmer verzehrt sich nach seiner Leib- und Magenspeise, dem menschlichen Gehirn. Dieses bekommt er nun, dank eines völlig zugedröhnten Brian, der durch das New Yorker Nachtleben schweift, zuhauf. Dabei verliert sein Wirt immer mehr den Bezug zur Realität. Seine Freundin Barbara (Jennifer Lowry) versucht ihm zu helfen, doch Elmer hat da auch noch ein Wörtchen mitzureden…

Frank Henenlotters Filmographie besteht aus Splattergrotesken, deren Hauptfiguren sich entweder mit Drogen oder Behinderungen herumschlagen müssen. ELMER gehört zur ersten Kategorie und trifft bei aller Wildheit eigentlich eine sehr positive Aussage: Finger weg von Drogen, allerdings keinesfalls realistisch und mit einem starken Augenzwinkern. Ein Film für Jedermann ist hier dennoch nicht entstanden, denn neben einem ausgeprägten Sinn für morbiden und schrägen Humor braucht man als Zuschauer auch einen stabilen Magen. Insbesondere die legendäre Blowjob-Szene, in der eine Discobekanntschaft Brian etwas Gutes tun möchte, jedoch anstelle seines besten Stücks den Killerwurm bis zum Anschlag in den Rachen bekommt, dürfte nicht für jeden Geschmack geeignet sein. Wer es hingegen abgedreht und schräg mag, der liegt bei ELMER goldrichtig.

KOCH FILMS spendiert dem Werk zurecht ein tolles Mediabook, mit dem man die Wahl hat, den Film entweder auf Blu-ray oder DVD zu schauen. In beiden Fällen wird man mit optimaler Bild- und Tonqualität verwöhnt (natürlich altersbedingt). Als Bonus ist hier der Trailer vorhanden. Doch es liegt noch eine weitere Bonus-DVD bei, die einen ganzen Batzen Featurettes und Interviews beinhaltet, die von der amerikanischen ARROW-Veröffentlichung stammen. Natürlich mit deutschen Untertiteln. Mehr geht einfach nicht.

ELMER ist für mich Henenlotters stärkstes Werk, dicht gefolgt vom wirklich lustigen FRANKENHOOKER und seinem Erstlings-Kult-Werk BASKET CASE. Dessen Hauptdarsteller bekommen wir übrigens in einem Cameo samt Körbchen, in ELMER ebenfalls zu Gesicht.

ELMER – Ein Film mit Hirn.

Trailer:

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