Das Kinojahr 2019 hat gerade erst begonnen, da ist mit ROBIN HOOD (2018) schon der erste große Kassenflop zu verbuchen. Eigentlich gar nicht so überraschend, denn schon die Trailer verrieten nichts Gutes über Otto Bathursts Neuinterpretation der klassischen, spätmittelalterlichen Sage. Aber haben die Macher diesen Blockbuster wirklich so arg gegen die Wand gefahren? Eine Frage, die mich, um ehrlich zu sein, wirklich beschäftigt hat, weswegen ich euch nach einer Sichtung auch die Antwort geben kann!

Originaltitel: Robin Hood

Drehbuch: Ben Chandler, David James Kelly
Regie: Otto Bathurst

Darsteller: Taron Egerton, Jamie Foxx, Ben Mendelsohn, Eve Hewson, Jamie Dornan, F. Murray Abraham…

Artikel von Christopher Feldmann

Das gewisse Geschichten immer wieder erzählt werden, ist nichts Neues. Auch das Kino bedient sich öfters bereits bekannten Stoffen und lässt sie in neuem Gewand immer wieder aufleben. Die Sage um den Dieb Robin Hood, der die reichen bestiehlt, um es den Armen zu geben, ist eben so ein Fall. Bereits 1912 wurde die Erzählung zum ersten Mal als Stummfilm adaptiert, die Erste von Vielen. Es folgten bekannte Umsetzungen wie ROBIN HOOD, KÖNIG DER VAGABUNDEN (1938) mit Erol Flynn in der Hauptrolle und die prominente DISNEY-Variante von Wolfgang Reitherman aus dem Jahr 1973. Nur drei Jahre später schlüpfte Sean Connery für ROBIN & MARIAN in die Titelrolle, bevor Kevin Costner mit ROBIN HOOD – KÖNIG DER DIEBE (1991) einen Welterfolg feierte, dessen Titelsong von Bryan Adams noch heute zum Standardprogramm für jede Schmuserunde auf Dorffesten gehört. So kam es 1993 auch zu einem Spoof von Altmeister Mel Brooks. Der letzte große Kino-Einsatz des Pfeile verschießenden Helden fand im Jahr 2010 statt und wurde von Ridley Scott inszeniert, der Russell Crowe in einer fiktiven Vorgeschichte mit einer eher ernsten Tonalität auf die Leinwand brachte. Nun hat uns Hollywood mit einer weiteren Verfilmung beschenkt. Man kann sich darüber streiten, ob diese wirklich notwendig gewesen wäre, jedoch ist es gerechtfertigt, solange man mit frischen Ideen um die Ecke kommt. Diese frischen Ideen hatte man sichtbar im Falle des schlicht und einfach ROBIN HOOD (2018) betitelten Films. Nur bringt das alles nichts, wenn diese merklich scheiße sind, denn der Film von BLACK MIRROR-Regisseur Otto Bathurst ist ziemlich großer Mist, der den schlechten Kritiken und unzufriedenen Zuschauerreaktionen mehr als gerecht wird.

Handlung:
Robin von Loxley (Taron Egerton) gehört zu den Lordschaften von Nottingham und hat Alles, was man sich wünschen kann. Die Liebe der schönen Marian (Eve Hewson) macht sein Glück perfekt, bis er eines Tages eingezogen wird, um an einem Kreuzzug teilzunehmen. Nach einem Gefecht wird Robin zurück nach Hause geschickt, da er sich Befehlen wiedersetzt hat, um einen Unschuldigen zu schützen. Wieder in Nottingham muss er feststellen, dass der Sherriff (Ben Mendelsohn) die Menschen zu Abgaben zwingt, um die Kreuzzüge zu finanzieren und dabei auch vor Gewalt nicht zurück schreckt. Viele werden in Minen versklavt und die Kirche scheint dies auch noch zu befürworten. Auch Marian hat einen neuen Ehemann. Gemeinsam mit John (Jamie Foxx), dem Robin während des Kreuzzugs versuchte zu helfen, schmiedet der gefallene Robin einen Plan. Er will der Obrigkeit das nehmen, was sie am meisten braucht: Das Geld. Unter dem Namen Robin Hood wird er dabei bald zum Held des Volkes.

Ohne große Umschweife will ich gleich Eines klarstellen. ROBIN HOOD ist ein schlechter Film, der es einem schwer macht, einen üppigen Text zu verfassen. Die 100 Millionen US-Dollar teure Produktion versagt an allen Ecken und Enden und wirkt wie ein, nicht zu Ende gedachtes, Fiasko. Schon das Drehbuch lässt originelle Einfälle vermissen und walzt lediglich die altbekannte Story knapp 120 Minuten über die Leinwand. Natürlich ist es durchaus in Ordnung, eine solche Geschichte etwas aufzupeppen und massenkompatibel zu gestalten, jedoch sollte man a) ein durchgehendes Konzept haben und b) sich gefälligst nochmal anstrengen, dem Zuschauer irgendetwas anzubieten, dass er nicht nach 10 Minuten gelangweilt auf sein Smartphone schielt. ROBIN HOOD kann sich nämlich nicht entscheiden, ob er ein Actionfilm, ein Historien-Drama oder ein Buddy-Streifen sein möchte, also wirft er alle Zutaten in den Mixer, schmeißt noch ein bisschen Geschmacksverirrung und fehlgeleitete Coolness dazu und fertig ist der ärgerliche Schrott. So stolpert der Film immer wieder über seine eigene Tonalität, denn wenn es dramatisch wird, lässt es einen kalt und wenn ein Gag gemacht wird, kann man eigentlich nur müde gähnen. Da können sich die Autoren noch so viel Mühe geben, reale Bezüge zu Trump, Brexit und Co. in den Film einzubringen, am Ende bleibt nur ein unausgegorener Blockbuster-Brei übrig, der es nicht einmal schafft, eine interessante Figur zu etablieren. Ja, selbst Robin Hood ist hier lediglich ein vorschnell agierender, rachsüchtiger, ein hohen Bodycount produzierender Jungspund, der keine Schattierungen aufweist. Auch sein persönlicher Dude (John) ist Nichts weiter als der schwarze Sidekick, dem ich zu keiner Sekunde abkaufe, dass er Araber sein soll – sorry Jamie Foxx, ich mag dich eigentlich.

Das wirklich ärgerliche, ist die bizarre Optik dieses Films. Regisseur Otto Bathurst, der wahrscheinlich nie eine Robin Hood-Geschichte gelesen oder gesehen hat, inszeniert den Stoff als lautes, mit CGI zugekleistertes Actionspektakel, irgendwo zwischen ASSASSINS CREED und STREETFIGHTER. Kann man machen, wenn das Drehbuch stimmt, aber durch die inhaltliche Leere hat das Woosche Rumgehüpfe von Taron Egerton so gut wie gar kein Gewicht, sondern wirkt nur wie leere Poserscheiße. Wenn auf einmal eine Gatling-Gun mit Pfeilen zum Einsatz kommt, könnte das noch einen Hauch von Spaß bringen und ja, eigentlich wirkt ROBIN HOOD wie Hochglanz-Trash, dennoch macht es keinen Spaß, da man das Ganze einfach viel zu ernst nimmt. Aber ganz ehrlich, brauch man im Jahr 2018 einen Robin Hood-Film, in dem es rummst, zischt und in Zeitlupe Pfeile durch die Gegend fliegen? Ich brauch es sicher nicht. Die Beteiligten Darsteller wahrscheinlich auch nicht, denn die scheinen den Kram für das schnelle Geld abgedreht zu haben. So wirkt Egertons Darstellung recht eindimensional und Vergessens wert, während Jamie Foxx nun mal Jamie Foxx sein darf. Eve Hewson fällt als Marian nicht weiter auf und soll einfach gut aussehen. Einzig ROGUE ONE-Schurke Ben Mendelsohn darf als überzeichneter Sherriff von Nottingham etwas aufdrehen, was als die beste Performance zu werten ist. Was mich den ganzen Streifen über noch wahnsinnig irritiert hat, ist die Ausstattung, denn einen wirklichen Stil hat man hier nicht gefunden. So kommt zwischen Rittern, Schlössern und Fachwerkhäusern durchaus das Thema Mittelalter durch, trotzdem tragen die Beteiligten seltsame Klamotten, als wäre Kanye West für die Garderobe verantwortlich gewesen. Gerade eine Party-Szene wirkt, als befänden wir uns auf einer Motto-Party in den 90ern, zu der dann auch noch ein stampfender Beat dröhnt und Taron Egertons Hood-Outfit sieht aus, als hätte er es kurz vor Drehbeginn in einem Pimkie-Store erworben. Wahrlich merkwürdig! Eigentlich hat man ja gedacht, die Produzenten hätten nach dem Flop von Guy Ritchies KING ARTHUR: LEGEND OF THE SWORD (2017) etwas gelernt aber Pustekuchen.

Natürlich schielt der Film auf ein Sequel, dass uns das Ende sogar schon anteast. Nach dem enttäuschenden Einspielergebnis und den weiteren vernichtenden Kritiken, bleibt uns Das aber wohl erspart, zum Glück!

Fazit:
Otto Bathursts ROBIN HOOD (2018) ist genau Das, was wir richtig scheiße finden. Eine klassische Geschichte, die zu einem seelenlosen, unausgegorenen, langweiligen, mit Effekten zu gekleisterten Pseudo-Blockbuster verwurstet wurde. Dazu noch ein schlechtes Drehbuch, eine verschenkte Besetzung und völlig fehlgeleitete Regie-Einfälle. Bitte nicht ansehen!

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