Vier betagte Damen, die seit vielen Jahren befreundet sind und einen Buchclub führen, entdecken dank der Lektüre des Erotikschmachtfetzens FIFTY SHADES OF GREY ihre Sexualität wieder. Aufgewertet wird die simple Geschichte durch die sehenswerte Besetzung. Unter anderem geben sich Diane Keaton, Jane Fonda, Andy Garcia und Don Johnson die Ehre. Ob das frivole Thema witzig oder doch nur spießig daher kommt und was die Veröffentlichung von EUROVIDEO taugt, klären wir in den folgenden Zeilen.

Originaltitel: Book Club

Regie: Bill Holderman

Darsteller: Diane Keaton, Mary Steenburgen, Candice Bergen, Jane Fonda, Andy Garcia, Don Johnson, Craig T. Nelson, Richard Dreyfuss, Alicia Silverstone

Artikel von Christian Jürs

Vivian (Jane Fonda), Diane (Diane Keaton), Carol (Mary Steenburgen) und Sharon (Candice Bergen) waren bereits in ihren jungen Jahren beste Freundinnen. Auch heute noch, mittlerweile im Rentenalter angekommen,  sitzen die Vier regelmäßig zusammen in ihrem selbstgegründeten Buchclub und tratschen über ihre aktuellste Lektüre. Doch dieses Mal hat Vivian sich ein ganz besonderes Buch ausgesucht. 50 SHADES OF GREY sollen sich die Damen zu Gemüte führen. Hintergrund ist, dass Vivian das angestaubte Liebesleben der Grazien wieder in Schwung bringen möchte.

Zunächst reagieren die Freundinnen empört über die frivole Buchwahl, doch schon kurz darauf zeigen sich die Damen begeistert und beflügelt für einen Sprung in neue, sexuelle Abenteuer. So beginnt Carol damit, ihren Ehemann Bruce (Craig T. Nelson) nach monatelanger Abstinenz zu becircen. Doch der ölt lieber sein altes Motorrad, anstelle seiner Frau. Diane lernt derweil den freundlichen Piloten Mitchell (Andy Garcia) kennen, doch die Witwe tut sich schwer mit einer neuen Romanze. Ebenso die geschiedene Sharon, die sich schlussendlich trotzdem bei einer Dating-App registriert und so den schrulligen George (Richard Dreyfuss) kennenlernt. Und Vivian? Diese versucht zwar ihre Freundinnen aus der sexarmen Reserve zu locken, hat sie doch selbst ein ausschweifendes Liebesleben voller One Night Stands, doch mit echter Liebe tut sie sich schwer. Doch dann trifft sie ihren alten Schwarm Arthur (Don Johnson) wieder…

Was haben sich die Filme für die ältere Generation doch geändert. Vor ein paar Jahren noch war das Thema Sex für die Generation Sechzig plus ein absolutes Tabu. Doch Zeiten ändern sich und so wird hier fröhlich das „F“-Wort genutzt und Witze über Dauerständer dank Viagra gerissen. Natürlich alles in einem gesitteten Rahmen, man möchte die Alten ja nicht mit einem DIRTY GRANDPA schockieren. Trotzdem ist ein Wandel der Generationen hier deutlich spürbar.

Natürlich ist FIFTY SHADES OF GREY kein Skandalroman, sondern ein laues Lüftchen spießiger Hausfrauenfantasien. Doch davon sollte man sich den Spaß nicht verderben lassen. Denn bei all seiner Spießigkeit (der Film trägt hierzulande immerhin das FSK 0 Siegel, welches ich allerdings aufgrund der Thematik trotzdem zu niedrig angesetzt empfinde), gelingt es den Rentnerinnen zwar nicht die großen Lacher zu landen, eine große Portion Schmunzler sind ihnen trotzdem gelungen.

Vor allem aber ist es die Spielfreude der Darsteller, die diesen Streifen sehenswert machen. Jane Fonda füllt ihren quirligen Charakter mit Leben und sieht für eine Achtzigjährige erstaunlich gut aus. Diane Keaton ist eh über jeden Zweifel erhaben, auch wenn sie im Grunde seit Jahren immer die gleiche Rolle spielt und wie üblich eine bunte Auswahl ihrer Rollkragenpullis zur Schau tragen darf. Egal, ich sehe sie immer wieder gerne. Candice Bergen spielt den lustigsten Charakter des Quartetts, auch wenn ich die Schönheit aus DAS WIEGENLIED VOM TOTSCHLAG erst gar nicht erkannt habe. Einzig Mary Steenburgen sieht dank offensichtlicher Gesichtskorrekturen ein wenig bizarr aus, macht dieses Manko allerdings durch Witz und Charme wieder wett.

Die wahren Stars sind allerdings die männlichen Darsteller, die allesamt super sympathisch rüberkommen und den Part der Vernunft einnehmen. In nur wenigen Szenen schaffen es Nelson, Johnson, Garcia und auch Dreyfuss, dessen Rolle leider nur ein besserer Cameo ist, wahrhaft zu glänzen. Ihre Figuren sind allesamt in ihrer Handlung nachvollziehbar, während die Damen ihrem Happy End eigentlich nur selbst im Wege stehen.

Die Synchronisation ist gelungen, Bild und Ton sind top, wie nicht anders zu erwarten. Das Bonusmaterial ist mit Trailer und Interviews mit den Stars nicht gerade üppig ausgestattet.

Wer einen vergnüglichen, harmlosen Abend mit guten Darstellern in einer kurzweiligen Komödie zu schätzen weiß, wird an diesem Film seinen Spaß haben. Ich jedenfalls war positiv überrascht. Und ich bin erst Ü40.

Trailer:

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