Was hier nach nach einem weiteren, günstigen Erguss der italienischen Filmindustrie aus den 70ern klingt, ist in Wirklichkeit eine echte Perle des gekonnten, politischen Krimis – großartig gespielt von Giuliano Gemma und Claudia Cardinale. Regisseur Pasquale Squitieri verfilmte den realen Fall um Präfekt Cesare Mori, der von Mussolini nach Palermo geschickt wurde, um dort mit der Mafia aufzuräumen. Daraus wurde ein guter, ernster Polit-Mafia-Film, der zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist.

Originaltitel: Il prefetto die ferro

aka EIN MANN AUS STAHL UND EISEN

Regie: Pasquale Squitieri

Darsteller: Guiliano Gemma, Claudia Cardinale, Stefano Satta Flores, Salvatore Billa

Artikel von Kai Kinnert

Cesare Mori (Giuliano Gemma) wird als neuer Präfekt nach Sizilien geschickt, um dort gegenüber der Mafia die Machtbefugnisse des Staates durchzusetzen. Moris eiserne Vorgehensweise bleibt nicht Verborgen und so versucht man ihn, auch mit brutalen Mitteln, zu diskreditieren. Doch das hält Mori nicht auf und so beginnt er mit der Einnahme der Mafia-Bergstadt Gangi. Cesare Mori fräst sich wirklich als Prefetto Di Ferro durch das Machtgefüge der Korruption und ruft dabei die Faschisten Mussolinis auf den Plan.

Was hier nach knalligem Genre-Kino der Italiener klingt, ist ein ruhig erzählter und von Ennio Morricone passend dezent begleiteter Film, der sich so ganz unkommerziell und lokal fokussiert der Story um Präfekt Mori annimmt. Der Film beginnt mit dem günstigen Charme eines Drehs am Wochenende in der Garage von Regisseur Squitieri. Der Zug bei Nacht ist ein netter Modelltrick und die anschließende Autofahrt ein handgemachtes Gerüttel mit über geworfenem Molton zur Verdunklung. Doch Giuliano Gemma ist sofort Herr der Story und lässt sein Umfeld vergessen.

Schon wenige Minuten später eröffnet der Film stilsicher seine dezente, erzählerische Qualität und macht DIE RACHE BIN ICH zu einem angenehm ruhigen und schön erzähltem Mafia-Film erster Güte. Sozialkritisch und an politische Zusammenhänge interessiert, spielt Squitieris Streifen nicht nur im Bergdorf Gangi, sondern auch in den Büros und Hinterzimmern der Mächtigen, im Gerichtssaal, reitet mit der Armee über die Hügel Siziliens und lässt den Einfluss Mussolinis spürbar werden. Ebenso spürbar wird die eiserne Wut Moris auf die Korruption und die mit ihr einhergehende Gewalt und Unterdrückung. Mori will den Glauben an einen gerechten und schützenden Staat an die Bevölkerung zurückgeben, in dem er ohne Rücksicht auf Ansehen und Macht seinen Auftrag durchsetzt. Doch den erhofften Rückhalt wird es in der Bevölkerung nicht geben, denn die Leute sind völlig verarmt und wirtschaftlich abhängig von der Ausbeutung durch die Mafia. Außerdem ist die Macht der Mafia so tief in den Familien verwurzelt, das Verhaftungen nur weiteres Elend bedeuten würden.

Die Einnahme des Bergdorfes Gangi mit militärischen Mitteln ist zwar für die Propaganda Mussolinis ein großer Erfolg, hat aber am Ende doch seinen Preis für Präfekt Mori.

Pasquale Squitieri gelang mit DIE RACHE BIN ICH ohne viel Action und sonstigem SchnickSchnack ein spannender Film, der durch seine Besetzung und Dialoge besticht. Die Story orientiert sich dabei dicht an der Biografie des realen Cesare Moris. Aufwendig und doch zurückgenommen inszeniert, liefert der Streifen eine bis heute gut funktionierenden Atmosphäre, die irgendwo zwischen Mafiafilm, Politkrimi und Italowestern vibriert. Giuliano Gemma leistet als Präfekt Mori gutes Schauspiel mit wenig Pathos und viel Härte. Claudia Cardinale passt als wütende Frau des Dorfes für die folkloristische Seite der Story und rundet den Film mit einer schönen Schlusseinstellung ab.

DIE RACHE BIN ICH ist ein exzellenter Klassiker für Freunde des vergessenen Politkrimis der 70er und passt in jede gut sortierte Sammlung.

Das Bild der DVD ist sauber, wirkt in der Farbkorrektur aber etwas ins Gelbliche verschoben. Der Ton ist gut. Als Extras gibt es Trailer, einen einleitenden Kommentar von Prof. Dr. Marcus Stiglegger und die alternative DEFA-Synchronfassung.

Trailer:

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