Nick Nolte ist mit seiner Nikon F2 ein Posterboy für Fotoreporter alter Schule. Als Kriegsberichterstatter gerät Nolte zwischen die Fronten des nicaraguanischen Bürgerkrieges und hat stets seine unverwüstliche Nikon dabei, ohne die kein echter Journalist auskam. Doch mal abgesehen von der technisch authentischen Ausstattung, ist UNDER FIRE, der just bei justbridge Entertainment erschien, auch heute noch ein gut besetzter und dicht inszenierter Streifen im Genre des Reporter-Films und Polithrillers.

Originaltitel: Under Fire

Regie: Roger Spottiswoode

Darsteller: Nick Nolte, Ed Harris, Gene Hackman, Joanna Cassidy, Jean-Louis Trintignant

Artikel von Kai Kinnert

Nick Noltes zweite Kamera um den Hals ist eine Leica M4-2 und ein Sekonic Belichtungsmesser. Er ist einer der drei Journalisten 1979 über die Revolution in Nicaragua. Russell Price (Nick Nolte) ist Kriegsfotograf. Hin und her gerissen zwischen der Liebe zu der Reporterin Claire Stryder (Joanna Cassidy) und der Freundschaft zu ihrem Ehemann Alex Grazier (Gene Hackman), gerät er auch politisch zwischen die Fronten. Im Krieg zwischen den nicaraguanischen Machthabern und den Rebellen wird er vor die Entscheidung gestellt, nicht mehr nur Fotos, sondern Politik zu machen und Partei zu ergreifen. Russell gerät von beiden Seiten unter Feuer…

UNDER FIRE gehört zu den politisch interessierten Mainstreamfilmen der 80er, die sich um einen gewissen Realismus bemühten. Aufwendig inszeniert, gut besetzt und durch den Kubrik-Kameramann John Alcott ansprechend gefilmt, ist UNDER FIRE auch heute noch über weite Strecken ein Film, der sein Alter gut überstanden hat. Nick Nolte war damals noch gut in Form, Ed Harris gibt passend den CIA-Agenten, Gene Hackman ist Gene Hackman, was nicht negativ ist und Joanna Cassidy spielt besser als Meryl Streep, die ebenso gut in die Rolle der Ehefrau und Reporterin gepasst hätte. Und Jean-Louis Trintignant ist perfekt für das Sujet des Films als dekadenter, selbstverliebter Spion. Das Zusammenspiel gelingt hier einfach.

Ebenso gelingt auch der politische und journalistische Teil Handlung, der die Figuren recht professionell agieren und Russell zum Werkzeug der Sache werden lässt. Die Fotografien im Abspann, die aus Russells Nikon stammen sollen, sind perfekt gewählt und unterstreichen den Anspruch des Regisseurs Roger Spottiswoode, einen guten Reporter-Film abliefern zu wollen.

Was heute nicht mehr so spannend an dem Streifen funktioniert, ist die zweite, persönliche Ebene der Figuren. Sich ganz der konventionellen Drehbuchstruktur typischer Hollywood-Filme ergebend,  ist es letztendlich die Liebe und die persönliche Verstrickungen der Protagonisten, die wesentlichen Einfluss auf das Geschehen haben. Das führt in der Mitte des Films zu etwas tragisch-langatmigen Dialogen zwischen Mann und Frau, die einfach nicht nötig gewesen werden. Auch ohne den Versuch, Figuren Tiefe durch ein Privatleben zu geben, hätte UNDER FIRE gut funktioniert. Aber der Streifen ist von 1983 und damals gehörte diese Art der Beziehungs-Dialoge zum guten Ton und so finden sie auch hier Einzug ins Geschehen. Angenehm ist allerdings, das auch diese Szenen immer noch gut gespielt sind und nicht so viel Platz im Film einnehmen.

Die Inszenierung der Action ist dank der Kamera John Alcotts fein gelöst und findet mit Jean-Louis Trintignant und Ed Harris passende Typen für den Einfluss der Geheimdienste auf die Revolution Nicaraguas. So fängt der Film sein Schwächen wieder auf und macht aus dem Geschehen einen insgesamt guten Thriller, der zurecht erneut erschienen ist. Nick Nolte ist schlichtweg Russell Price, der in Nicaragua sein Gewissen und politisches Wertegerüst abgelegt hat und liefert in gekonntes Schauspiel jenseits das prolligen Actiontypus ab, den er noch in NUR 48 STUNDEN geben musste.

UNDER FIRE ist auch heute noch ein solider Politthriller. Dank der tollen Schauspieler und einer durchdachten Regie verliert sich der Film nur selten in die gefürchteten, romantischen Dialoge der 80er und vermag den geneigten Zuschauer gut zu unterhalten. Passt in jede Sammlung neben THE KILLING FIELDS und DIE UNBESTECHLICHEN.

Das Bild der BD ist sehr gut, satt und sauber. Extras gibt es auf den Scheiben keine. Dafür liegt dem Mediabook (limitiert auf 2000 Stück) ein 20 seitiges, informatives Booklet mit Hintergrundinformationen von Kollege Christoph N.Kellenbach bei.

Trailer:

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