In den 1980ern bestimmten Werke wie „Day of the Dead“, „Return of the Living Dead“ und auch B-Movie Knaller wie „The Dead Next Door“ das cineastische Bild der lebenden Toten. Menschenfressende, stinkende Kreaturen – so wie es derzeit in der Filmlandschaft auch wieder üblich ist. Wes Craven war es, der mit diesem Film das klassische Bild um den Voodoo-Kult wiederbelebte, und damit Genreklassiker wie „I walked with a Zombie“ beerbte. Heraus kam ein spannender Thriller, der auf Recherchen des Wissenschaftlers Wade Davis beruhte. Koch Films veröffentlichen das Werk nun in einem 3-Disc Mediabook, basierend auf einer frischen HD-Abtastung.

Originaltitel: The Serpent and the Rainbow

Regie: Wes Craven

Darsteller: Bill Pullman, Cathy Tyson, Brent Jennings, Zakes Mokae, Michael Gough, Paul Winfield, Conrad Roberts

Artikel von Victor Grytzka

Da haben wie sie wieder, eine Erinnerung an meine VHS-Zeit. Damals konsumierte ich nach und nach die Filmographien der großen Horror-Ikonen. John Carpenter, Tobe Hooper, Lucio Fulci und wie sie alle heißen. Natürlich war auch Wes Craven irgendwann fällig. Und „Die Schlange im Regenbogen“ war einer der ersten Filme dieses Regisseurs, der den Weg in meinen ausgelutschten Videorecorder der Marke „Akai“ fand. Ich wusste nicht viel über den Film, und so erwartete ich einen klassischen Zombie-Reißer mit Splatter im Überfluss. Doch es kam anders, und das war nicht unbedingt eine schlechte Erfahrung.

Dennis Alan (Bill Pullman) verschlägt es mitten ins Voodoo-Land. Auf Tahiti soll er im Auftrag eines Pharmakonzerns nach einem Pulver forschen das Menschen zunächst sterben lässt, um sie dann als willenlose Sklaven wieder ins Leben zurück zu holen. Mit Hilfe der Psychiaterin Marielle (Cathy Tyson) muss er zunächst einen gewissen Christophe (Conrad Roberts) ausfindig machen, denn er ist als einziger der „Wiederkehrer“ kein seelenloses Wesen geworden. Unterstützt wird er zudem von Louis (Brent Jennings), der das Pulver herstellt, und von Lucien (Paul Winfield), der über die Geschehnisse bescheid weiß und dem Diktator Dergant Peytraud (Zakes Mokae) einen Riegel vor seine finsteren Machenschaften schieben möchte. Denn dieser finstere Bursche hat mehr Kenntnisse des Voodoo-Kultes als er zugeben möchte, und auch Dennis scheint ihm ein Dorn im Auge zu sein.

Lang ist es her dass ich diesen Film Cravens das letzte mal gesehen hatte. Und bevor manch ein Leser, dem das Werk womöglich noch nicht bekannt ist, hier falsche Hoffnungen hegt, dem sei eine Sache direkt einmal gesagt. Du suchst einen knallharten Zombiefilm mit Menschen fressenden Untoten? Du erwartest vielleicht etwas locker-gruseliges wie „Nightmare on Elm Street? Dann lies gar nicht erst weiter, denn bei diesem Film hält man sich relativ nahe (mit ein paar Freiheiten natürlich) an den eigentlichen Ursprung des Voodoo, und strickt eigentlich erst in den letzten 20 Minuten eine übernatürliche Komponente mit leichtem Horror hinein. Doch bis es soweit ist wird dem Zuschauer zunächst ein Film präsentiert, der in den Grundzügen ein Thriller mit Abenteuereinschlag ist, und dabei insbesondere durch die Darstellung und Erläuterung alter Voodoo-Rituale besticht, und dadurch einen fast schon dokumentarischen Stil entwickelt. Action in kleinen Dosen wird auch eingestreut, insbesondere wenn der böse Diktator zum Zuge kommt, der mit allen Mitteln die Erforschung der Vorgänge in seiner Republik verhindern möchte, und das aus gutem Grund. Oha – eine politische Komponente, oder besser gesagt der Versuch einer politischen Botschaft. Irgendwie zündet sie nicht, auch wenn sie Kritik an totalitären Regimes üben möchte, so wirkt das Ganze hier etwas plakativ und forciert. Schade.

Garniert wird das Ganze mit einer Lovestory zwischen Dennis und Marielle, die letztlich als Aufhänger dazu dient, das letzte Drittel der Geschichte etwas an Fahrt aufnehmen zu lassen, und das Gesamtwerk dann doch noch mit etwas Grusel und Phantastik zu würzen. Dort werden dann ein paar nette Effekte abgespult, die auch in der heutigen Zeit durchaus noch zu gefallen wissen. Dennoch betone ich es noch einmal – Gorehounds und Freunde von ordentlichen Schockern werden hier NICHT auf ihre Kosten kommen. Wer sich jedoch an einer ruhigen Erzählstruktur erfreuen kann, deren Potenzial sich wie eine Zwiebel schält, und sich zudem nicht an einem recht dünnen Story-Grundgerüst stört, der bekommt rund 100 Minuten einen grundsoliden Thriller geboten. Vor allem die Inszenierung weiß hier ihre Stärken und eine faszinierende Wirkung auszuspielen. Gedreht auf Haiti / in der DomRep, kommt eine perfekte Atmosphäre auf, die – zumindest mich – so gefangen genommen hat, dass es mir zum Teil so vorkam als wäre ich ein stiller Beobachter, der in einer toll recherchierten und gefilmten Dokumentation steckt. Es ist wirklich schwer zu beschreiben. Wenn man einen Zugang zu der Machart des Filmes findet, dann wird man ihn zwangsläufig auch sehr mögen. Das Sahnehäubchen bildet der toll geschriebene Soundtrack aus der Feder von Brad Fiedel, dessen unverkennbarer Stil erstaunlich gut zur Thematik passt.

Koch liefert in Sachen Qualität mal wieder ab. Zur Ansicht lag mir die DVD des Mediabooks vor, das aus 2 DVDs und einer BluRay besteht. Die Abtastung des Materials lässt keine Wünsche offen. Farbgebung, Bildschärfe, Details – hier passt wirklich ALLES. Auch der Ton, wahlweise auf Deutsch oder Englisch, abgemischt in Dolby Digital 2.0 (DVD) und DTS-HD 2.0 (Blu) kommt erfreulich dynamisch, differenziert und kräftig daher. Mehr kann man aus Stereo kaum raus holen. Als Boni gibt es ein Making-of, Trailer, Cast Profile, Featurettes, Galerien und einen Audiokommentar.

Sofern einem das Gesamtwerk also zusagt, so sollte man diese Veröffentlichung im heimischen Regal verewigen. Leute die sich unsicher sind sollten auf jeden Fall mal reinschauen und dann entscheiden, denn auch wenn der Film einen grundsätzlich anderen Ton als viele Genreverteter anschlägt, so ist er eine Sache ganz gewiss – außergewöhnlich gut!

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