Wenn man mir einen Film mit Staraufgebot vor die Nase legt, dann springt mein kleines Herz vor Freude. Richard Gere, Michael Caine und Bob Hoskins in einem Film, der wohl an mir vorüber gegangen sein muss. Doch worum geht es denn in „der Honorarkonsul“? Es geht um viele Dinge, aber um nichts von Alledem so richtig. Klingt verwirrend? Dann lest selbst, oder kauft euch die frische HD-Veröffentlichung aus dem Hause Koch Films / Explosive Media doch einfach. Meine Gedanken dazu könnt ihr in den folgenden Zeilen erfahren…

Originaltitel: The Honorary Consul / Beyond the Limit

Regie: John Mackenzie

Darsteller: Richard Gere, Michael Caine, Bob Hoskins, Elpidia Carrillo, Joaquim de Almeida

Artikel von Victor Grytzka

What could possibly go wrong? Ein starker Cast und ein Regisseur, der mit „Das vierte Protokoll“ (1987) einen Film schuf, den ich dann und wann mal gerne wieder anschaue. Was sollte mich denn nun beim Honorarkonsul erwarten? Ein ähnlich toller (Polit) Thriller? Die Hoffnungen waren hoch, vielleicht zu hoch. Aber keine Bange, ein totaler Fehlgriff ist der Film nun wirklich nicht.

Als der Arzt Eduardo Plarr (Richard Gere) sich in einer Stadt in der Nähe Paraguays niederlässt um dem Verbleib seines Vaters zu klären, hätte er wohl nie gedacht dass eine zufällige Begegnung mit dem Konsul Charley Fortnum (Michael Caine) eine Verkettung von Ereignissen in Begegnung setzt, die ihn in große Gefahr bringen. Zunächst verliebt sich Plarr in die Prostituierte Clara (Elpidia Carillo), die allerdings kurz darauf Fortnums Ehefrau wird. Die Beiden beginnen eine Affäre. Hinzu kommt Plarrs Kontakt zu einer Rebellengruppe und dem Regimefeind Leon (Joaquim de Almeida), der nicht nur den Botschafter entführen will um so das korrupte und gewalttätige Regime in die Knie zu zwingen, sondern auch wichtige Informationen zum Verbleib von Eudardos Vater hat. Eine Hand wäscht die Andere. Wäre da nicht der Polizist Perez (Bob Hoskins), der ebenso bei der Suche nach dem verschollenen Vater beteiligt ist, und von dem Kontakt zu den Rebellen nichts wissen darf. Besagte geplante Entführung geht schief, und es kommt zu einem fatalen Fehler….

Die Geschichte mag auf den ersten Blick nicht so verworren scheinen wie es dann tatsächlich ist. Denn „der Honorarkonsul“ hat ein großes und bestimmendes Problem. Der Film versucht geschickt Elemente eines Dramas, eines Ploit-Thrillers und einer Romanze zu verknüpfen, und verstrickt sich dabei in zu viele Handlungsstränge, die einfach in der Kürze der Zeit (100 Minuten) nicht ausreichend behandelt werden, teils im Sande verlaufen oder auch schlichtweg unnötig bzw. uninteressant sind. Der eigentliche Aufhänger der Story – die Suche nach Plarrs Vater – wird an einem gewissen Punkt in der Geschichte aufgelöst, allerdings so abrupt und nebensächlich, dass der gwünschte Effekt dieser Auflösung einfach nicht eintritt. Die Dreiecksbeziehung Gere – Caine – Carrilla wird in den ersten 45 Minuten als Hauptthema auserkoren, verrennt sich dabei allerdings in Klischees und wirkt alles andere als logisch, oder gar spannend. Auch wenn man dann die „Action“ der Geschichte abspult und sich dafür ausreichend Zeit lässt, es wirkt aufgesetzt. Man entführt den falschen Mann, Plarr mischt sich ein und gerät zwischen die Fronten,… (ich will nicht spoilern). Das Finale hingegen packt emotional, ABER… auch hier verfällt man dann unnötig in schmalzige Klischees.

Trotzdem kann ich nicht behaupten dass ich einen schlechten Film gesehen hätte. Viel seiner Faszination versprüht das Werk durch eine grundsolide Inszenierung und einen starken Cast, Es macht einfach Spaß den Hauptdarstellern bei der Arbeit zu zu sehen. Und so schafft es die Truppe auch locker, dass man die löchrige Handlung vergisst, ja, diese sogar ein Stück weit verzeiht. Nach 100 Minuten habe ich also einen Film gesehen, der weit entfernt von einem Genreklassiker ist, aber auch zu weit entfernt von einem Totalausfall. Hätte man sich nicht zu viel vorgenommen, und sich weitestgehend auf einen Handlungsstrang beschränkt, dann wäre das Ding ein spitzen Film geworden. Aber so bleibt ein wirrer Mix verschiedener Genre, der Vieles richtig, aber nichts so richtig überzeugend macht.

Mit der Qualität der Scheibe kann man zufrieden sein. Okay, die Farben sind etwas blass, und die Vorlage wird hier und da mal von feinen Kratzern und Staubflecken geplagt, allerdings stimmen Schärfe und Detailgrad des Bildes. Der Ton (2.0) ist ausreichend kräftig, neigt aber zu einem leichten Zischeln. Ich denke dass dies der Vorlage geschuldet ist. Als Bonus gibt es einen Trailer und eine Bildergalerie.

Man muss ein wenig tiefer tauchen, um die Qualitäten des „Honorarkonsul“ zu finden. Sie sind da, verstecken sich aber leider unter einer dicken Schale halbgarer Ideen, die nicht zu Ende gedacht wurden. Trotzdem kann ich den Film (eingeschränkt) empfehlen, denn wenn man sich von dem tollen Schauspiel der Beteiligten durch die 100 Minuten tragen lässt, so entschädigt dies ein Stück weit für die Unzulänglichkeiten.

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