Die Expendables der Horror-Szene. So sprach man im Vorfeld von dem Werk aus der Feder von Gunnar „Leatherface“ Hansen. Leider erlebte der Kult-Darsteller die Fertigstellung seines Filmes nicht mehr, und so schaut er nun wohl von einer Wolke auf das fertige Werk herab. Gelungenes Erbe, oder sollte man doch eher das Vermächtnis ausschlagen? Der Cast macht auf jeden Fall was her, und wird jedem Videotheken-Kind vergangener Tage die Freudentränen in die Augen treiben. KSM bringt den Film ungeschnitten in den deutschen Handel!

Originaltitel: Death House

Regie: Harrison Smith

Drehbuch: Gunnar Hansen, Harrison Smith

Darsteller: Cortney Palm, Cody Longo, Michael Berryman, Barbara Crampton, Sid Haig, Lindsay Hartley, Kane Hodder, Lloyd Kaufman, Bill Moseley, Camille Keaton, Dee Wallace, Vernon Wells, Tony Todd, Vincent M. Ward, R.A. Mihailoff, Adrienne Barbeau (Stimme), Gunnar Hansen (Archiv-Aufnahmen).

Artikel von Victor Grytzka

Ich nehme mal an, dass ihr die Liste der Darsteller soeben gelesen, oder zumindest überflogen habt. Und was denken sich Horror-Freaks nun? Genaaaau… Kultdarsteller-Overkill! All diese Leute haben meinen Filmgeschmack in der Kindheit – mal mehr, mal weniger – bedeutend geprägt, und so war ich natürlich heiß auf „Death House“. Ich habe mich von dem negativen Echo der Presse im Vorfeld nicht beeinflussen lassen, und habe die Show einfach mal auf mich wirken lassen.

Die beiden Special-Agents Toria Boon (Cortney Palm) und Jae Novak (Cody Longo) werden ins „Death House“ eingeladen. Diese Einrichtung beherbergt sich die schlimmsten und perversesten Killer der Geschichte. Ziel der Wissenschaftlerinnen Dr. Redman (Barbara Crampton) und Dr. Fletcher (Dee Wallace) – die Denkweise von Psychopathen studieren, um sie danach per Gehirnwäsche zu resozialisieren. Mittels Virtual Reality und Einsatz von echten Opfern – irgendwie krank – werden die Killer so getriggert, dass sie ihre Taten vollstrecken. Diese Daten werden gesammelt und ausgewertet, so dass man mit der Therapie beginnen kann. Besonderes Augenmerk gilt dabei den „Fünf“, die in den Tiefen des Komplexes untergebracht sind, und zu den gefährlichsten Insassen zählen. Die Situation gerät außer Kontrolle als Nazi-Sekten-Guru Sieg (Kane Hodder), der schier unbesiegbar wirkt, in den Komplex gebracht wird. Seine Anhänger trennen die Einrichtung vom Stromnetz, lassen alle Insassen frei und die Jagd beginnt…

Selten lagen Licht und Schatten so dicht beieinander, wie es in dem hier vorliegenden „Death House“ der Fall ist. Ich will erst einmal mit den negativen Aspekten beginnen, so dass ich die Rezension mit ein paar freundlichen Worten abschließen kann.

Ein großer Knackpunkt ist die Geschichte, die man versucht zu erzählen. Der Film beginnt als Sci-Fi-Action / Thriller, der aber einfach zu komplex sein möchte, obwohl das Drehbuch es nicht hergibt. In den ersten 40 Minuten stützt man sich sehr auf den Virtual Reality Aspekt und versucht dabei eine düstere Vision zu erschaffen, die an Filme wie „Fortress“ (Stuart Gordon) oder „Riddick“ (David Twohy) erinnern möchte. Allerdings verzettelt man sich dabei ein wenig, denn der Wechsel zwischen VR und Realität, den Verbrechern und den beiden Agents ist dabei so wirr, dass man schon einmal den Überblick verlieren kann, worum es eigentlich gerade geht. Zwar macht die grundsätzliche Idee hinter der Geschichte Sinn, hier wäre weniger aber deutlich mehr gewesen. Das Ganze bessert sich dann nach rund 40 Minuten wenn das Chaos ausbricht und man sich auf eine Action geladene Horrorstory konzentriert. Es gibt ordentliches Tempo in den düsteren Gängen des Komplexes, etliche Gewaltspitzen, ein paar Schreckmomente, so dass sich der Film in einer angenehmen B-Movie-Atmosphäre wälzt, und dabei das Who-is-Who des Horrorkinos aufeinander los lässt. Bis zum Finale, das dann einen okkulten und fast schon philosophischen Aspekt einbringt, wird man gut unterhalten. Zwar fragt man sich gegen Ende des Filmes warum man nun nicht einfach bei Action geblieben ist, aber sei es drum. Die Auflösung wirkt zwar etwas „dämlich“, ist aber schlüssig genug um keine großen Fragezeichen stehen zu lassen.

Manch einer wird sich an der Optik / Inszenierung von „Death House“ stören. Optisch bekommen wir hier den Eindruck, eine kostengünstige „direct-to-video“ Schote aus den 90ern zu sehen. Halbprofessionelles Kamera-Equipment, einfache Sets die meist aus langen Kellergängen bestehen, schlechte Ausleuchtung der Szenerie, „so la la“ Gore-Einlagen (teils echtes Handwerk, teils CGI). Ich persönlich mochte diesen Touch irgendwie. Denn wenn man mal ehrlich ist, dann ist das Ding hier nicht für die breite Masse gemacht, sondern für die Freaks, die keinen Hochglanz-Film brauchen und wollen. Ein Spielfilm kann auch durch seine offensichtlichen Schwächen sympathisch werden, und genau dieser Effekt ist – zumindest bei mir – eingetreten.

Sympathisch sind dabei die Darsteller, die zugleich einen dicken Bonus des Filmes ausmachen. Man freut sich über bekannte Gesichter wie Michael Berryman (The Hills Have Eyes, Cut and Run), Kane Hodder (Friday the 13th, Ed Gein), Lloyd Kaufman (so ziemlich jeder Troma-Film), R.A. Mihailoff (Texas Chainsaw Massacre 3, Hatchet 2) und, und, und…. In einer kleinen Nebenrolle sehen wir Tony Todd (Candyman), der den Film ein- und ausleitet, und dessen Rolle etwas Raum für Spekulation lässt. Sehr nett und aufmerksam – Drehbauchautor Hansen wurde mit ein wenig Archivmaterial geehrt, während wir Aufnahmen einer Psychopathin im Leatherface-Kostüm sehen, die wild und Blut beschmiert mit einer Kettensäge herumwirbelt.

Die BluRay bietet ein ordentlich scharfes Bild, lediglich der Kontrast scheint in den dunklen Szenen etwas zu düster. Dies kann allerdings auch zum Look des Films gehören, und kann so gewollt sein. Der Ton in DTS-HD 5.1 (Deutsch / Englisch) ist ordentlich abgemischt, wenn er auch ein wenig mehr Druck haben könnte. Die Synchro erfreut durch gute Sprecher, und klingt (bis auf 1-2 Ausnahmen) durchweg professionell. Auf der Hauptdisc befinden sich als Bonus Trailer und einer Bildergalerie, eine zweite Disc mit zusätzlichem Bonusmaterial wird der Verkaufs-Version beiliegen. Diese lag mir leider nicht zur Rezension vor, so dass ich dazu keine näheren Angaben machen kann.

Abschließend bleibt zu sagen, dass „Death House“ im Grunde Scheißdreck ist, billiger Scheißdreck. Aber in diesem Falle ist es auch genau das, was man erwartet hatte. Der Film verzettelt sich durch eine etwas zu wirre erste Hälfte, will an manchen Stellen mehr als er leisten kann, wiegt aber das durch die Bandbreite an Darstellern und einer tollen zweiten Hälfte wieder auf. Man muss allerdings ein Freund gepflegter B-Movie-Unterhaltung sein, und das (fast schon) bescheuerte Finale einfach so hinnehmen wie es ist. Für den ordinären Hollywood-Zausel ist das mal gar nix.

Trailer:

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