Capelight Pictures bedenken uns mit diesem russischen Romantic-Drama mit Musical-Einlagen, das im Vorfeld durchaus positive Stimmen von Presse und Zuschauern einfahren konnte. Und nun trifft ein Romantik-Muffel wie ich auf diesen Film. Ob das gut gehen kann? Ich hatte mich jedenfalls bereit erklärt, mich rund 90 Minuten lang berieseln zu lassen. Das Endergebnis? Mehr nach dem Klick…

Originaltitel: Lyod

Regie: Oleg Trofim

Darsteller: Aglaya Tarasova, Mariya Aronova, Alexander Petrov, Milos Bikovic, Kseniya Rappoport

Artikel von Victor Grytzka

So richtig mochte ja niemand diesen Film genauer unter die Lupe nehmen, doch lag es nicht primär am Genre, sondern mehr an der mangelnden Zeit, denn ein Spielfilm soll ja immer noch in Ruhe angesehen und dann fair bewertet werden. Was solls? Das war mein Gedankengang, als ich mich bereit erklärte, diesem – für mich eher untypischen – Genre eine Chance einzuräumen. Und wie sich herausstellte, lohnt ein Blick über den Tellerrand dann doch.

Nadya (Aglaya Tarasova) hat einen großen Wunsch – sie möchte Eiskunstläuferin werden. Große Unterstützung erfährt sie dabei durch ihre Mutter (Kseniya Rappoport), die sich in allen Belangen für ihr Kind aufopfert. Ein herber Einschnitt im Leben von Nadya vollzieht sich, als ihre Mutter unerwartet stirbt, und sie fortan bei Verwandten aufwächst. Dort wird sie von einer knallharten Trainerin (Mariya Aronova) entdeckt, als sie eines Abends auf einer Eisbahn ihre Runden zieht. Nun heißt es: Disziplin, Entbehrungen, knallhartes Training. Einige Jahre später scheint ihr Traum erreicht. Sie nimmt mit ihrem Partner Leonov (Milos Bikovic) erfolgreich an Meisterschaften teil, und auch privat scheinen die Beiden perfekt zueinander zu passen. Als es jedoch zu einem Unfall kommt, und Nadya vorübergehend gelähmt ist, bricht diese (Schein) Welt auseinander. Nun hat sie nur noch ihre Trainerin und den ungestümen Eishockeyspieler Sasha (Alexander Petrov), der sie durch unkonventionelle Methoden wieder auf die Beine bringen soll.

Meine Devise bei Filmen lautet ja immer: „Erst gucken, dann maulen!“. Und hier hat es sich wieder einmal als vollkommen richtig erwiesen, genau so vorzugehen. Als ich Romantic, Drama und Musical hörte, da schüttelte es mich schon ein wenig. ABER – ich nehme alles zurück. Es gibt so viele Elemente, an denen ich mich bei „Immer, wenn du bei mir bist“ erfreuen durfte.

Zunächst einmal kann ich nur loben, dass dieser Film wirklich toll inszeniert ist. Die Optik wirkt interessant, die Aufnahmen des Eiskunstlaufes sind sehr ansprechend eingefangen. Einen großen Teil dazu trägt die großartige Kameraarbeit bei. Das Bild ist immer in Bewegung, wirkt dynamisch und lebendig, so dass man immer das Gefül hat etwas zu verpassen wenn man auch nur einen Moment nicht hinsieht.

Hinzu gesellt sich eine sehr interessante und emotional erzählte Geschichte. Dazu bedient man sich dem beliebten Element des Zeitsprunges. Die Geschichte beginnt im Jetzt, um dann zurück ins Jahr 2003 zu springen. Ab diesem Moment begleiten wir Nadya auf einem Weg mit Höhen und Tiefen, in dessen Velauf – nach und nach – die für die Geschichte wichtigen Charaktere ihren Weg kreuzen. Ihre Trainerin, nach außen kühl wirkend und dennoch ein herzensguter Mensch, Leonov – ihr Partner (beruflich und privat), der sich schnell als Karrieremensch präsentiert dem es nur um seinen eigenen Vorteil geht, und schließlich Sasha, der Hitzkopf, der durch sein Temperament eher unfreiwillig Nadyas weg kreuzt, sich dann aber als sehr netter Kerl entpuppt der sein Herz am rechten Fleck trägt.

Die Protagonisten wurden dabei in einer wunderbare Geschichte verpackt, in der Leistungswille, Motivation, Freundschaft und Liebe im Vordergrund stehen, ohne dabei jedoch (vom Finale vielleicht mal abgesehen) zu sehr in Klischees zu verfallen. Viel Herz und Humor, und dadurch einfach so verdammt sympathisch. Dabei harmoniert insbesondere das Gespann Tarasova / Petrov, denen man die Freude am Zusammenspiel förmlich ansieht. Zwei herausragende Schauspieler, von denen ich mir in Zukunft sicherlich einige Werke ansehen werde. Auch der Rest des Cast überzeugt, so dass jede Kritik an der Besetzung unnötig ist. Ein Jeder findet überzeugend in die ihm zugedachte Rolle hinein, herausragend empfand ich dabei Mariya Aranova als Trainerin, die durch ihre direkte Art für so manches Schmunzeln in meinem Gesicht gesorgt hat.

Bei allem Humor, jeglichen bewegenden Momenten und der eingestreuten Romantik hat es aber auch ein durchaus kritischer Aspekt in die Geschichte geschafft. Das Business des Profisports wird nicht nur als Happening mit Glanz und Gloria in den Himmel gehoben, es wird tatsächlich auch die Schattenseite gezeigt und – mit gebührendem Respekt – hinterfragt. Leistungsdruck, Opportunismus, Missgunst – auch hierauf wird eingegangen.

Ein wenig Kritik muss ich dennoch üben. Wobei man dazu sagen muss, dass dies mehr eine subjektive Sichtweise ist, die sich auf meinen persönlichen Geschmack bezieht. Die Tanz- und Gesangseinlagen sind musikalisch abwechslungsreich, wirken weder aufgesetzt noch erzwungen, und passen in den Stil des Films. Aber leider ist die Übersetzung dabei ein zweischneidiges Schwert. Gut die Hälfte der Songs gefällt und sie gehen auch gut ins Ohr. Es gibt zwei gerappte Songs, die von Sasha ausgehen, und da wirkt das Ganze sprachlich etwas semiprofessionell und holperig. Im O-Ton passt das Alles dann wieder perfekt.  Noch ein Punkt – im letzten Drittel des Films rutscht man ein wenig zu sehr in Genre-Konventionen ab, so dass Aufbau und Ausführung des Finales kaum überraschen, auch wenn es in sich schlüssig ist. Ja, ein wenig Schmalz muss und darf auch sein. Das ist am Ende wieder Geschmackssache.

Die BluRay überzeugt durch ein sauberes Bild, dessen farbliche Kontraste gut herausgearbeitet werden, und somit die gewollte Atmosphäre unterstützen. Der Ton, wahlweise auf Deutsch oder Russisch ist differenziert abgemischt und fällt insbesondere durch kräftige Bässe auf. Die Tonspuren liegen im DTS-HD 5.1 Format vor. Als Extras bekommen wir Trailer, Deleted Scenes und ein Musikvideo.

„Immer, wenn du bei mir bist“ ist meine erste persönliche Überraschung dieses Jahr. Eine bewegende Geschichte, toll gefilmt, toll gespielt, toll inszeniert. Toll, toll, toll! Wenn es ein Film schafft mich von einem Genre zu überzeugen, zu dem ich wenig oder gar keinen Zugang habe, dann muss ich das würdigend anerkennen. Und in dem hier vorliegenden Fall tue ich das auch sehr gerne. Jeder sollte mal einen Blick riskieren. Dieses Werk wertet eine Filmsammlung definitiv auf!

Trailer:

Zurück zur Startseite