Und wieder grüßt das NETFLIX-Abonnement. Denn wenn etwas gratis im Paket daherkommt, nimmt man es eben mit. So auch die neue Prestige-Produktion des Streaming-Anbieters, die mit zugkräftiger Starbesetzung aufwartet. Ob sich hinter TRIPLE FRONTIER (2019) ein Action-Highlight verbirgt, erfahrt ihr in unserer ausführlichen Kritik!

Originaltitel: Triple Frontier

Drehbuch: Mark Boal, J.C. Chandor
Regie: J.C. Chandor

Darsteller: Oscar Isaac, Ben Affleck, Charlie Hunnam, Pedro Pascal, Garrett Hedlund…

Artikel von Christopher Feldmann

Das NETFLIX einen Batzen Geld in die Hand nimmt, um neue exklusive Filme und Serien zu produzieren, ist kein Geheimnis mehr. Mit TRIPLE FRONTIER (2019) hat der Streaminganbieter nun einen neues Prestige-Projekt am Start, welches eine lange Produktionsgeschichte hinter sich hat. Ursprünglich sollte der Action-Thriller unter dem Dach von PARAMOUNT PICTURES verwirklicht werden, für die Hauptrollen waren Tom Hanks und Johnny Depp vorgesehen, allerdings scheiterten die Verhandlungen, weswegen das Projekt längere Zeit auf Halde jagt. Über die Jahre waren immer wieder mehrere bekannte Persönlichkeiten für den Film vorgesehen. Kathryn Bigelow sollte Regie führen, Channing Tatum und Tom Hardy wurden gecastet, doch alle drei sprangen, aufgrund des umgeschriebenen Drehbuchs ab. Zwischenzeitlich wurden auch Darsteller wie Will Smith, Casey Affleck, Mark Wahlberg und Mahershala Ali mit dem Projekt in Verbindung gebracht. Als jedoch alle Bemühungen um eine Realisierung scheiterten, ging NETFLIX mit dem Studio in Verhandlungen und erwarb die Rechte für TRIPLE FRONTIER. Die hatten weniger Probleme mit der Umsetzung, weshalb der Streifen schließlich 2018 in den Dreh ging. Nun gibt es das Endergebnis seit ein paar Tagen zu bewundern und man kann sagen, TRIPLE FRONTIER ist kein schlechter Film, bleibt aber weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Handlung:
Santiago „Pope“ Garcia (Oscar Isaac), der für die Regierung Drogenkriminalität in Südamerika bekämpft, sieht seine einmalige Chance, als reicher Mann dem schlauchenden Dienst zu entsagen. Durch seine Informantin (Adria Arjona) erhält er die Information, dass der gefürchtete Drogenbaron Lorea (Reynaldo Gallegos) sein Vermögen in einem Versteck mitten im Dschungel hortet. Rasch trommelt Garcia seine alten Kollegen aus der Special Forces zusammen, William „Ironhead“ Miller (Charlie Hunnam), dessen Bruder Ben (Garrett Hedlund), Francisco „Catfish“ Morales (Pedro Pascal), sowie Captain Tom „Redfly“ Davis (Ben Affleck), die allesamt das Geld gut gebrauchen könnten. Gemeinsam starten sie den waghalsigen Raub und stoßen bald an ihre moralischen Grenzen.

Vom Trailer war ich durchaus angetan, weshalb ich durchaus eine gewisse Vorfreude auf TRIPLE FRONTIER verspürte. Insgesamt muss man NETFLIX und Regisseur J.C. Chandor durchaus attestieren, dass sie einen durchaus ansehnlichen Film auf die Beine gestellt haben, der durchaus Kinoformat besitzt. Allerdings, und jetzt kommen die Negativpunkte, bleibt der Heist-Actioner deutlich hinter seinem Potential. Während der Einstieg, mit einer schön dreckigen Action-Sequenz Lust auf mehr macht, gestaltet sich das Abenteuer mit zunehmender Laufzeit doch sehr beliebig. Nach dem Opening bekommen wir erstmal die Charaktere vorgestellt, die durchaus überzeugen können. Ihre Motivationen sind durchaus nachvollziehbar, denn sie alle haben Jahre lang für die Regierung ihr Leben riskiert, waren immer ehrlich und nie korrupt, haben nie in die eigene Tasche gearbeitet und sind stets ihrem moralischen Ethos gefolgt. Nun wollen sie endlich selbst etwas abstauben und dabei auch noch einen gefährlichen Drogenboss liquidieren. In der ersten Hälfte bekommt der Zuschauer ein klassisches Heist-Movie geboten. Ein Plan wird ausgeheckt, es wird observiert, entsprechende Risiken werden berücksichtigt und der Ablauf wird durchgesprochen. Sowas mag ich ja ganz gerne und eigentlich ist so eine Formel im zeitgenössischen Gewand durchaus erzählenswert, doch TRIPLE FRONTIER scheitert an einem bestimmten Faktor, der Spannung. Zu keiner Zeit hat man das Gefühl, dass etwas auf dem Spiel steht, denn unsere Protagonisten sind allesamt Profis, der eigentliche Heist geht ziemlich glatt über die Bühne, mit dem Aspekt, dass unsere „Helden“ 250 Millionen US-Dollar abstauben, statt der geplanten 75 Millionen.

Jetzt könnte man meinen, dass es in der zweiten Hälfte ordentlich kracht, wenn Affleck, Isaac und Co. mit dem ganzen Schotter aus Südamerika fliehen müssen, da sie wahrscheinlich von jedem Drogengangster des Kontinents verfolgt werden. Doch weit gefehlt, denn neben kleinen schusslastigen Einschüben, wird TRIPLE FRONTIER zum Survival-Drama, in dem die Truppe mehr und mehr erkennt, dass das Geld eher eine Belastung, als ein Gewinn ist. Hier schafft es aber der Film nicht, aus seinen Figuren wirklich etwas herauszuholen. Moralische Probleme werden lediglich nur angesprochen aber nie ausgebaut. Viel zu schnell wird sich immer wieder vertragen, der Fokus ruht dabei eher auf bedeutungsschwangeren Dialogen. Wer hier ein Actionfeuerwerk erwartet, wird mit Sicherheit enttäuscht sein. Aber auch als Drama gibt einem der Film wenig Fläche und langweilt mit zunehmender Laufzeit. Alles wirkt lediglich halbgar und nicht ausgereift. Das Ende setzt dem mauen Treiben schließlich noch die Krone auf und untergräbt jeden zuvor aufkeimenden Charakterzug.

Wenigstens die Inszenierung kann überzeugen. J.C. Chandor, der bereits für ALL IS LOST (2013) und A MOST VIOLENT YEAR (2014) verantwortlich war, gestaltet den Action-Thriller durchaus bodenständig und realitätsnah. Allerdings scheint Chandor nicht wirklich viel für Actionszenen übrig zu haben. Diese sind wirklich sperrlich und routiniert eingesetzt. Über die mäßigen Digitaleffekte hüten wir hingegen mal den Mantel des Schweigens. Der Cast hingegen ist der positivste Aspekt des Films. Die Darsteller können durch die Bank überzeugen, allen voran Ben Affleck macht eine wirklich gute Figur. Auch der Score, der sich bei Stücken aus dem Hardrock und Metal-Genre bedient, gibt dem Film eine eigene Note. Für Allesgucker ist TRIPLE FRONTIER sicher kein schlechter Zeitvertreib.

Fazit: 
Mit TRIPLE FRONTIER (2019) legt NETFLIX einen durchschnittlich soliden Film vor, der trotz guter Prämisse und guter Besetzung nicht aus der Masse der Eigenproduktion herausstechen wird. Dafür ist das Drehbuch einfach zu lasch, zu unfokussiert und letztendlich wenig spannend. Trotzdem ein immer noch ansehnlicher Film, der Sonntagsnachmittags sicher ganz gut rüber kommt!

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