Wir machen fröhlich weiter im „Schmärz“-Programm von KOCH FILMS, die uns diesen Monat mit einigen Leckerbissen des gepflegten Haudrauf-Genres beschenken. Und wenn diese Filmgattung schon ansprechend gewürdigt wird, dann darf auch Jean-Claude van Damme nicht vergessen werden. Das wissen die Köche natürlich auch, weswegen sie einem etwas weniger prominenten Titel des belgischen Martial-Artist nun eine deutsche HD-Premiere spendieren. Ob THE ORDER (2001) dabei an alte Glanzzeiten anknüpfen kann, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: The Order

Drehbuch: Les Weldon, Jean-Claude van Damme
Regie: Sheldon Lettich

Darsteller: Jean-Claude van Damme, Sofia Milos, Charlton Heston, Brian Thompson, Vernon Dobtcheff, Ben Cross…

Artikel von Christopher Feldmann

Wenn man sich heute die aktuellen Heimkinoproduktionen ansieht, dann erkennt man relativ schnell, dass von den einstigen Action-Superstars nicht mehr allzu viel übrig geblieben ist, immerhin dreht mittlerweile auch Sylvester Stallone Filme für die Scheibe. Wenn man sich hingegen ehemalige Schwergewichte wie Jean-Claude van Damme ansieht, bei denen diese Arbeitsweise seit über 15 Jahren Dauerzustand ist, stimmt das schon etwas wehmütig. Was hat van Damme in seiner Karriere für Kracher abgeliefert, die auch heute noch in jede Actionfilmsammlung gehören? BLOODSPORT (1988), KICKBOXER (1989), LEON (1990), DOUBLE IMPACT (1991), UNIVERSAL SOLDIER (1992), HARTE ZIELE (1993) oder SUDDEN DEATH (1995), es gab eine Zeit, in der der belgische Kampfsportler und Schauspieler eine Granate nach der Anderen gedreht hat. Diese ist allerdings lange vorbei, heute sind wir froh, wenn Jean-Claude einen Film für Drei Mark Fünfzig in Bukarest gedreht hat, der nicht komplett kacke ist. Mit THE ORDER (2001) hat sich Koch Films nun ein Machwerk vorgeknöpft, welches ungefähr in die Grauzone von van Dammes Karriere fällt. Eine Zeit, in der die Kinokarriere zwar schon vorbei war und DTV-Ware auf dem Tagesplan stand, in der er aber noch davon entfernt war, C-Filme im Ostblock zu drehen. Dieser schmale Grat ist THE ORDER zu jeder Zeit anzusehen, denn auch wenn das Drehbuch großer Quatsch und die Schauspieler Vergessens wert sind, handwerklich bekommt man einen soliden B-Film geboten, der immerhin durchschnittlich unterhalten kann.

Handlung:
Der draufgängerische Rudy Cafmeyer (Jean-Claude van Damme) hat es als Dieb und Schmuggler besonders auf wertvolle Artefakte abgesehen, was ihm einen gut betuchten Lebensstil ermöglicht. Als sein Vater Oscar (Vernon Dobtcheff) plötzlich in Jerusalem verschwindet, fackelt Rudy nicht lange und nimmt die Spur des Vermissten auf. Schnell stellt er fest, dass er in der israelischen Stadt weit weniger willkommen ist, als er zunächst dachte. Gemeinsam mit der Polizisten Dalia (Sofia Milos) gerät er bald ins Visier einer Sekte, die nicht nur einen Glaubenskrieg zwischen Christen, Juden und Moslems heraufbeschwören will, sondern auch etwas mit dem Verschwinden von Rudys Vater zu tun zu haben scheint.

Tatsächlich habe ich mich THE ORDER ohne große Vorahnung gewidmet, kam mir der Film vorher doch noch nie unter die Augen. Ich hatte meine Erwartungen bewusst heruntergeschraubt, was für meinen Gesamteindruck sicher positiver Natur war, denn natürlich ist dieses Abenteueraction-Vehikel eher im unteren Mittelfeld der van Damme-Streifen anzusiedeln. Der Film beginnt mit einem Prolog, der während der Kreuzzüge spielt, an denen man schon recht schnell erkennt, dass bei der Produktion durchaus Geld eingespart wurde. Die ganze große Epik kann THE ORDER nicht vermitteln, auch wenn Jean-Claude das im beiliegenden Interview gerne betont. Aber diese Szenen sind schnell abgehandelt und wir befinden uns in der Gegenwart, was für mich relativ befreiend war, da ich schon die Befürchtung hatte, ich bekomme so einen Schlock wie HELLBOUND (1994) mit Chuck Norris vorgesetzt, der bekanntlich auch mit Kreuzzug-Szenario begann. Aber ich kann Entwarnung geben, denn THE ORDER ist zwar kein sonderlich aufsehenerregender Film, aber immer noch solide Durchschnittsware. Die Story um irgendeine Karte, die es in Jerusalem zu finden gilt und den verschwundenen Vater, erinnert nicht zufällig an einen Film der INDIANA JONES-Reihe, sondern wurde bewusst so inszeniert. Man hat hier versucht, den belgischen Action-Hero in ein spaßiges Abenteuer zu verfrachten, was den Macher hier und da eigentlich ganz ordentlich gelungen ist. Man muss halt in Kauf nehmen, dass das Drehbuch eigentlich großer Mist ist. Die Handlung plätschert ohne nennenswerte Höhepunkte vor sich hin, die Dialoge sind durchaus hölzern und spannend wird die ganze Chose nie.

Van Damme der, gemeinsam mit Les Weldon, das Drehbuch schrieb, scheint zu jeder Zeit darauf bedacht zu sein, seine Figur durchgängig als ganz tollen Hecht in Szene zu setzen. Rudy Cafmeyer ist der klassische Archetyp, der jede Frau anbaggert, die ihm über den Weg läuft, keinen so richtig ernst nimmt und gerne demonstriert, dass er ein krasser Kämpfer ist. Das sind auch die Kernelemente in THE ORDER, denn der Film ist damit beschäftigt zu zeigen, wie Cafmeyer von einer Verfolgungsjagd in die nächste stürzt, auf Storytelling wird wenig wert gelegt aber das erwartet man auch nicht.

Darstellerisch überzeugt hier niemand, besser gesagt, es kann auch niemand überzeugen, da keiner der Akteure wirklich etwas zu tun hat. Der Film gehört ganz und gar Jean-Claude van Damme, andere Stars haben keinen Platz. Dessen Schauspiel könnte dem Zuschauer mit der Zeit auf die Nerven gehen, versucht der Mime doch krampfhaft leichtfüßig durch den Film zu tänzeln, was immer wieder in Overacting gipfelt. Sofia Milos, Vernon Dobtcheff, ja sogar der „Nachtschlitzer“ Brian Thompson agieren lediglich als Abziehbilder und Klischeefiguren, die dem Star zuarbeiten. Eine Hollywood-Legende wie Charlton Heston hingegen hat lediglich fünf Minuten Screentime, vermutlich weil er gerade vor Ort war, denn der Film hätte genauso gut ohne seine Figur funktioniert, was wirkt als hätte man ihn nachträglich ins Skript geschrieben.

Im Gegensatz zu den späteren „Werken“, sieht THE ORDER eigentlich noch recht gut aus, für eine DTV-Produktion. Immerhin standen hier noch zwölf Millionen US-Dollar zur Verfügung, ein Budget, was heutzutage bei Heimkino-Premieren undenkbar wäre aber früher hat man die Kohle nun mal über die Videotheken wieder kassiert. Und auch dieses Filmchen sieht doch irgendwie noch nach etwas Aufwand aus, was Set-Design und Kostüme angeht. Auch in Sachen Regie kann THE ORDER punkten. Sheldon Lettich, der bereits mehrfach mit dem belgischen Karate Tiger zusammengearbeitet hat, erweist sich als versierter Actionregisseur, der aus dem vorhandenen Budget noch etwas herausholt. Sowohl die unterhaltsamen Verfolgungsjagden, als auch der Heist zu Beginn des Films und die vielen Kampfeinlagen können eigentlich durchweg überzeugen und sind handwerklich solide umgesetzt, wenn man zwei bis drei digitale Effekte ausklammert, die heutzutage ziemlich beschissen aussehen. Man muss vielleicht auch noch anmerken, dass Jean-Claude anno 2001 noch ganz gut im Saft stand und eine gute Physis beweist. Man sollte ebenfalls noch die Musik erwähnen, die von dem renommierten Musiker Pino Donaggio komponiert wurde, deren Main Theme eigentlich ganz gut hängen bleibt. Der Rest ist allerdings, für die Verhältnisse Donaggios, recht austauschbar.

In Sachen Verpackung hat Koch Films wieder einmal sehr gute Arbeit geleistet. THE ORDER kommt im schicken Mediabook daher, bei dem der Käufer die Wahl zwischen zwei Cover-Motiven hat, einem klassischen und einem gezeichneten. Bild- und Tonqualität sind makellos, und auch die Extras wissen zu überzeugen. Neben Bildergalerie, Trailer, Spots und dem üblichen Material, bekommt der Zuschauer ein interessantes Making-Of, sowie zwei ausführliche Interviews mit van Damme und Regisseur Sheldon Lettich.

Fazit:
THE ORDER (2001) ist nicht der beste Film mit Jean-Claude van Damme, aber auch bei Weitem nicht sein schlechtester. Die Ausstattung und die versierte Inszenierung machen den INDY-Verschnitt schon fast wieder kinotauglich und die Actionszenen sind alle auf einem soliden Niveau. Allerdings ist das Drehbuch schon ziemlich schwach geschrieben und fokussiert sich mehr auf van Dammes noch verbliebenes Star-Potential, als auf die restlichen Faktoren. Man kann sich THE ORDER durchaus ansehen und 90 Minuten lockere Unterhaltung haben, wenn man nicht zu hohe Erwartungen hat. Aber wenn ihr zugreift, dann doch bitte bei der Edition von Koch Films, die ist recht preiswert und qualitativ tadellos!

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