Regisseur Paul Feig besetzt in seinen Filmen stets Frauen in den Hauptrollen. Meist ging diese Rechnung auf (BRAUTALARM, TAFFE MÄDELS,…), doch mit seinem GHOSTBUSTERS Reboot verzettelte sich der gute Mann. Trotzdem bleibt er weiterhin seiner Linie treu, auch wenn es diesmal, zumindest teilweise, etwas ernster zugeht als gewohnt. Wir haben uns die Scheibe von STUDIOCANAL einmal angeschaut.

Originaltitel: A Simple Favour

Regie: Paul Feig

Darsteller: Anna Kendrick, Blake Lively, Henry Golding

Artikel von Christian Jürs

Stephanie Smothers (Anna Kendrick) kompensiert den Unfalltod des Ehemannes auf ihre Art. Die alleinerziehende Helikoptermami postet in ihrer geringen Freizeit in einem Videoblog Kochrezepte, wenn sie nicht gerade alle Elternaufgaben der Schulklasse ihres Sohnes Miles (Joshua Satine) an sich reisst. Eines Tages lernt sie die Mutter des kleinen Nicky (Ian Ho), einem Klassenkamerad und Freund von Miles, kennen.

Besagte Emily Nelson (Blake Lively) entpuppt sich als krasser Gegenpol zu Stephanie. Anstelle von Kinderanimation und Mittagessen zubereiten bevorzugt sie einen Martini (oder auch zwei oder drei). Ihre Geschichten von vollzogenen Dreiern mit Ehemann Sean Townsend (Henry Golding), einem reichen Schriftsteller mit Schreibblockade und einer anderen Frau, die die neue Bekanntschaft ihrem hausbackenen Gegenpart schildert, unterstreichen die verruchte Seite der Schönheit. Doch trotz aller Gegensätze entwickelt sich zwischen den beiden Frauen schnell eine enge Freundschaft. Eines Tages bittet Emily die gutmütige Stephanie telefonisch darum, ihren Sohn aus der Schule abzuholen und zu betreuen, da ihr etwas dazwischen gekommen ist. Ohne zu zögern willigt sie ein. Nicky wird jedoch weder von seiner Mami abgeholt, noch antwortet sie auf Whatsappnachrichten oder Anrufe. Stephanie kontaktiert Sean und beide schalten die Polizei ein. Doch deren Ermittlungen führen ins Leere. So schnell gibt Stephanie jedoch nicht auf und versucht über ihren Vlog Hinweise zu bekommen, quasi ein AKTENZEICHEN XY im YouTube-Format mit Kochanleitung. Tatsächlich kommt die Hobbydetektivin nach und nach hinter das Geheimnis des Verschwindens ihrer Freundin. Doch dann macht die Polizei eine schreckliche Entdeckung…

Nanu? Der Plot liest sich ja gar nicht wie eine Komödie, sondern wie ein spannender oder zumindest interessanter Krimi. Genau das ist NUR EIN KLEINER GEFALLEN über weite Strecken auch. Obwohl zunächst gar nicht viel geschieht, wecken die gut geschriebenen- und von seinen beiden Hauptdarstellerinnen großartig gespielten Figuren das Interesse, sich auf die kommenden knapp zwei Stunden einzulassen. Blake Lively gibt die Femme Fatale mit Hingabe und Anna Kendrick verleiht dem Ganzen mit ihrer leicht überdrehten Spielweise der Helikoptermami einen gewissen leisen Humor. Dieser zieht ein wenig an, wenn die Detektivarbeiten Emilys beginnen, jedoch nie so sehr, dass die Spannung darunter leiden würde. Zudem ihre Unbeholfenheit extrem witzig ist.

Auch die übrigen Darsteller, sei es Henry Golding als verzweifelter Ehemann, der sich nach dem Verschwinden seiner Frau zu deren Freundin hingezogen fühlt (ist gut, ich spoiler schon nix mehr!) oder der wissbegierige Detective Summervile (Bashir Salahuddin), sie alle machen einen tollen Job. Ebenso kann man Regisseur Peter Berg gratulieren, ihm ist hier sowas wie ein Hitchcock mit leichter Comedynote gelungen, bis…. ja, bis knapp eine halbe Stunde vor dem Abspann. Denn hier verliert das Skript seinen Biss und mündet in einem chaotisch-albernen Finale, dass so gar nicht passen mag. Zwar wollte mir Kollege Feldmann weiß machen, es sei halt eine schwarzhumorige Parodie auf Mysterykrimis, weswegen es in Ordnung ginge, doch, lieber Christopher, dass ist einfach keine Entschuldigung für so ein verhunztes Ende.

Bild und Ton (Deutsch und Englisch in 7.1 DTS HD Master Audio) sind hervorragend. Auch an Bonusmaterial wird nicht gespart. Von „zahlreichen Featurettes“ ist großspurig zu legen auf dem Backcover und es wurde nicht übertrieben. Respekt. Natürlich spendiert Paul Feig samt Crew einen Audiokommentar. Deleted Scenes, Trailer, ein Wendecover ohne Flatschen und ein Gag-Reel lassen keinen Wunsch unerfüllt. Am Interessantesten fand ich das Alternative Ende, welches von Paul Feig eingeleitet wird. Dieses wäre während der Abspanncredits gelaufen und hätte dem Film den finalen Todesstoß gegeben. Ihre Wahl war weise, Mr. Feig.

Auch wenn das Finale den positiven Gesamteindruck ein wenig schmälert, der Film ist es allemal wert, gesehen zu werden. Zumal gerade die boshaftesten Gags ins Schwarze treffen und der Film niemals langweilig wird. Weiter so, Mr. Feig. Ich freue mich schon auf ihre nächsten Filme. Nur dann bitte mit einem durchdachteren Ende.

Trailer:

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