In diesem Spionagethriller, ganz im Stile eines John Le Carré und altmodisch analog in Washington, Wien und Paris von 1972 gedreht, geben sich CIA Mentor Burt Lancaster und Killer Zögling Alain Delon ein Katz-und-Maus-Spiel um die Frage, wer von beiden nun die Seite gewechselt hat. B-Movie-Profi Michael Winner, hier filmisch noch in bester Laune, inszenierte diesen durchaus ansehnlichen Spionagethriller, der nun seine Neuauflage von Koch Films erfährt.

Originaltitel: SCORPIO

Regie: Michael Winner

Darsteller: Burt Lancaster, Alain Delon, Paul Scofield, Gayle Hunnicutt

Artikel von Kai Kinnert

Als Auftragsmörder legt der alternde Cross (Burt Lancaster) für die CIA nicht nur unliebsame Gegner um, im Franzosen Laurier (Alain Delon) hat er auch einen unter dem Decknamen „Scorpio“ operierenden Nachfolger ausgebildet. Als seine Vorgesetzten beschließen, das Cross ausgedient hat, soll er ausgerechnet vom eigenen Schüler eliminiert werden. Nachdem es ihm zunächst gelingt, Laurier in Europa abzuschütteln, kommt es schließlich in den USA zum Showdown, bei dem Scorpio endgültig zeigen muss, was er von seinem Mentor gelernt hat.

Ganz im Stile der Anti-Hero/Anti-Establishment Filme der 1970er, ist dieser Agentenfilm im Zuge der anderen Klassiker aus damaliger Zeit in Vergessenheit geraten. Zu unrecht. Denn SCORPIO hat alles, was einen altmodischen und gut besetzten Film der 70er ausmacht. Ganz im Stile einer Vorlage durch Le Carré gibt sich der Film näher am Realismus und widmet sich dem geheimdienstlichen Hintergrund hinter dem Auftragsmord an Cross. Und das macht Michael Winner ganz gut. Besetzung, Drehbuch und Ausstattung sind gekonnt und die Action dem Genre angemessen umgesetzt. Besonders angenehm ist, das Michael Winner für diesen Film eine gute Optik findet, die mit spannenden Einstellungen den Film stets auf ein hohes Niveau hebt. Farben, Fahrten und Fluchten, die drei „F“ aus dem Handbuch für Kameramänner, finden hier gut gelaunten und spannenden Einsatz. Dazu die passenden Gesichter von Alain Delon und Burt Lancaster,  gedreht an etlichen Originalschauplätzen und etwas klassische Oldschool-Action, fertig ist ein solider Spionagethriller der 1970er. Routinier Winner, der gerne bewaffnet am Set erschien und später den Klassiker DEATH WISH drehte, war bekannt dafür, seine Filme kommerziell kompakt und zeitgerecht abzuliefern. Ihm ging es um das Entertainment, was ihm den Ruf des B-Filmers einbrachte und später ja auch mit seinem Engagement bei Cannon Film zementiert wurde. In bester 70er-Optik, mit viel Tiefe in den Räumen, geschickten Weitwinkeln, Nahaufnahmen und Fluchten liefert Winner einen optisch durchdachten und schmissigen Agentenfilm ab, der zu unrecht in Vergessenheit geraten ist und wie ein Back-To-Back zu seinem THE MECHANIC (1972) wirkt. Auch dort will der Schüler seinen Lehrer ausknipsen.

Wer die alten Agentenfilme mit semi-realistischen Hintergrund mag, wird mit SCORPIO, DER KILLER seine Freude haben. Flott und einfallsreich in Szene gesetzt, gibt es einen attraktiven Alain Delon und einen nicht zu alten Burt Lancaster in einem passenden Agentensetting. das den Film heute zu einem Klassiker seines Genres macht. Wer KALTER HAUCH oder DER SPION, DER AUS DER KÄLTE KAM  (1965) schon mochte, darf hier außerdem blind zuschlagen. Der Film passt in jede Sammlung der 1970er und wer noch die alte DVD hat, darf hier ein Upgrade wagen.

Das Bild der BD ist überwiegend satt und in Farben und Körnung dem Negativ gut angepasst. Der Film hat schöne, alte Farben und eine feine Tiefenschärfe, die nun gut zur Geltung kommt. Am Ton ist nichts zu Meckern.

Als Extras gibt es einen interessanten, aber nicht untertitelten Audiokommentar von Lem Dobbs, Julie Kirgo und Nick Redman, die isolierte Filmmusik zu SCORPIO, eine Bildergalerie und den Filmtrailer in Widescreen und Open-Matte.

Trailer:

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