Die für den Oscar nominierte Dokumentation über die streitbare und schlagfertige Ruth Bader Ginsburg erscheint nun bei Koch Films. Ginsburg wurde 1993 als zweite Frau in den Supreme Court der USA berufen und hält dort seit dem eisern die Stellung. Mit brillantem Verstand und Leidenschaft erreichte Ginsburg trotz aller Widerstände bahnbrechende Gerichtsurteile zur Gleichstellung der Geschlechter, die sie zur Ikone der Frauenrechtsbewegung und zu einer Inspiration für die politische Kultur der USA und der Welt machten.

Originaltitel: RBG

Regie: Julie Cohen, Betsy West

Mit: Ruth Bader Ginsburg, Bill Clinton, Sharron Frontiero

Artikel von Kai Kinnert

Man mag mir meine Unwissenheit verzeihen, aber ich habe weder von Ruth Bader Ginsburg noch von dieser Dokumentation jemals zuvor gehört. Insofern blieb mir auch ihr politischen Wirken in den USA verborgen, ebenso wenig ihre Urteil die sie erlangte, noch ihre vermeintliche Wirkung auf den Rest der politischen Welt. Natürlich sind gleichberechtigte Rechte wichtig und ich möchte hier nicht die Bemerkung von Billy Wilder wiedergeben, die beinhaltete, das Frauen natürlich alles machen dürfen, doch irgendwer muss ja noch die Küche aufräumen.

Diese Dokumentation beschreibt das Leben und Wirken einer politischen Person, die weitestgehend nur in den USA bekannt ist und sich an ein Publikum wendet, das sich für das Thema interessiert. Zu diesem Publikum gehöre ich nicht, doch Christian hat mir den Film untergejubelt und so stelle ich mich den neuen Wissensgebieten zum Thema Frauenrecht.

CNN Films hat diese Dokumentation produziert und so ist der Stil erzählerisch flott und ansprechend aufwendig inszeniert. Die Regisseurinnen West und Cohen liefern handwerklich eine gute, lebendige Dokumentation über das Leben von Ginsburg ab, das an einige Stellen sogar das uninformierte und zufällige Publikum aufmerksam werden lässt. Die kleine, drahtige Frau Ginsburg hat eine entschlossene Energie und einen klugen Witz und plötzlich wird es spannend, als die Richterin vor dem Supreme Court für die Abschaffung diskriminierender Gesetze eintrat oder als sie durchsetzte, das Frauen ohne den Mann über eine Abtreibung entscheiden können. Doch ebenso vertrat sie auch einen Mann vor dem Supreme Court, der diskriminiert worden ist. Neben vielen Rückblicken, von der Schultüte bis zur Gegenwart, gibt es immer wieder diese Momente in der Dokumentation, die es universeller und damit spannend machen. Da merkt man, das Frau Ginsburg politisch pfiffiger und breiter aufgestellt ist und mit ihrer trockenen Schlagfertigkeit im TV eine gute Figur macht. Die Dame ist in den USA schon Teil der Popkultur geworden und man ahnt hier, warum. Auch die Liebe und Erinnerung zu ihrem verstorbenen Ehemann kommt um Tragen und gibt dem Portrait einen abgerundeten Hintergrund.

Mit vielen Originalaufnahmen aus Privatarchiven, TV-Sendungen und Gerichts-Mitschnitten wird gut monierte, straffe Dokumentation tatsächlich so schnell nicht langweilig. Der rein biografische Teil hat mich als Zuschauer nun nicht so mitgenommen, einfach weil mir die Frau und ihr Wirken zuvor unbekannt war, jedoch schafft es die Dokumentation aufgrund der hohen filmischen Qualität und einer flotten Montage einem die Person Ginsburg plötzlich näher zu bringen und für ihr politisches Wirken eine Spannung aufzubauen. Das so auch das uninformiertes Publikum auf die Seite der Dokumentation gezogen wird, ist die gekonnte Leistung der Regisseurinnen.

RBG war zurecht für den Oscar nominiert. Wer sich für das Thema interessiert oder gerne Dokumentationen schaut, wird hier ein lohnenswertes Objekt für die Sammlung vorfinden.

Trailer:

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