Nun mit einem Update zu Ghost in the Shell 2.0! Der komplett überarbeiteten Variante des Kult-Anime, die nicht nur moderner aussieht, sondern auch die Brücke zu „Innocence“, dem zweiten Teil der Reihe schlägt. Etliche Veränderungen wurden dafür vorgenommen. Ob sich dies positiv oder negativ auswirkt? Wir werden sehen…

Artikel von Victor Grytzka

Wer hier nun einen neuen Film erwartet hat, der hat mit Zitronen gehandelt. Bei „Ghost in the Shell 2.0“ handelt es sich, wie der Titel vermuten lässt, um ein Remaster des Originals. Dazu wurden sämtliche Zeichnungen überarbeitet, und es wurde verstärkt auf den Einsatz von modernen CGI-Animationen gesetzt.

Zunächst fällt auf, dass der recht kühle Ton des Originals verschwunden ist, und einem gelblich-orangen „Tint“ gewichen ist, der eine futuristische Atmosphäre erzeugt, auf die Dauer aber auch gehörig nerven kann (zumindest empfand ich dies so). Auch der Einsatz von Computeranimationen ist ein zweischneidiges Schwert. Zwar gleicht der Look mehr dem Film „Innocence“, seines Zeichens Nachfolger von „Ghost in the Shell“, verliert dabei einen Großteil seines Charme.  Zu gewollt grell, zu überladen – zu viel, für einen alten Mann wie mich.

Einige Dialoge wurden verändert, so dass sie im Kanon mit „Innocence“ funktionieren, die Japaner sprachen sogar die Synchro neu ein, um so die Verbindung zum Nachfolger herzustellen. Auch die Geräusche wurden an den Nachfolgefilm angepasst, so dass alles wie „aus einem Guss“ wirkt.

Als Bonus zu dem schicken Futurepak gibt es Bildergalerien und Trailer. Der Ton liegt in einer sauberen 6.1 Abmischung (Deutsch / Japanisch) vor. Die Bildqualität präsentiert sich gestochen scharf und mit einer angenehmen Farbgebung.

Die Frage ist – braucht man das? Ja und Nein. Anhänger des „Originals“ und Kinder der 80er / 90er, werden mit der Überarbeitung nicht glücklich werden, da viel vom unverkennbaren Stil verloren geht, und mehr in Richtung 0815-CGI-Bombastik driftet. Jüngere Zuschauer werden damit weniger ein Problem haben.

Und wer nun mehr über die Handlung und die eigentliche Bewertung des Films wissen möchte, der darf gerne weiter lesen. Denn die nachfolgenden Zeilen sind dem Original gewidmet.

Ghost in the Shell ist ein düsterer Anime-Klassiker, der nicht nur Genrekenner begeistern dürfte. Freunde trister Zukunftsvisionen, im Stile eines Blade Runner, werden um diesen Film nicht drumherum kommen. Lohnt sich das Upgrade zur HD-Abtastung aus dem Hause KSM Anime? Oder muss man euch gar eine falsche Realität vorgaukeln, um euch zum Kauf zu animieren? Nach dem Klick seid ihr schlauer…

Originaltitel: Kōkaku Kidōtai

Regie: Mamoru Oshii

Musik: Kenji Kawai

Produktion: Production I.G.

Deutsche Sprecher VHS-Synchro: Luise Charlotte Brings, Volker Wolf, Gregor Höppner, Hans-Gerd Kilbinger, Renier Baaken

Deutsche Sprecher DVD-Synchro: Christin Marquitan, Tilo Schmitz, Klaus-Peter Grap, Hasso Zorn, Erich Räuker, Detlef Bierstedt

Artikel von Victor Grytzka

Wenn ich an Ghost in the Shell denke, so fallen mir diverse Dinge aus meiner Jugend ein. Nicht nur besaß ich damals das Spiel für die gute alte Playstation, ich machte auch – neben Fist of the North Star – durch diesen Film Bekanntschaft mit Anime-Filmen für ein erwachsenes Publikum. Eine ausgenudelte VHS Kopie im O-Ton mit englischen Untertiteln war es, die meinen altersschwachen Recorder besuchte. Daher war die anstehende Veröffentlichung aus dem Hause KSM Anime eine Premiere für mich. Das erste Mal auf Deutsch, und dann auch noch in einer HD-Abtastung. Ein völlig „neues“ Erlebnis für meine entzündeten Augen.

Für den Fall dass jemand dieses Urgestein des SciFi-Anime noch nicht gesehen haben sollte, versuche ich die Review weitestgehend frei von Spoilern zu halten, damit man mich nicht verfolgt um eine Totaloperation an mir durchzuführen, die mich zu einem Zwitterwesen aus Mensch und Cyborg macht.

Das Jahr 2029 – der Einsatz von künstlichen Körperteilen bei Menschen ist zur Norm geworden. Extreme Formen sind die „Ghosts in the Shell“, deren Körper durch eine Biokapsel ersetzt wurde, und deren Hirn bzw. Teile davon den Geist („Ghost“) dieser Hülle („Shell“) bilden. Ein Hacker, genannt „Puppenspieler“ macht sich diesen Umstand zu Nutze. Er benutzt die Übermenschen dazu, sich in den Führungspositionen der Gesellschaft einzuschleichen, und sie so für seine Zwecke und Absichten zu mißbrauchen. Der Fall wird der Majorin Motoko Kusanagi anvertraut, die für den Geheimdienst „Sektion 9“ arbeitet. Doch auch sie läuft Gefahr ein Opfer des Hackers zu werden.

Mehr darf man an dieser Stelle über die Story selbst schon fast nicht verraten, weshalb ich in dieser Rezension mehr auf die Grundstimmung der Geschichte eingehen werde, welche sich aus dem Zusammenspiel der Handlung und der Ästhetik des Films ergibt. Passend zum Setting wirkt die Welt hoch technisiert und dabei zugleich trist und ungemütlich. Dies birgt eine Faszination und einen Charme, der selbst Genre-Fremdlinge sofort ansprechen wird. Der Zeichenstil versucht dabei weniger überdreht, als mehr realistisch daher zu kommen, und schafft so die Illusion einer erschreckend überzeugenden Zukunft. Der Einsatz von CGI, im Jahre 1995 noch nicht unbedingt auf dem Standard den wir heute kennen, wirkt unglaublich stimmig und wirkt nicht wie ein „Fremdkörper“. Die digitalen Tricksereien reihen sich perfekt ins Gesamtbild ein.

Gefüllt wird das Setting mit einem hervorragend inszenierten Mix aus SciFi, knallharter Action, Emotion und einer kritischen Botschaft, die sich in erster Linie an mächtige Konzerne und die Technisierung der modernen Welt wendet. Dabei geht man stellenweise sehr schongs- und kompromisslos vor, so dass man dem Film eine gewisse Härte attestieren muss, die sowohl auf der Ebene des Gezeigten (Gewaltdarstellungen und Actionszenen), als auch auf einer emotionalen Ebene beim Zuschauer ankommt. Je tiefer Makoto in den ihr anvertrauten Fall eindringt, desto klarer wird eine Botschaft, die schon mal die Grenzen zwischen „gut“ und „böse“ verwischt, und dabei Zweifel aufkommen lässt, ob der Puppenspieler nun eine Bedrohung darstellt, oder ob dies gar vom Team der Spezialeinheit ausgeht. It’s thinking, it’s evolving… Mehr darf ich nun wirklich nicht verraten. Es wäre schade um jeden Spoiler.

Der Fortschritt der Forschung, die Erschaffung des „perfekten“ Menschen. Fast schon glaubt man, dass genau so etwas passieren könnte, wenn man Gott spielen möchte. Hierauf zielt Ghost in the Shell ganz klar ab. Muss man denn alles tun, bloß weil man alles kann? Nimmt man vielleicht zu viel hin und hinterfragt einen Sinn erst, wenn „das Kind in den Brunnen gefallen“ ist? Was bleibt, wenn man aus Menschen versucht etwas zu machen, ohne dass einem die Konsequenzen bewusst sind? Sind es vielleicht gerade die Schwächen, die uns menschlich machen?

Sorry, dass ich hier ein wenig abgeschweift bin. Obwohl – nicht wirklich, aber das merkt ihr schnell, wenn ihr den Film schaut. Wer gefallen an Geschichten wie BLADE RUNNER, TERMINATOR und Co. hat, der kommt an Ghost in the Shell einfach nicht vorbei.

Die mir vorliegende BluRay ist KSM hervorragend gelungen. Zunächst einmal ist positiv anzumerken, dass die hohe Auflösung den Film absolut bereichert, und die Detailverliebtheit der Produktion sehr gut hervorhebt. Sehr gute Bildschärfe, leichtes Filmkorn und das, ohne die eher kontrastarme Farbgebung des Films zu verändern. Schöner sah das Werk nie aus! Die Tonspuren liegen in DTS-HD 5.1 vor (Deutsch). Die japanische Sprachfassung sogar in 6.1. Ich habe mir den Film mit der neuern DVD-Synchro angeschaut, und habe danach Vergleiche zur deutschen Erstsynchro gezogen, die damals auf dem VHS Release zu finden war. Mir persönlich sagt die Neusynchronisation mehr zu, da die Dialoge etwas weniger „holperig“ wirken, und die Sprecher insgesamt etwas motivierter und professioneller klingen. Ich möchte damit aber nicht sagen, dass die Ur-Synchro schlecht ist, sie klingt halt nur etwas „unrunder“ und ist immer noch „okay“. Allerdings ist die Abmischung der Neusynchro deutlich differenzierter, klarer und wuchtiger.

Im Bereich des Bonusmaterials hat man sich nicht lumpen lassen, und tischt mit einem Making-of, einer Featurette zur Produktion, einem Musikvideo, Trailern und einer Bildergalerie ordentlich auf. Fanservice de Luxe. Allerdings habe ich bei KSM auch nichts anderes erwartet!

Mein Fazit fällt kurz und schmerzlos aus. Kauft man sich den Kult-Anime, der eine durchdachte Geschichte in spannende Action verpackt in dieser Veröffentlichung? JA! Genug gesagt (geschrieben)!

Trailer:

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