Koch Films beschenkt Heimkinofans nicht nur regelmäßig mit Genre-Knallern in tollen Editionen, sondern sorgt sich auch um Liebhaber der etwas leichteren Kost. Die dürfen sich freuen, denn seit Kurzem sind die beiden FLETCH-Filme mit Chevy Chase auf Blu-Ray erhältlich, in denen der Kult-Comedian in die Rolle eines schlagfertigen Reporters schlüpft. Wir knöpfen uns an dieser Stelle den Erstling FLETCH – DER TROUBLEMAKER (1985) vor und schauen mal, ob die Krimi-Komödie auch knapp 35 Jahre später noch zu unterhalten weiß.

Originaltitel: Fletch

Drehbuch: Andrew Bergman; nach einem Roman von Gregory Mcdonald
Regie: Michael Ritchie

Darsteller: Chevy Chase, Joe Don Baker, Dana Wheeler-Nicholson, Tim Matheson, M. Emmet Walsh, Geena Davis…

Artikel von Christopher Feldmann

Manchmal ist es schon schön, wenn man Pressemuster zu Filmen bekommt, die man noch nicht gesehen hat, besonders wenn Schauspieler darin mitwirken, die man ohnehin gerne sieht. Im Falle von FLETCH (1985) stellte sich eine gewisse Vorfreude ein, gingen die beiden Komödien doch irgendwie immer an mir vorbei, obwohl ich ein Fan von Chevy Chase bin. Der Schauspieler und Komiker, der in den 1970er Jahren durch die kultige Sketch-Show SATURDAY NIGHT LIVE (SNL) bekannt und letztendlich berühmt wurde, steht seit jeher für treffsichere Comedy-Unterhaltung. Wahrscheinlich dürfte wohl jeder, der in den letzten 40 Jahren etwas Popkultur mitbekommen hat, seine Rolle als tollpatschiges Familienoberhaupt Clark Griswold aus der, von John Hughes erdachten, VACATION-Reihe kennen, doch Chase hatte stets noch weitere Eisen im Feuer. Egal ob CADDYSHACK (1980) oder DREI AMIGOS (1986), der renommierte Showman war stets eine Bank. Im fortgeschrittenen Alter konnte er auch nochmal in der großartigen Comedyserie COMMUNITY von Dan Harmon glänzen, in der als gealterter Millionär Pierce Hawthorne eines der Highlights war. Seinen Zenit hatte Chase aber definitiv in den 1980er Jahren, auf dem auch die Komödie FLETCH – DER TROUBLEMAKER entstand, welche auf dem gleichnamigen Roman von Gregory Mcdonald basiert. Bis heute gehört die Rolle des investigativen und turbulenten Journalisten zu den liebsten Rollen von Chevy Chase, die nun in frischem High Definition für den deutschen Markt verfügbar ist.

Handlung:
Der Journalist Irwin M. Fletcher (Chevy Chase), genannt Fletch, gehört unter dem Pseudonym „Jane Doe“ zu den Zugpferden der Los Angeles Times. Für eine Artikelserie recherchiert der wortgewandte Reporter undercover als Junkie an den Stränden der Stadt, um ein Drogennetzwerk aufzudecken. Sein Leben ändert sich plötzlich, als ihn der Pilot und Unternehmer Alan Stanwyk (Tim Matheson) aufgabelt. Für eine Summe von 50.000 US-Dollar soll der vermeintlich obdachlose Fletch seinen Gönner ermorden, da er unheilbar an Knochenkrebs erkrankt ist und die Lebensversicherung bei Selbstmord nicht zahlt. Zum Schein willigt Fletch ein und beginnt zu recherchieren. Schnell kommt er zur Erkenntnis, dass Stanwyk überhaupt nicht krank ist und stellt Nachforschungen für die Hintergründe des unmoralischen Angebots an. Die bringen den Verwandlungskünstler schnell in Schwierigkeiten, denn auf einmal hat er es nicht nur mit Betrug im großen Stil, sondern auch mit korrupten Polizisten zu tun.

FLETCH stellt im Kern eine typische 80er-Komödie dar, die komplett auf den Humor des Hauptdarstellers Chevy Chase zugeschnitten ist. Mit der Romanvorlage hat die Tonalität des Films etwas weniger gemein. Man merkt deutlich, dass der Plot mit Wortwitz und Slapstick-Einlagen aufgemotzt wurde, um ein möglichst breites Publikum anzusprechen. Das tut dem Streifen sichtlich gut, da die das Drehbuch von Andrew Bergman nur leidlich in Schwung kommt. Bergman, der unter anderem auch als Regisseur und Autor für den 90er-Flop STRIPTEASE mit Demi Moore verantwortlich ist, schafft es kaum eine Form von Spannung zu erzeugen. Dafür beschäftigt er sich zu sehr damit, humoristische Szenen zu kreieren, in denen Chase seine Sprüche abfeuern kann. Die eigentliche Story, die auf dem Papier als wendungsreicher Krimi durchaus zu gefallen weiß, dümpelt daher leider etwas unaufgeregt vor sich hin. Wendungen werden recht überraschungsarm abgehandelt und erzeugen kaum ein „Aha“-Erlebnis beim Zuschauer, da Vieles nach der Hälfte recht offensichtlich ist.

Das klingt jetzt alles nicht so richtig, jedoch gehört FLETCH – DER TROUBLEMAKER zu jenen Filmen, die durch ihren Hauptdarsteller und dessen Performance um ein ganzes Stück aufgewertet werden. Chevy Chase macht hier seinem Ruf als R-Rated Comedian alle Ehre und agiert mit sichtlicher Spielfreude. Fletch ist ein leichtfüßiger Lebemann, der von einer turbulenten Situation in die nächste stolpert und sich mit, teils lustig hanebüchenen, Aktionen aus der Affäre ziehen muss. Hier kann Chase alle Register ziehen und vereint zotigen Humor, Slapstick, Wortwitz und freche Sprüche auf kongeniale Weise (seine Rolle als verdeckt recherchierender Journalist in der Drogenszene bekommt dabei nochmal etwas mehr Komik, wenn man mal Chevys eigene Drogen- und Alkoholvergangenheit blickt). Das führ dazu, dass Nebenfiguren recht sang- und klanglos untergehen. Die Bösewichte, gespielt von Tim Matheson und Joe Don Baker, haben wenig Screentime und fungieren lediglich als Spielball für den Hauptdarsteller, der mit seiner Darbietung diese Schwächen immerhin gut ausmerzen kann. Schade ist eigentlich nur, dass die Antagonisten dadurch selten wirklich bedrohlich wirken. Auch profilierte Schauspieler wie M. Emmet Walsh und die noch junge Geena Davis verkommen leider nur zu Stichwortgebern. FLETCH ist eine One-Man Show für Chevy Chase, wer das nicht mag, wird an dem Film wahrscheinlich weniger Freude haben.

Regisseur Michael Ritchie, auf dessen Konto auch Filme wie FREIBEUTER DES TODES (1980) oder AMERICAN WILDCATS (1986) gehen, schafft es, dem Film eine wohlige 80er-Atmosphäre zu geben, die den Zuschauer wunderbar in das Jahrzehnt der obskuren Frisuren zurückversetzt. Manchmal fühlt man sich ein wenig an Filme wie BEVERLY HILLS COP (1984) erinnert, wenn Chase sich auf komische Art und Weise in die Tennisclub-Szene mogelt und mit seinem Plappermaul den ein oder anderen an der Nase herumführt. Für den nötigen Touch Nostalgie sorgt auch der Soundtrack von Komponist und Produzent Harold Faltermeyer, der mit dem eben erwähnten Eddie Murphy-Vehikel und seinem Theme AXEL F. Musikgeschichte geschrieben hat. Auch FLETCH wird von Faltermeyers eingängigem Synthie-Pop veredelt, besonders der Titelsong „Bit by Bit“ von Stephanie Mills bleibt nachhaltig im Ohr und ist prompt in meiner SPOTIFY-Playlist gelandet. Mehr 80s-Sound geht nicht.

Die Blu-Ray von Koch Films präsentiert die Komöde, die an den Kinokassen ein respektabler Erfolg war, erstmals einzeln im Keep-Case. Bereits 2016 veröffentlichte das Label den Film, samt Sequel, in einer Doppel-Edition auf blauer Scheibe. Bei der Neuveröffentlichung handelt es sich vermutlich um ein einfaches Repack (andere Informationen waren nicht zu finden). Das Bild ist schön scharf, besitzt aber immer noch genug Filmkorn, was Produktionen dieses Alters immer ein wenig authentischer macht, als wenn alles totgefiltert wird. Zwar hat man das Gefühl, dass immer noch ein wenig Luft nach Oben ist aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Bei der Tonqualität gibt es indes nichts zu beanstanden. Im Bonusmaterial findet sich neben dem obligatorischen Trailer und einer Bildergalerie, ein Making-Of und ein Featurette.

Aufgrund des Erfolgs, folgte 1989 eine Fortsetzung unter dem Titel FLETCH LIVES!, welche in Deutschland als FLETCH – DER TAUSENDSASSA erschien. Das Sequel schnitt etwas Schwächer ab, war aber trotzdem noch ein respektabler Erfolg. Eigentlich sollte auch ein dritter Teil folgen, der jedoch bis heute nicht zu Stande kam. Die Entwicklung wurde über Jahre hinweg immer wieder angetrieben, Kevin Smith sollte Regie führen, doch aufgrund Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Chase wurde der Film nie realisiert. Auch ein angedachtes Prequel, unter dem Titel FLETCH WON!, steckt schon seit über 15 Jahren in der Entwicklungshölle fest.

Fazit:
FLETCH – DER TROUBLEMAKER (1985) ist eine vergnügliche, turbulente und freche Komödie, die auf wohlige Weise den Geist der 1980er atmet und ganz auf den Hauptdarsteller Chevy Chase zugeschnitten ist. Der macht einen tadellosen Job und sorgt mit viel Spielfreude für eine Vielzahl an schönen Gags und herrlich absurden Momenten, was etwas über den fehlenden Drive der Story und die dezent verheizten Nebendarsteller hinwegtröstet. Fans kommen bei der Blu-Ray voll auf ihre Kosten!

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