Ab Donnerstag wütet wieder Keanu Reeves als hundefreundlicher Ex-Killer über die hiesigen Kinoleinwände. Und weil der dritte Teil der Action-Reihe gerade ziemlich hohe Resonanz genießt, hatte NETFLIX wahrscheinlich den Plan, mit MARIA (2019) einen kleinen Appetithappen für die hungrigen Fans anzubieten, um sich schon mal angemessen in Stimmung zu bringen. Wir haben mal geschaut, ob die philippinische Female-Variante ebenso schlagfertig und treffsicher in Erscheinung tritt.

Originaltitel: Maria

Drehbuch: Yz Carbonell, Rex Lopez
Regie: Pedring Lopez

Darsteller: Cristine Reyes, Germaine De Leon, KC Montero, Guji Lorenzana…

Artikel von Christopher Feldmann

Die Philippinen, der Ort an dem Genre-Träume entstanden. So war das zumindest vornehmlich in den 1960er und 1970er Jahren, als B-Film Produzenten aus aller Welt ihre Zelte dort aufschlugen, um unterhaltsamen Mumpitz zu drehen. Nicht selten waren die Philippinen ein exotisch anmutender Schauplatz, wenn man Actionfilme drehen wollte. Die Locations waren gut, die Kosten ziemlich gering. So manches Rip-Off wurde dort schon heruntergekurbelt, und diese Arbeitsweise scheint auch heute durchaus gängig zu sein. Wenn man sich nämlich Pedring Lopez‘ Auftragskiller-Schlachtplatte MARIA (2019) ansieht, werden zweifellos Erinnerungen an die Figur wach, die Keanu Reeves gerade, sehr erfolgreich, zum dritten Mal verkörpert. Das liegt nicht nur an der Bad-Ass-Attitüde, sondern auch an dem generischen Plot. Aber warum mit Einzelheiten aufhalten, denn wir wollen es ordentlich krachen sehen. Zumindest in diesem Punkt eignet sich der Streifen als solider Zeitvertreib.

Handlung:
Lily (Cristine Reyes) war einst die beste in ihrem Job, eine hochprofessionell ausgebildete Auftragsmörderin für ein berüchtigtes Drogenkartell in Manila. Doch sie hat sich abgewendet, ihren Tot vorgetäuscht und, unter dem Namen Maria, ein neues Leben aufgebaut, inklusive Ehemann und Tochter. Doch als eines Tages Kaleb (Germaine De Leon), Sohn des Kartell-Chefs, die untergetauchte Assassine wiedererkennt, ist es vorbei mit der Beschaulichkeit. Die Schergen ihres ehemaligen Arbeitgebers wollen ihr ans Leder und nehmen ihr dabei ihr Liebstes, ihre Familie. Angetrieben von Rache, erwachen ihre alten Instinkte und nun müssen Kaleb und seine Jungs begreifen, dass man sich mit Frauen besser nicht anlegt.

Der geneigte Zuschauer wird ganz schnell merken, dass die Handlung von MARIA ziemlich dünn ist. Der Actionfilm frönt ungeniert allen Plattitüden des „ehemaliger Killer/Söldner/Cop/Agent muss noch einmal seine Fähigkeiten anwenden, um die bösen Jungs zur Strecke zu bringen“-Genres und stützt sich dabei recht selbstsicher auf die Tatsache, dass hier dieses mal eine Frau zeigt, wo der Frosch die Locken hat. So ähnlich hat man das letztes Jahr mit Jennifer Garner in PEPPERMINT versucht, was aber ziemlich halbgar anzusehen war. Die philippinische Kollegin macht wenig anders und serviert Story-Klischees am laufenden Band. Ehemalige Auftragskillerin, die natürlich die beste von allen war, und rachsüchtige Gangster verhalten sich, wie man es eben erwartet. Die Familie der Protagonistin muss natürlich auch dran glauben, da sie immerhin eine Motivation brauch, um ihre Gegner niederzumähen.

Ich habe mit sowas kein Problem, nur versucht Regisseur Lopez zwanghaft cool zu sein und seine Darsteller so anzuweisen, wie er es selbst wahrscheinlich aus ausländischen Produktionen kennt. Nicht selten erweckt es den Anschein, als hätte er seinem Personal ein paar B-Titel vorgeführt und gesagt: „So wirds gemacht!“. Das sorgt hin und wieder für unfreiwillige Komik, wie etwa wenn Hauptdarstellerin Reyes wartet, bis ein Fabrikgebäude explodiert, nur um dann ganz cool und bad ass wegzugehen; Cool Women don’t look at Explosions!

Auch wenn das narrativ nicht überraschend ist, kommt es am Ende sowieso auf die Action an und die ist eigentlich gar nicht so schlecht. Die Kämpfe sind ansehnlich, die Shootouts auf okayem Niveau. MARIA geht nun mal die kreative Finesse ab, die zum Beispiel der Eingangs erwähnte JOHN WICK an den Tag legt. Zu flach ist die Inszenierung, zu statisch die Kamera. Immerhin bekommt man kein Schnittgewitter, wie bei den Vehikeln, in denen sich Liam Neeson so tummelt, jedoch hätte es etwas mehr sein dürfen, als Weitwinkel und Vogel-Perspektive. Dafür geizt der Film nicht mit blutigen Tatsachen, denn es wird in zahlreiche Köpfe geschossen und das Messer, dass unsere „Heldin“ mit sich führt, quasi ihre Signature, kommt auch oft zum Einsatz, so dass das Blut schön spritzen darf. Das ist jetzt nicht auf dem Gore-Level eines THE NIGHT COMES FOR US (2018) aber vollkommen ausreichend. Die Folterszene, die keine inhaltliche Relevanz hat, in der ein Mann einen elektrischen Stab in den Allerwertesten bekommt, hätte es aber nicht unbedingt gebraucht.

Cristine Reyes macht eine gute Figur als Killer-Lady, was vermuten lässt, dass sie gerne in Action-betonten Rollen agiert. Der Rest der Besetzung neigt indes gerne zum Overacting, was den Film nicht besser macht aber zumindest für unterhaltsame Szenen sorgt. Wer jetzt Bock hat, der kann sich MARIA auf NETFLIX ansehen, allerdings nur im Originalton mit deutschen Untertiteln.

Fazit:
Mit MARIA (2019) schickt NETFLIX passend zum Kinostart von Kollege Wick eine weibliche Variante an den Start. Natürlich kann die philippinische Produktion der kultigen Action-Orgie nicht das Wasser reichen und wirkt in vielen Momenten arg konstruiert und künstlich auf cool getrimmt. Wer aber etwas Futter für Zwischendurch braucht, der kann gerne zugreifen, denn zum Weggucken reicht der Rache-Actioner allemal, wenn man keine hohen Erwartungen hat.

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